Habseligkeiten

Gedicht zum Thema Abschied

von  Isaban

Ich sah dir lange hinterher.
Als ich nun sah, du kommst nicht mehr,
nahm ich dein Lachen aus den Ohren,
auch deinen Blick von meinem Mund.

Weil ich was unternehmen musste,
weil, weil ich es nicht besser wusste,
ergriff ich meine Bürste und
ich strich dein Streicheln aus dem Haar.

Dein Flüstern wusch ich ab, dein Schweigen.
Den Tangoblick, die Vögelgeigen,
und Duft von deinem warmen Hals
verpackte ich in eine Kiste,

für alle Fälle, weißt du, falls.
Die sperrte ich, mit deinen Küssen,
zur Sicherheit im Keller ein,
verhängte unser altes Bild.

Dann übte ich Alleinesein.

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Kommentare zu diesem Text


 styraxx (09.12.07)
Ich höre aus diesem Gedicht Wehmut. Und das ist meine Lieblingsstelle:"... ergriff ich meine Bürste und / ich strich dein Streicheln aus dem Haar." einfach toll diese Wendung. Das lyrIch unternimmt etwas, muss sich mit der neuen Situation arangieren.

Schöne Nachtrgüsse

Cornel

 Isaban meinte dazu am 16.12.07:
Ich glaube, das Schlimmste, das man sich selbst antun kann ist Passivität.
Danke, Cornel, für deine Rückmeldung. Es freut mich, dass hier sowohl die Hilflosigkeit des LIs herüber kommt, als auch der Drang, etwas unternehmen zu müssen, um die Situation zu bewältigen.
Herzliche Grüße,
Sabine
Beaver (41)
(09.12.07)
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 Isaban antwortete darauf am 16.12.07:
Och, das ist obzön? Wie würdest du es denn ausdrücken?
Danke für deine Rückmeldung, Manu. Freut mich, nein, freut mich nicht, dass es deine Stimmung trifft, aber dass es dir gefällt freut mich.

Liebe Grüße,
Sabine
steinkreistänzerin (46)
(09.12.07)
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 Isaban schrieb daraufhin am 16.12.07:
Ja, falls.
Danke, Annette. Ich weiß schon.
Ganz viele liebe Grüße

Sabine

 Bohemien (09.12.07)
ein melancholisch, schmerzender text....was sind vögelgeigen?:)...lg bo

 BrigitteG äußerte darauf am 09.12.07:
Ich habe so den Verdacht, dass die Pünktchen auf dem "o" nicht zufällig da sind, Bo *g*.

 BrigitteG ergänzte dazu am 10.12.07:
ähm, also - Geigen klingen doch sehr süß und erfüllend, nicht wahr? Und es geht nicht um ein Vogelglück...
Tiger (45) meinte dazu am 10.12.07:
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 Isaban meinte dazu am 16.12.07:
@ Bo:
Ein phantastisches, sehr körperbetontes Streich- und Klanginstrument, das so gut wie nie in einem Solo brilliert, dafür aber im Duett, wenn virtuos gehandhabt, zu himmlischen Tönen und grandiosem Innenohrrauschen anschwellen kann - würde ich sagen.

@ Brigitte: Doch, doch, deine Definition hat was. *g* Bienchen und Blümelein und zwitschernde Vögelchen in Nestlein. Nee, lass dich nicht ärgern, definitiv eine gute und eindringliche Definition.

@ Tiger: Gelgeigen, ja? Ich fürchte, das musst du mir mal genauer erörtern.
Aber doch, doch, völkerverbindend - ich glaube, du bist nah dran.

Liebe Grüße,
Sabine

 AZU20 (09.12.07)
Da hast du dir aber viel Mühe gegeben vor dem Alleinesein. Aber einiges liegt ja in der Kiste und diese Habseligkeiten könnte man eines Tages vielleicht wieder auspacken. Wieder eins dieser gedichte, die mir auf Anhieb sehr gefallen, LG am 2. Advent

 Isaban meinte dazu am 16.12.07:
Danke, Armin.
Zumindest hat LI einiges gefunden, das ihm nicht genommen werden kann, wobei ich mir selbst nicht sicher ist, ob es sinnvoller ist, den Titelbegriff durch
"Haben + Seligkeiten" oder durch Habsel, so wie Füllsel zu definieren. Aber auch das kann eigentlich jeder Leser für sich selbst entscheiden. Schöner und romantischer ist das Erinnerungsschatzkästlein auf jeden Fall, als der Gedanke an eine Truhe, in die man nie wieder blicken will und die deshalb weggeschlossen wird.
Es freut mich, dass dir der Text gefällt.
Liebe Grüße,
Sabine
Locklin (48)
(09.12.07)
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 Isaban meinte dazu am 16.12.07:
Damit würde ich einen Trochäus zwischen die Jamben setzen (strich dein Streicheln aus dem Haar) und dadurch und durch den Bruch im Versmaß eine sehr starke Betonung einbauen, die ich an dieser Stelle nicht unbedingt setzen wollte, zusätzlich würde der Reim (und) zu "Mund" wegfallen, der meines Erachtens nach sowohl der Satzmelodie als auch zur Betonung der fließenden, miteinander verbundenen, stillen, durch das LI als notwendig erachteten Erledigungen der "Sortier- und Aufräumarbeiten" dienlich ist.

Der letzte Satz. Hm. Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Vielleicht wirkt er, von außen betrachtet, etwas melodramatisch, aber er ist das Resultat aus all dem, was vorher erzählt wird, muss also am Ende stehen, muss so wirken, als würde sich LI jetzt einen Hocker holen, auf die eigenen Atemzüge lauschen und warten, was die Zeit - oder die eigenen Gedanken - jetzt, nach dieser "Neuordnung" bringen. Ich denke noch mal in Ruhe drüber nach, ob ich ihn abmildern oder mit gleicher Intention umschreiben kann.

Danke, Hartmuth, für die kritische Auseinandersetzung mit meinem Text und die Gedankenanregungen.

Herzliche Grüße,
Sabine

 Bergmann (09.12.07)
formgelungen, wirklich schönes Gedicht.

 Isaban meinte dazu am 16.12.07:
Danke, Uli.
Deine Rückmeldung freut mich.
Liebe Grüße,
Sabine
Thor (30)
(11.12.07)
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 Isaban meinte dazu am 16.12.07:
Vielleicht eher ein "sich der neuen Situation stellen", ein Akzeptieren von Veränderungen, die man sich nicht gewünscht hat. Ein stilles Drübernachdenken, ein Sortieren in kleinen Schritten, was war, was geblieben ist, was niemand nehmen kann - und wie es jetzt (erstmal) weitergeht.
Lassen wir doch ruhig offen, was es ist. Selbstmitleid ablegen, warten, erkennen, resignieren, umorientieren, Schlussstrich oder einfach Atempause, bis man wieder nach außen treten kann... Ist Verarbeitung nicht immer eine Mischung aus allem?

Ich danke dir für deine gedankliche Auseinandersetzung mit meinem Text.
(Hab ich mir grade angehört. Thx)

Liebe Grüße,
Sabine
(Antwort korrigiert am 16.12.2007)

 poena (29.05.10)
liebe sabine,
ich habe nicht gelesen, welche kommentare du dazu schon bekommen hast...
aber ich glaube, es wurde selten besseres zum thema abschied geschrieben, selten treffender ausgedrückt, wie sich abschied anfühlt, und selten schönere worte dafür gefunden. wie furchtbar abschiedsschmerz auch sein mag... so wird er mir erträglicher.
dankt und grüßt dich, s

 Isaban meinte dazu am 29.05.10:
Ich danke dir für deine Rückmeldung.
Gute Nacht, du. Schlaf nachher gut, S.

 makaba (26.06.10)
DAS ist so WOW!

makaba

 Isaban meinte dazu am 27.06.10:
Danke, makaba.

Ich grüß dich.
janna (61)
(27.06.10)
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 Isaban meinte dazu am 27.06.10:
Vielen Dank, Janna. Das freut mich!

Liebe Grüße,

Sabine
HerzDenker (75)
(26.11.21, 08:18)
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