VON DER
MILCHKANNE
UND DER
GASSENSCHÄNKE
EIN KINDHEITSTRAUMA
Als ich noch einst
ein Knäblein war
und war etwa im zehnten Jahr
juchheißa bei Regen und Sonne
da war`s für mich eine Wonne
den Auftrag
vom Vater zu bekommen:
Hier ist die Milchkanne
Zwei Liter passen rein
und hier das Geld fürs Bier
Also hole mir
eine volle Kanne
an der Gassenschänke
beim Germania Wirt
und beeile dich, denn
es dürstet mich
Am Heimweg trank ich
ein paar Schluck und wischte
mir den Schaum vom Mund
Der Vater glotzte in die Kanne
und stets war sein Befund
Herrgott
schenkt der schlecht ein
dieses geizige Schwein
Um keinen Verdacht zu erregen
nahm ich einen Löffel mit
und kurz bevor ich zurück kam
ich den langen Löffel nahm
und rührte das Bier herum
so daß der Schaum stand
bis zum Rand
Auch das merkte der Vater
und machte ein Theater:
Der schenkt ein mit zu viel Schaum
diesem Tropf ist nicht zu trau`n !
Doch eines schönen Tages
da war es furchtbar heiß
wie ich es noch weiß
und ich trank viel zu viel
vom Mlichkannenbier
und ich sagte mir :
Das kannst du nicht mehr
kaschieren
Der Vater wird dir ein paar
schmieren
oder in die Wirtschaft gehen
und sich drüber mokieren
über den Bierbetrug
und dann kommt alles raus
und man haut mich aus
Ich sah nur einen Ausweg
aus der Situation
als mißratener Sohn
vom Alkohol verführt
trunken vom Biergenuß
und ziemlich schlecht
bei Fuß
Ich torkelte heim
mit der leeren Kanne
in der Hand
wo ich
folgende Geschichte
erfand :
Sie war plausibel
und machte Sinn:
Ich sei gestolpert
an der Gehsteigkante
und ich fiel hin
mit der Kanne in der Hand
so daß das ganze Bier
im Rinnstein verschwand
Ich bin ein Fabulierer
und Alkoholiker
ein Lügner
und ein Story- Schmierer
und bin verantwortungslos
seh` meinen eigenen Vorteil bloß
Was hatte mich soweit gebracht
frag ich mich jede schlaflose Nacht
Mit Gassenschänken
und Milchkannen
hatte das Ganze
angefangen
und wuchs sich aus
bis zur Deformation
der Persönlichkeit
im Lauf der Zeit
Als ich nicht mehr
ein Knäblein war
juchheißa bei Regen
und Wind
da trank ich nicht mehr
aus der Milchkanne
sondern quasi
aus der Badewanne
und das Bier , das Bier
das rinnt
soviel schüttete ich in mich
hinein ...
Das
Gassenschänken- Trauma
muß es gewesen sein
daß ich überkompensierte
und mir zu viel Bier zuführt