Notwehrexzess

Kurzgeschichte zum Thema Vergessen

von  RainerMScholz

Wer nicht beim Dynamo in Eindhoven dabei war, als die Zelte im Regen wegschwammen und Exodus trotzdem Bonded by blood spielten, oder beim Mofaweitwurf mit Kuwe, den Amateurbands und den Bengalos, oder beim Autopsia-Auftritt in Aue mit Klaus am Mikro und Olaf am Schlagzeug kurz nach dem Mauerfall, der kann eh nicht mitreden.

Ich hab´ lauter beschissene Jobs gemacht, vom Nachtwächter bis zum Überlandfahrer; aber wem sollte ich das schon erzählen – alle von damals sind an Drogen- oder Alkoholabusus abgetreten, und die, die noch da sind, sind total verspießert. Wie ich übrigens auch. Keiner mehr übrig, der das kapierte, und ich auch nicht.

Das Maul des Igels ist weit offen, und ich hab´ überall meinen Finger `reingesteckt.

Mein Messer

sucht sich seine Wunde besser.

Das still und tot -schweigende und -geschwiegene Übereinkommen bedeutet, dass davon besser nicht mehr die Rede sein soll. Wovon? Vom vergessenen Leben. Aber vom Leben.

Tyranno Primatus Rex.

Ich kann auch weiter bis zur Blasnummer im Altersheim: warte, Schatz, ich nehm´ erst die Dritten `raus.

Ich erinnere mich nicht an die Wahrheit.

Dann sitze ich neben der Ankleide im Wartebereich für geparkte Männer in der weitläufigen Abteilung für Damenunterwäsche zwischen allen denkbaren Formen von Büstenhaltern; auf der Rolltreppe fährt eine junge Frau nach oben, während sie gedankenverloren aus ihrer rosa Nippelflasche trinkt. Doppel D, Trippel, einfach Cup.

Schicksalstücke.



© Rainer M. Scholz



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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (01.05.24, 16:10)
Ach ja, *heul)

 RainerMScholz meinte dazu am 03.05.24 um 15:33:
The kids are alright.
Gruß + Dank,
R.
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