All the same Differences
Predigt
von KopfEB
Kommentare zu diesem Text
Ich habe oftmals über deinen Text nachgedacht.
Da du das Wort "Spectrums" benutzt, glaube ich, dass du dich vor allem auf Autisten beziehst. Natürlich ist jeder verschieden, einzigartig. Doch wenn ein Gehirn anders funktioniert und die Welt ist aber auf eine andere Funktion der Wahrnehmung und des Miteinanders ausgerichtet (das sich auch voneinander differenziert, aber minimaler) erschwert das das Leben Betroffener, seien es Autisten, Menschen mit einer psychischen Krankheit u.a.
Wir nehmen uns immer auch durch die Brille der Außenwelt wahr. Und die Außenwelt behandelt Abweichungen von der strukturierten Gesellschaft oft mit Verhöhnung und Verpönung. Da passiert es, dass psychisch Kranke in einer Krise z.B. von der Polizei öfter erschossen werden, als "Gesunde". Oder Menschen mit Beeinträchtigung öfters Verbrechen oder sexuellen Übergriffen oder Mobbing zum Opfer fallen.
Da ich selbst eine psychische Krankheit habe, bin ich froh über die Möglichkeiten: eine (teilweise geförderte) Therapie, Psychopharmaka, Unterstützung bei der Arbeitssuche (die ich einmal hatte), Psychiateranalysen und und und.
Diese Möglichkeiten gibt es, weil die Gesellschaft langsam versteht, dass es Menschen gibt, die eine "andere" Gruppe sind, obwohl sie sich natürlich auch voneinander differenzieren. Weshalb sollte man einem Menschen, der von der Umwelt durchwegs als "anders" gesehen und behandelt wird, mit oft gravierenden Nachteilen, das Recht absprechen, sich als "anders" zu betiteln?
Man kann es natürlich auch sehen wie ein autistischer Jugendlicher in einer Doku "Ich sehe mich selbst als normal und alle um mich herum benehmen sich anders." (oder so ungefähr) Sehr cool finde ich das!
Da du das Wort "Spectrums" benutzt, glaube ich, dass du dich vor allem auf Autisten beziehst. Natürlich ist jeder verschieden, einzigartig. Doch wenn ein Gehirn anders funktioniert und die Welt ist aber auf eine andere Funktion der Wahrnehmung und des Miteinanders ausgerichtet (das sich auch voneinander differenziert, aber minimaler) erschwert das das Leben Betroffener, seien es Autisten, Menschen mit einer psychischen Krankheit u.a.
Wir nehmen uns immer auch durch die Brille der Außenwelt wahr. Und die Außenwelt behandelt Abweichungen von der strukturierten Gesellschaft oft mit Verhöhnung und Verpönung. Da passiert es, dass psychisch Kranke in einer Krise z.B. von der Polizei öfter erschossen werden, als "Gesunde". Oder Menschen mit Beeinträchtigung öfters Verbrechen oder sexuellen Übergriffen oder Mobbing zum Opfer fallen.
Da ich selbst eine psychische Krankheit habe, bin ich froh über die Möglichkeiten: eine (teilweise geförderte) Therapie, Psychopharmaka, Unterstützung bei der Arbeitssuche (die ich einmal hatte), Psychiateranalysen und und und.
Diese Möglichkeiten gibt es, weil die Gesellschaft langsam versteht, dass es Menschen gibt, die eine "andere" Gruppe sind, obwohl sie sich natürlich auch voneinander differenzieren. Weshalb sollte man einem Menschen, der von der Umwelt durchwegs als "anders" gesehen und behandelt wird, mit oft gravierenden Nachteilen, das Recht absprechen, sich als "anders" zu betiteln?
Man kann es natürlich auch sehen wie ein autistischer Jugendlicher in einer Doku "Ich sehe mich selbst als normal und alle um mich herum benehmen sich anders." (oder so ungefähr) Sehr cool finde ich das!
Entschuldige die späte Antwort, ich bin einfach nur extrem sporadisch außerhalb der Realität aktiv und damit auch hier auf der kv.
Aber ich möchte dennoch gerne verspätet auf deine so eloquente Meinung reagieren:
Ich kann deine Assoziation durchaus verstehen, mein Text war aber eigentlich nicht auf eine spezifische Gruppe von Menschen gemünzt, sondern allgemein gehalten. Ich bin mir nicht sicher, ob der Begriff "spectrum" auch im Englischen auf Autismus bezogen ist, im Deutschen natürlich schon. Aber auch da gilt das, was ich hier eigentlich ausdrücken wollte:
Niemand ist besonders, weil er sich einer bestimmten Gruppe zuordnet oder zugeordnet wird, geschweige denn "besonderer". Ich kenne einige Personen, u.a. in meiner Familie, die ebenfalls mit psychischen Abweichungen zu kämpfen haben, aber selbst wenn man nicht gerade schizophrene Psychose mit klinischer Depression vergleicht, sondern schlicht zwei Individuen mit Asperger-Autismus, also einer gemeinsamen "Gruppenzugehörigkeit", wird man nach meiner Erfahrung feststellen, dass die Unterschiede immer größer sind als die Gemeinsamkeiten. Deswegen halte ich nicht viel davon, uns in Gruppen aufteilen zu lassen und dann für diese Herden jeweils Sonderechte oder -pflichten einzuführen. Wir sollten jedes einzelne Lebewesen in dergestalt unterstützen, dass er/sie/es das eigene Leben sowie das aller anderen, Leben an sich am besten voranbringen kann. Und ja, da gehört dann im Zweifelsfall mehr Unterstützung für manche dazu, die diese für bestimmte Ziele benötigen, aber auch das gilt für alle gleich. Jeder kann irgendetwas besser als ein anderer, jeder braucht also bei manchem Unterstützung, die einen nur weniger und seltener als manch andere. Wir sollten uns bemühen, gemeinsam voranzukommen und unsere Stärken und Schwächen füreinander einzubringen und uns nicht hinter irgendwelchen Gruppenidentitäten verbarrikadieren, auf irgendwelchen Sonderrechten beharren, wenn diese nicht hilfreich sind.
Unsere größte(n) Gemeinsamkeit(en) ist(sind) unsere Unterschiedlichkeit (und unsere Fehlbarkeit) und darin sind wir alle gleich. Da hat der autistische Jugendliche aus deiner Doku absolut Recht.
Die Brille der Anderen, von der du sprichst, gilt es abzusetzen und zu ignorieren. An ihre Stelle muss Empathie treten, in ihrer Vollständigkeit wohlgemerkt, nicht nur ihre tumbeste Auswirkung des Mitleids. Wahre Empathie macht sich die Mühe, das Gegenüber als Lebewesen allgemein und individuell zu sehen und dadurch auch dessen Sicht auf einen Selbst zu verstehen, ohne sich durch die Brille der Anderen die eigene Sicht verzerren zu lassen.
Und wie ich schrieb, ich bin nicht die Gesellschaft und nicht bereit, mir durch ihre Fehler vorschreiben zu lassen, falsch zu handeln. Mag naiv und teilweise auch eine verstockte Dummheit in sich sein, aber so bin ich nunmal. Ich behandele meine Mitwesen stets so, wie sie mir begegnen und wie ich denke, dass es sie und alle anderen am besten unterstützt. Unabhängig davon, was irgendeine Mehrheit oder Minderheit davon hält.
Von den gesellschaftlichen Fortschritten hin zu dieser Erkentnnis, von denen du ja auch sprichst, so eingeschränkt sie teilweise durch scheinbar notwendige Schubladen auch sein mögen, bin ich natürlich auch überzeugt. Sonst würde z.B. mein psychotischer Cousin immer noch in meinem Haus leben und hätte es nur mit meiner Hilfe vermutlich nicht geschafft, ein zumindest weitgehend selbstständiges Leben führen zu können. Dafür bin ich aus egositischen und nicht-egoistischen Gründen selbstverständlich sehr dankbar.
Ich würde niemals auf die Idee kommen, jemandem das Recht abzusprechen, sich als "anders" zu betrachten oder zu betiteln, im Gegenteil, "we are all different". Aber darum hat jeder das Recht, sich auf sein individuelles Anderssein zu berufen, im gleichen Ausmaß wie alle anderen und das sollte uns zusammenführen, nicht auseinanderdividieren.
Aber ich möchte dennoch gerne verspätet auf deine so eloquente Meinung reagieren:
Ich kann deine Assoziation durchaus verstehen, mein Text war aber eigentlich nicht auf eine spezifische Gruppe von Menschen gemünzt, sondern allgemein gehalten. Ich bin mir nicht sicher, ob der Begriff "spectrum" auch im Englischen auf Autismus bezogen ist, im Deutschen natürlich schon. Aber auch da gilt das, was ich hier eigentlich ausdrücken wollte:
Niemand ist besonders, weil er sich einer bestimmten Gruppe zuordnet oder zugeordnet wird, geschweige denn "besonderer". Ich kenne einige Personen, u.a. in meiner Familie, die ebenfalls mit psychischen Abweichungen zu kämpfen haben, aber selbst wenn man nicht gerade schizophrene Psychose mit klinischer Depression vergleicht, sondern schlicht zwei Individuen mit Asperger-Autismus, also einer gemeinsamen "Gruppenzugehörigkeit", wird man nach meiner Erfahrung feststellen, dass die Unterschiede immer größer sind als die Gemeinsamkeiten. Deswegen halte ich nicht viel davon, uns in Gruppen aufteilen zu lassen und dann für diese Herden jeweils Sonderechte oder -pflichten einzuführen. Wir sollten jedes einzelne Lebewesen in dergestalt unterstützen, dass er/sie/es das eigene Leben sowie das aller anderen, Leben an sich am besten voranbringen kann. Und ja, da gehört dann im Zweifelsfall mehr Unterstützung für manche dazu, die diese für bestimmte Ziele benötigen, aber auch das gilt für alle gleich. Jeder kann irgendetwas besser als ein anderer, jeder braucht also bei manchem Unterstützung, die einen nur weniger und seltener als manch andere. Wir sollten uns bemühen, gemeinsam voranzukommen und unsere Stärken und Schwächen füreinander einzubringen und uns nicht hinter irgendwelchen Gruppenidentitäten verbarrikadieren, auf irgendwelchen Sonderrechten beharren, wenn diese nicht hilfreich sind.
Unsere größte(n) Gemeinsamkeit(en) ist(sind) unsere Unterschiedlichkeit (und unsere Fehlbarkeit) und darin sind wir alle gleich. Da hat der autistische Jugendliche aus deiner Doku absolut Recht.
Die Brille der Anderen, von der du sprichst, gilt es abzusetzen und zu ignorieren. An ihre Stelle muss Empathie treten, in ihrer Vollständigkeit wohlgemerkt, nicht nur ihre tumbeste Auswirkung des Mitleids. Wahre Empathie macht sich die Mühe, das Gegenüber als Lebewesen allgemein und individuell zu sehen und dadurch auch dessen Sicht auf einen Selbst zu verstehen, ohne sich durch die Brille der Anderen die eigene Sicht verzerren zu lassen.
Und wie ich schrieb, ich bin nicht die Gesellschaft und nicht bereit, mir durch ihre Fehler vorschreiben zu lassen, falsch zu handeln. Mag naiv und teilweise auch eine verstockte Dummheit in sich sein, aber so bin ich nunmal. Ich behandele meine Mitwesen stets so, wie sie mir begegnen und wie ich denke, dass es sie und alle anderen am besten unterstützt. Unabhängig davon, was irgendeine Mehrheit oder Minderheit davon hält.
Von den gesellschaftlichen Fortschritten hin zu dieser Erkentnnis, von denen du ja auch sprichst, so eingeschränkt sie teilweise durch scheinbar notwendige Schubladen auch sein mögen, bin ich natürlich auch überzeugt. Sonst würde z.B. mein psychotischer Cousin immer noch in meinem Haus leben und hätte es nur mit meiner Hilfe vermutlich nicht geschafft, ein zumindest weitgehend selbstständiges Leben führen zu können. Dafür bin ich aus egositischen und nicht-egoistischen Gründen selbstverständlich sehr dankbar.
Ich würde niemals auf die Idee kommen, jemandem das Recht abzusprechen, sich als "anders" zu betrachten oder zu betiteln, im Gegenteil, "we are all different". Aber darum hat jeder das Recht, sich auf sein individuelles Anderssein zu berufen, im gleichen Ausmaß wie alle anderen und das sollte uns zusammenführen, nicht auseinanderdividieren.
Danke, KopfEB, für deine tief gedachte Antwort! Wenn dein Text nicht irgendetwas in mir angesprochen und aufgewühlt hätte, hätte ich nicht sosehr darüber nachgedacht. Und Texte, die aufwühlen und ansprechen sind wichtig.
Ich glaube, ich verstehe dich nun besser. Nur eines mag ich noch hinzufügen... Ich finde es wichtig, dass es "Mental Health" Aktivisten oder einen Blinden- und Sehbehindertenverband usw. gibt oder Redner wie die (leider verstorbene) Claire Wineland, die kranken Menschen oder Menschen mit Beeinträchtigungen ein Sprachrohr in der Gesellschaft sind.
Was du für deinen Cousin getan hast, hat auch meine Family für mich in einer Psychose getan. Das werde ich ihnen nie vergessen.
Liebe Grüße,
Stefanie
Ich glaube, ich verstehe dich nun besser. Nur eines mag ich noch hinzufügen... Ich finde es wichtig, dass es "Mental Health" Aktivisten oder einen Blinden- und Sehbehindertenverband usw. gibt oder Redner wie die (leider verstorbene) Claire Wineland, die kranken Menschen oder Menschen mit Beeinträchtigungen ein Sprachrohr in der Gesellschaft sind.
Was du für deinen Cousin getan hast, hat auch meine Family für mich in einer Psychose getan. Das werde ich ihnen nie vergessen.
Liebe Grüße,
Stefanie
Antwort geändert am 01.10.2022 um 11:07 Uhr
Es freut mich zu lesen, dass du Unterstützung in deiner Familie finden kannst. Das ist enorm wichtig und die Familie eine der wenigen Gruppen, die ich in ihrem Existenzanspruch vollumfänglich akzeptiere und unterstütze. (Biologisch betrachtet die genetische Einheit, aber das führt jetzt zu weit in eine andere Richtung)
Und ich gebe dir Recht, es ist wichtig, dass es die von dir beschriebenen Organisationen und Menschen gibt, wenn auch aus traurigen Gründen, denn es sollte sie nicht geben müssen und das nicht, weil ihre Arbeit schon längst hat getan sein sollen, sondern weil sie für das Richtige nicht notwendig ist. Aber das ist der verzweifelte Utopist in mir.
Schwierig wird es, wenn diese sich in den selben Fallstricken der Macht verfangen, wie alle anderen vor und nach ihnen. Und das geschieht, immer. Vielleicht nicht immer auf individueller Ebene, es gibt seltene Ausnahmen wie z.B. einen Ströbele, um mal einen Politiker als Teil des gesellschaftlichen Machtapparates zu nennen, aber doch auf institutioneller Gruppenebene. Jegliches menschliche Streben wird schlussendlich und zwangsläufig durch die gleichen evolutionären Mechanismen der Macht ausgehebelt. Der einzige Weg aus dieser Misere ist Wahrheit, Erkenntnis und resultierende Einheit. Und da hat keine Bewegung etwas zu suchen, die abgrenzen und Unterschiede aufzeigen will, ausnahmslos keine.
In unseren Unterschieden liegt unsere Gemeinsamkeit, nicht andersherum.
Und ich gebe dir Recht, es ist wichtig, dass es die von dir beschriebenen Organisationen und Menschen gibt, wenn auch aus traurigen Gründen, denn es sollte sie nicht geben müssen und das nicht, weil ihre Arbeit schon längst hat getan sein sollen, sondern weil sie für das Richtige nicht notwendig ist. Aber das ist der verzweifelte Utopist in mir.
Schwierig wird es, wenn diese sich in den selben Fallstricken der Macht verfangen, wie alle anderen vor und nach ihnen. Und das geschieht, immer. Vielleicht nicht immer auf individueller Ebene, es gibt seltene Ausnahmen wie z.B. einen Ströbele, um mal einen Politiker als Teil des gesellschaftlichen Machtapparates zu nennen, aber doch auf institutioneller Gruppenebene. Jegliches menschliche Streben wird schlussendlich und zwangsläufig durch die gleichen evolutionären Mechanismen der Macht ausgehebelt. Der einzige Weg aus dieser Misere ist Wahrheit, Erkenntnis und resultierende Einheit. Und da hat keine Bewegung etwas zu suchen, die abgrenzen und Unterschiede aufzeigen will, ausnahmslos keine.
In unseren Unterschieden liegt unsere Gemeinsamkeit, nicht andersherum.
Antwort geändert am 01.10.2022 um 12:58 Uhr