Matze, der Museumsmuffel

Skizze

von  Gabyi

Er langweilte sich jedesmal zu Tode, wenn er gezwungen wurde, in ein Museum zu gehen. Allein die Vorstellung der muffigen und staubigen Exponate ließen sein Blut förmlich austrocknen und innerlich verkrusten. Er konnte nichts dafür und auch nichts dagegen machen. Ein einschlägiges Erlebnis in seiner Kindheit seines kurzen Lebens hatte ihn dahin gebracht, derartige Empfindungen zu verspüren.
Karl Friedrich, sein Nachhilfelehrer aus Königsberg, trug die Schuld an diesem Missgefühl. Der war so knochentrocken in seinen Erläuterungen und Beschreibungen des kulturellen Erbes gewesen, dass es Matze jegliche Freude nahm, den alten Errungenschaften etwas abzugewinnen. Ein gemeinsamer Museumsbesuch artete in einem unentrinnbaren Fiasko aus, als Karl Friedrich ihn stocksteif und vollkommen uninspiriert über den Dreißigjährigen Krieg belehren wollte. Matze dauerte der Krieg viel zu lange, er bekam einen Tobsuchtsanfall mit einem tyrannischen Wutausbruch und zertrümmerte eine Glasvitrine mit einem mitgebrachten Regenschirm. Das Glas war zeitbedingt noch kein Sicherheitsglas gewesen. Der Junge hatte unerkannt Asperger gepaart mit ADHS und sein Nachhilfelehrer wollte doch nur Geld mit ihm verdienen. Die Rechnung mussten am Ende die Eltern zahlen. Die Eltern sind immer schuld, das wussten diese nur zu gut. Und sie ließen ihr Kind fortan nur noch zu “Kunst im Bunker” gehen.


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