ach was bin ich dich am lieben
laß uns gleich mal nummern schieben
nummer eins zwei drei bis zehn
weiters werden wir dann seh'n
ach was bin ich mich am sehnen
wie sich doch die stunden dehnen
ehe ich dich wiederseh
glüh ich aus fast und vergeh
ach was bin ich dich am hassen
nein mein hass ist nicht zu fassen
nein mein hass paßt in nichts rein
doch gehasst soll nun echt sein
ach was bist du mir doch wumpe
mehr noch als so luft in pumpe
schnuppe bist du mir egal
leck mich kreuzweis’ tausendmal
ach was bin ich dich am missen
möcht dich tag und nacht nur küssen
komm bloß ach zu mir zurück
du verdammtes mist’ges stück
ach was bin ich mich am grämen
muß mich meiner ängste schämen
blüh an mauern richtig schön
und seh dich mit andern geh’n...
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vorm staffel-ei stand der pariser maler
doch malte so pariser leider nicht
der grund dafür war ein ziemlich banaler:
er kriegte längst mehr keine zu gesicht
denn weilte mittlerweile schon ne weile
fern dieser stadt der liebe im exil
das hatte sowohl vor- als auch nachteile
und wirkte sich aus auf motiv und stil
beim stil-leben zum beispiel mit banane
nebst apfel samt der sine hinten dran
wobei sich seine zugehfrau roxane
echt fragte wie man so was malen kann -
es frißt der teufel in der not halt fliegen
obgleich pariser kinderleicht zu kriegen...
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von tagen die gewesen zu berichten
von zeiten voller liebe lust und leid
den menschen uns zu nähern sie zu dichten
ist für die welt der zukunft schon gescheit
es lag wohl so ein glanz noch auf den tagen
egal wie hart die zeit war - dieser glanz
der da war ließ die menschen nicht so klagen
war auch ihr leben reinster totentanz...
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einst kniete mal vor gretchen wer im garten
und rang die hände quasi flehentlich:
"wie lang' soll ich noch auf dein ja-wort warten?!
ach gretchen du nur bist die welt für mich!"
so sülzte er das mädgen voll mit worten
man kann es wirklich schweinskopfsülze nenn'
sie fall'n auch gerne rein darauf die torten
ja keine fragt sich ernsthaft was denn wenn
echt alles nur erstunken und erlogen
was mir der kerl da schwört mit treuem blick -
ja hinterher wird wort für wort gewogen
nur führt dann oftmals kein weg mehr zurück:
sie sitzen schwanger da in schmach und schande
und pustekuchen ew'ge liebesbande!...
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das schöne ist an vorsätzen: sie lassen
sich liebend gern zum jahreswechsel fassen
noch schöner aber ist : läßt man sie los
dann kümmert das die vorsätze nicht groß...
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froh zwitschert schon manch piepmatz in den zweigen -
bald hängt der himmel ohnehin voll geigen
weil dann april ja doch zu ende geht
und toll im mai die welt in blüte steht
und herzen schlagen dank des liebesfalls
unaufhörlich quasi bis zum hals...
(4/16)
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Wallenstein mit seinem Astrologen
und Leibarzt Seni (19. Jh.)
seni sah liebend gerne
für wall'nstein in die sterne
und sprach zu ihm: “herr wallenstein
ihr habt zwar einen gallenstein
der mindert eure stärke
was ich als leibarzt merke
doch kommt zu tode dadurch nicht
weil euch demnächst wohl wer ersticht
das geben mir die sterne kund -
ansonsten seid ihr kerngesund!”...
Seni an der Leiche Wallensteins
(Carl Theodor von Piloty, 1855)
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was die macht der liebe macht
zeigt sich auch in mancher nacht
wo der mann beim weibe nächtigt
und sie quasi übermächtigt
voller saft und voller kraft
die oft süße kinder schafft
dank des weibes fruchtbarkeit
wenn dann erst das kindchen schreit
nach der mutter brust erfüllt
von dem wunsch daß sie es stillt
hat der mann sein werk getan
arbeitet, schafft geld heran
denn allein von luft und liebe
leben nicht mal tagediebe
das ging’ nur im paradies
aus dem gott uns einst verstieß -
hätt’ er machen müssen nicht
doch behielt so sein gesicht...
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erst sich leiden
dann sich scheiden
keines lässt sich von den beiden
kaum je dauerhaft vermeiden
liebe kommt so wie sie geht
weil die auch auf WECHSEL steht
und schon sind wir - ist nicht schwer -
beim zahlungs- statt geschlechtsverkehr...
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weil goethe in marienbad
nebst kuren sehr tief lieben tat
vergeblich allerdings total
auch weil die holde seiner wahl
weit jünger als er selber war
immerhin runde fünfzig jahr
entstand die schöne elegie
und aufgrund dieser weiß man wie
der dichterfürst darunter litt
sein herz machte schon echt was mit
voll von glühendem erbeben
doch so ist nun mal das leben
und schlug sein selbstbewußtsein leck -
das dichten half ihm drüber weg
wie vor und nach ihm manchen mann
der leid in worte fassen kann...
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"zwei seelen wohnen ach in meiner brust" -
nicht eine lieber freund zahlt dafür miete
sie hausen einfach drin nach herzenslust
ich werfe die bald raus - wenn wer mir riete
das nicht zu tun denn ihm fiele das schwer
kann er sie ja bei sich logieren lassen
für lau so sechzig jahre lang und mehr
da muß man sich echt an die birne fassen
dauernd sind die beiden sich am streiten
und liegen sich im brusthaus in den haaren
ordnungskräfte müßten glatt einschreiten
doch selten daß die mal zur stelle waren
"haus und grund" soll mich mal instruieren
tabula rasa will ich endlich machen
werd’ mich vor dem befreiungsschlag nicht zieren
und mir dann wahrlich eins in faustchen lachen...