Alle 826 Texte von Georg Maria Wilke

Ich habe dich in mein Herz gesetzt, ein Nest aus warmen Blüten, das samtne Schwarz der Flügel, wie soll ich es behüten? Der Flügelschlag greift nach Amerika, das blaue Band, das uns verband, es gebe mir des Brotes Licht auf...

Wenn mein Mund ein erstes Schweigen sei das letzte Wort sei Herzensstille so brach das Schweigen nur der Wille: sei ganz Ton, ganz Klang, ganz Melodei berauschende klingende Fülle

Ich kenne dich, deine leuchtende Krone fiel in meinen Schlaf. Ich war auf Wanderschaft zwischen Erde und Himmel und mein pochendes Herz wurde eine Sonne, eine Sonne zur Mitternacht. Ich sollte die Welt hüten, die als blaue Perle zwischen all...

Gottlob! - der Misanthrop, sich selbst belog. Einst war er Menschenhasser, nun ist er viel gefaßter und sieht - er haßt sich selbst, den er belog, der Misanthrop.

Leicht geöffnet, Dermatomen gleich, zieht Persephoné über das Erdenreich, eine gangräne Wunde ist ihr Sein nach subcutanen Fröstelein. . Sie allein weiß sich zu schützen, sie allein sträubt sich vor...

Es flieht das Glück dem Stundenglas, das keiner Zeit verpflichtet, im Glase zeitlos sich verdichtet, an keinen Ort gebunden, für nicht erfüllte Stunden, den hoffenden Menschen vergaß.

Schweigen liegt als Last meiner offenen Lippen in den Augen der Kinder, die den Silberglanz ihrer Herkunft verließen, durch das Tor der Sonne schritten, um seiend zu sein, wesend, in sich selbst, um später zu wesen und wesentlich Wesen...

Geheimnisvoll verborgen, doch offenbar zugleich, drang der Zahlen Gesetz der Musik ins Weltenreich. Das Chaos der stummen, versteinerten Welt, durch geistiges Gesetz das Leben erhält. Dies zeigt sich in der Macht der Musik, die den starren,...

Ein Mobile aus Träumen schwebt, an dunklen Sternen aufgehängt über meinem Universum, begrabt nicht die Sterne, wenn sie erlöschen, begrabt die Träume auf der Milchstrasse, ein neues Weltall entsteht nicht durch...

Was ist es was die Leere fasst ist es ein Nichts doch Alles passt hinein ist es der Glaube der sich verloren glaubt allein sogar das Höchste zeigt sich dort verloren stiehlt es sich hinfort und wird ganz klein

Phantasias Macht vor veschlossenem Hadestor, Lebenskraft sich im stygischen Wasser verlor, Unbekannte Wege, veloschenes Lebenslicht, Tod und Schrecken spiegeln sich im Angesicht, Ohnmacht den menschlichen Mut zerbricht.

Das Morgenlicht erfasste sanft den Horizont, Bethanien nur Schritte noch entfernt, da plagte Seelenhunger sein waches ICH. Der Feigenbaum, belaubt mit sattem Grün, keine Früchte zierten ihn. Einst war der Baum Dionysos geweiht, und...

ruht ein Zeugnis der Waben – Honiggetalt bricht sich am Licht, doch leichter der Klang in Orpheus Gaben, wenn im Stein die Melodie erlischt, die Welt, ein klangloses Klagen, wird Sprache im Gedicht.

Schon kündet Krähenruf die Sonne flügelschlagend den nahen Tod der auf das reife Feld in Kreisen auf die gelben Ähren fällt von diesem bittren Abschied der dich in seine schwarzen Schwingen nimmt die Zeit sie rinnt als...

Tintenschwarz träufelt nachtblinder Schein ins Magnesiumlicht. Schwermut bleicht die Schlangenhaut, die Rinde korkt vom Liebesbaum, sie schließt die Welt, vom Horizont geblendet, in ein Eichenfass. Der Schlüssel hütet schon...

Die Straße steigt himmelwärts, abgebrochen ruht der Horizont. Die Farben jagen späte Lichter. Ein Schattenkind spielt Weltenrichter. Der alte Kronos auf der Straße wohnt, Melancholie, schweres Erz. Häuserfluchten fallen...

Sprachwende, Sprachwände. Das triste Mauerwerk, belebt durch Worte, die Sprache wendet sich, bildet Sprachwände, die den Sandstein aus dem Schlafe hebt, durch vieler Dichter Hände.

Es welkte die kaum geborene Liebe an den Abenden dahin, unerfüllt starb mein Herz hinter den Rosenhecken, es erloschen die Abende, in den Gärten wurde es Nacht. Auf feinen Silberfäden ist eine neue Liebe erwacht – ein Schweigen...

Es ist und es war eine Zeit - sie tritt heraus wie eilende Schritte, "Zu betagt", sagt sie zur Nacht, um sich selbst von der Zeit, der gelebten, zu erzählen als wollen die Schritte Zeiger sein, Deutungsversuche ihrer selbst, in...

Oft verstimmt sie, diese Stimme, für Augenblicke sucht sie Halt, mit den Augen in den Farben, mit den Ohren am Klang der Welt, ja, sie spricht mit leichtem Zögern das Gelebte wiederholend – wiederholend aus. Oft schweigt sie, diese...

Wortwanderndes Blut, auf magischen Schleifen verbergen Synkopen ihr nachttragendes Auge. Der Himmel wölbt sich als Wulst über pochende Herzen, so nah ist er. Dort unten im Fieber droht jede Sekunde der Tod, doch er zweifelt. Nie...

Verbrannt zu Asche das Sehnen, auf grünem Kranz der Heiterkeit, die Ankunft, alle Freude lähmend, zerbricht am Lärm der Wartezeit. Die Ungeduld der nackten Gier zermürbt der Augen Leuchten, nachtdunkel, schmerzhaft lodert hier...

Zerstörung, Leid - ergötzt das Medienauge, stundenlang, die Qual, die Not, gezeigt wird der abstrakte Tod.

Der goldene Ball der Kindheit glüht rot am Firmament, nur wer die Zeit versteht und ihren Namen kennt, ist ewig Kind geblieben.

Zwölf, du gesegnete Sonnenzahl, Zwölf Tore hat deine Stadt, Zwölf Sinnensnerven der Mensch, Zwölffach ist das Lotosblatt.

Der Konzertflügel, schwarz, im Trauerkleid? spielt lustige Weisen – Kinderheiterkeit. Auf seinen schwarzen – weißen Treppen spazieren die Finger auf und ab, wie auf Frühlingsrabatten trippeln die knöchernen Rappen. Nur...

Die Flügel sind wie schwere Fächer, dumpfes, stumpfes Blei schwärzt Blut. Der Blick, er streift Unendlichkeit. Ein Leben zieht vorbei, als wäre es gesperrt in eine Zeit, die langsam tropft durchs Stundenglas, geschmolzener...

(Zuerst) haben wir den äußeren Himmel verloren, ihn mit einer Zahlenwelt ohne Geheimnisse getauscht, dann haben wir den inneren verloren – kein Gleichnis mehr, das heimlich wir belauscht, weil jeder sich an seiner Welt berauscht und...

Halte die Sonne an in ihrem Lauf, setze die Segel in deinem Herzen und fahre wie einst die Argonauten durch die Abenteuer deiner Seele - lausche dem weckenden Ruf der Gezeiten, erlebe den Klang von Ebbe und Flut, lass dich zum Rande dieser Welt...

die uns täglich stets begleiten, die wir meistens übersehen, weil wir daran vorübergehen - der Kristall in deiner Hand, der farbige Schatten an der Wand, der flüchtige Flügelschlag, das stumme Lächeln, das ich mag.

Judas Verrat, ausgesprochen; das Prophetenwort erfüllt sich bald, Christus Gefühle, heiß und kalt, der Weg zu Gottes Angesicht, der Weg zum irdischen Gericht, wird morgen sich erfüllen, der Höllenschlund ist...

Worte – die wir suchen brennen sich in unsere Haut fremde Sprachen fremde Farben lösen Panik aus.

Windgesang – leise – anschwellend und dann still, Wellenberg zieht Lichtglanz lautlos in die Finsternis hinab, jedes Wort ist Schöpfung spricht fast schweigend: Mensch du bist, wenn dein Wille tätig ist.

Stille trennte Wort und Geste, Raum ertönt in tiefem Klang, nur das Summen aus der Ferne, helle Stimmen und Gesang. Stille ruft aus meinem Herzen, Wärme trifft auf Puls und Takt, nur das Lauschen in die Tiefe hat mein Wesen fest gepackt.

Grauer Regen, nebeltrister Wind: Nordost – die Kälte schleicht durch Häuserschluchten, enge, tiefe Räume liegen einsam in der Stadt, blattlos sind die Bäume, kaltes Wintergrab öffnet seine Stille, Nebel fällt...

Die Welt, die ich mit Staunen fasse, goldene Brücke – himmlischer Sternentanz – ist Chiffre, Bild und Wort, ein Buch mit aufgeschlagenen Seiten, mit tausend magischen Zeichen – für Augenblicke nur: ein Nu, ein Jetzt und...

zwischen dem Rosenstock das heilende Wort: das AUM - das AMEN. Wer hatte je Erbarmen mit der geschundenen Kreatur, die nur kurzweilige, flüchtige Spur in diesem Garten war.

Ich male dein Gesicht in fremde Länder, suche deine Gegenwart auf geographischen Breiten und Längen, Koordinaten der Sinne, habe deine Wärme und Kälte wie atmosphärische Stömungen erlebt - der Taifun deiner Begierde...

Verworren neigte sich der greise Ton aus seiner Linie als sei er schon ein Madrigal und vor der Zeit aus diesem Netz gestiegen. Er rückte halb von sich, um sich zu vierteln als liefe er davon – und wäre er ein Bote und keine kleine...

Ruhig sind die Wege jetzt geworden, die Einsamkeit geht mit jedem Schritt, hohle Fensterworte, trübe Augen, treffen meinen müden Blick, wenn ich Erinnerungen durchwandre Meine alten Augen schwimmen westwärts, der Abend neigt sich...

Vorsicht! Lyriker – schreibt während der Fahrt. Bitte Abstand halten.

Starỳ Ẑidovskỳ Hřbitov / Der reisende Hass der Herrenrasse hat die Koordinaten des Todes all der sprachlos gewordenen in den ewigen Raum an die ewige Wand eingraviert. Und auf dem Friedhof die schuldlos-schuldige Stille,...

Vergib mir - / den Sand deiner Augen / das Wort - / das schweigt / zu all den Toten / in Ascheworte eingraviert / verbranntes Liebe / die erfriert /

Sauer schmeckt der Schnee, der durch die Sinne kroch, durch eine Pfeife sehe ich mein Heimatland auf silberweißen Kufen, ich lausche den engelgleichen Rufen.

Tränenbenetzt ist deine Sternenwelt. Der Anfang war ein Weg durch ihren Glanz - und heb´ ich Eden aus dem Geröll von Steinen, die einst als Saum zur Nacht gelegt, dann werfe ich den ersten Satz in deine Gier, du Dunkelheit, um zu...

breitgefächert – ausgebreitet lang ersehnter flügelschlaf aufwärts gleitet der kokon seide schläft im samtgewächs in den weichen traum gebettet und es rettet sich der taube im gesang der roten traube die des schlafes...

Gibst du mir den Sinn All der verlorenen Namen, die Schattenworte sind und nur in einem wirklich seien können. Ist dieser Wortehorizont, den wir im Herzen tragen nur ein schweigender Atem, der das Wort berührt, durchdringt – mit aller...

In Düsternis getrieben, treibt Quarzsand helles Spiel, am Wolkenrand verblieben streift Lichtklang kaltes Ziel. Der Taumel gaukelt ohne Worte zwischen Tag und Nacht, die Mondsichel, sie schaukelt, eine Fanfare metallisch lacht. Vom...

„ Und wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein ….“ – und Stein liegt regungslos bei Gebein, denn Wahrheit ist kein kaltes Spiel, kein Stein wird sich bewegen. Wo ist der Segen, der die Wunden heilt, die Völker den...

Wie erblindet ist der Himmel rachschwarz die Gestirne - es dunkelt das All nur aufgereiht prall eine leuchtende Sirene die der Dunkelheit das Leuchten stahl