Alle 121 Texte von unangepasste

Ich trage eine Mauer in mir und einen Wassergraben. Worte fallen in meine Tiefen und drehen Kreise. An alten Ufern sitze ich und angle. Manche Buchstaben werfe ich zurück. Graue lege ich auf den Boden der Wirklichkeit und wende mich ab....

in meine Hände. Bis zuletzt werfen wir eineiige Schatten übers Gras, sprechen wir von Zeiten ohne Grenzen und Falten zwischen den Tagen. Die Nacht fällt nur leise aus den Fichten, und Wind übt dort hinten am Saumpfad, trägt schwer an dem Tod...

Unter meinen Füßen kleben Buchstaben. Während ich gehe, fallen sie ab und hinterlassen Spuren, die mich schreiben. Manchmal pickt die Zeit daraus, breitet gestärkt ihre Schwingen und fliegt davon. Wenn es regnet, schwimmen Buchstabenreste in...

Und immer geht mit dir ein warmer Hauch, der sich um alle Dinge schmiegt und fast vergessen lässt, dass unser Dasein Rauch verströmt und flammt, mal stiller, mal in Hast. Nun spür ich wieder, wie mein Wachs verbrennt, und jedes Flackern fragt...

„Ich möchte, dass sich die Person meldet.“ Der Lehrer ließ seinen Blick durch die Klasse schweifen, dann richtete er ihn einen Moment zu lang auf mich. Er meinte doch nicht etwa …? Das konnte nur ein Missverständnis sein. Oder hatte...

Die Einsamkeit ist ein großes Tier. Ich balanciere auf ihren Zähnen. Weit aufgesperrt hält sie das Maul, in ewigem Gähnen erstarrt. Nach Vergissmeinnicht riecht ihr Rachen. Wenn sie weint, fallen Seen aus Nacht auf das Land, die den...

auf den Schultern, und die Zeit band sich Blüten ins Haar. Doch im Fluss hatte sich eine Bank gebildet. Als der Herbst kam, saß meine Sehnsucht auf Sand. Das Wasser alterte, und der Wind sprach ins Blaue. Ich legte Blätter zwischen Worte....

Ich weiß nicht, wann die Farbe von der Sehnsucht blätterte, die ich auf meinem Fluss zu weiten Wassern sandte. Rostig und kalt ist sie gestrandet. Vergessen habe ich den Wind, der aus mir blies und Sanddornfrüchte sommers auf den...

Deine Haut / noch immer Landkarte / aus alten Tagen. / Ich nehme den Weg / am Fluss und gehe mit den Fischen. / Ein Kind sitzt im Gras / und flicht Körbe aus Schilf. / Darin trägt es Stunden / nach Haus, / wenn sie blühen. /

Ich werde die Leere nicht mehr verdecken, mich ausgehöhlt entblößen, immer farbloser werde ich mich zeigen, matter und kühler; heiße ich Schicksal. Der Schall schroffer Stimmen soll aus dunklen Schluchten zurückhallen, rufende Laute...

An manchen Tagen ist alles zu unklar, zu weit weg. Die Sonne berührt mich nur durch Ritzen in einer Bretterwand. Der Himmel schwebt weit oben. Sommerwolken rasen in die Unendlichkeit. Die Schlange am Bäcker erscheint zu wirr, zu...

sind Gedichte am Leben, für die ich nichts kann. Unschuldig liegen sie zwischen Buchdeckeln und warten auf den Sonntag. Später fallen ihre Worte und zersplittern, dahingeworfen in die Mitte des Weges an mir vorbei. Reges Treiben verstärkt den...

Als ich in die Stadt fiel, keimte am Wortstamm meines Namens schon Hoffnung. Später verzweigte sie sich und wand sich durch Schatten und Sonne. Blattwerk schützt heute den Baum vor Blicken. Von Rinde umhüllt, wächst ein Ring in die Zeit. Der...

Malt sich die Kälte schön in ihrem Netz aus Blumen an den Fenstern? Wir stehen auf der alten Haut der Erde, und Fragezeichen wachsen büschelartig unter unsren Füßen. Manchmal reckt ein einzelnes sich hoch zur Sonne....

Noch können wir das Wort wegschweigen mit den Lippen verbergen uns im Atem der Wiese nach Süden fühlen im Schatten von Kampfflugzeugen das Heu einfahren für den Winter wenn Gedanken das Licht löschen beieinander liegen auf dem weich...

Wir schweigen fließend in allen Sprachen unserer Unruhe, schütteln das Licht von unseren Schultern, sein Gewicht zu schwer für einen Tag. In der Meerenge gehen wir spazieren, werfen Fragen zu den Fischen. Zwischen Gischt lösen sie sich auf....

Als ich vor meiner eignen Tür stehe, mit Falten auf den Wangen und Träumen in der Hand, öffne ich mir nicht. Zu fremd lächelt mir mein Spiegelbild im Glas entgegen. Ich möchte alte Blätter aus mir herausholen und vor...

Die Vögel in meinem Kopf werden nach Süden ziehen. In Keilform versammelt fliegen sie Kreise über uns. An deinen Armen trägst du den Staub der Straßen. Von hier führt kein Weg in mich hinein, versperren Rotbuchen die Kreuzung. Fremder wird...

Der Garten reichte über Kontinente. Zwischen den Ländern eine Schaukel, die uns in Luftschlösser trug. Unter Himmeln dehnte sich der Tag. Heute baumelt ein Seil am Birnbaum. Vielleicht hielt es einst die Sommer der Kindheit.

Worte brannten in meine Stirn. Am Waschtag flattert meine Haut an der Leine. Schwarz auf weiß biegt sich das Ausrufezeichen im Wind. Doch vor meinen Lippen endet die Schrift.

Sie zwängten mein Leben in sechsundzwanzig Buchstaben. In den Leerzeichen klangen die Töne lauter und widersprachen dem Gesang der Lerchen. Ich pflückte weiße Worte von den Lippen und legte sie in Zwischenräume. Ohne Schatten hallten sie...

Sterne in den Händen, lief ich ins Feld und band mir den Großen Bären auf. Frost drückt sich mit wildem Atem an die Ackerfurchen. Unter meinen Sohlen küsst er Schollen kalt. Gras legt sich in Falten. Doch mit der Sonne schleicht sich wieder...

Mein Blick hat sich an dir verfangen. Huflattichgelb flattert er im Wind. Am Horizont versilbt sich der Morgen und fällt wortschwer ins Wasser. Du greifst in sein Grau und malst mit zaghaftem Strich mein Gesicht, doch unscharf steht es im Dunst...

Ein Ast brach knackend in meine Hände, als ich an einem glatten Wintertag den Halt verlor. Am nächsten Morgen schnitzte ich aus dem toten Holz einen Löffel. Tagein, tagaus fütterte er mich mit Buchstaben, die in meinem Magen heulende Gedichte...

Deine Stimme flieht über die Berge. Auf dem Gipfel liegt der Schnee kniehoch. Ich gebe dem Wind Meerworte und eine Handvoll Regen. Die Zeit ist noch nicht reif, sagst du. Sie liegt dir bitter auf den Lippen, und Kraniche sind unbekannt verzogen.

Als ich unsere Liebe vom Zaun breche, um sie mitzunehmen in Taschen mit weichem Futter, erhasche ich noch einen Blick von dir. Du weichst zurück und gleichst dem ersten Schnee. Ich gehe, bis mein Zeh sich an dem Wortstamm stößt, der abgesägt...

ist Balancieren über ein Seil, gespannt über einen Abgrund. Jeden Tag läuft sie darüber, die Arme ausgestreckt wie Flügel, um das Kippen mit einem Hauch an Freiheit, den sie ihr geben, zu verhindern. Wird sie durchkommen...

Auf der Straße meines Gewissens / liegt das Laub; / im Winter streut keiner / über dem Eis. / Manchmal fällst du / auf die Knie, / die Hände aufgeschürft / und Worte auf den Lippen, / die ich nicht verstehe. / Ich schneide die...

Ich muss mich sammeln am Bahnhof unter Lichtern im Gewühl. Dort liegt ein Gefühl zerfasert neben Jacken und Hemden. Durchsichtig treibe ich in der Luft. Ich atme nicht, werfe mich in die Kluft zwischen Gedanken, falle mitten ins Getöse. Bleibe...

Schürfwunden bilden sich auf unseren Träumen. Im Schatten der Worte haben wir keine Gesichter, tragen wir den Schal enger um den Hals. Unsere Zukunft steht in den Seesternen, und das Meer spricht nur noch leise vom Verschwinden und allem, was...

Den Sand ihrer Träume gab sie den Vögeln. Jeden Morgen mischte sie den Putz ihrer Luftschlösser unter die Körner, bis der Gesang weicher wurde und vertraut.

Aufschreien wollte ich all die Jahre, wenn ich hörte, wie ihre Pinsel sachte über die Tapete glitten, wie sie Tupfer für Tupfer von mir malten und für das nächste Stück Ewigkeit eine Fremde erschufen, vor der ich...

Wie vor den Blüten, wenn das Gras noch ohne Farbtupfer gebogen unter dem Apfelbaum steht und wartet, sitzen wir jeder für sich und sehnen uns nach warmen Tassen zu zweit oder dritt. Die Tage sind hungrig geworden und mager, so viel Leben, das...

Ich kann nicht mehr tun, als Eisblumen pflücken und traurig sein. Hinter dem Meer hat sich die Welt verschluckt, beißt sie sich Zähne aus und wähnt sich Kapitän ins Uferlose. Heute hat mein Herz einen Sprung wie nur das Raubtier vor der...

Wir greifen die Nacht und streifen über Hänge, schenken uns kein Wort. Am Morgen hängen Schneesterne an den Zweigen, so kalt atmen wir ins Land. Ich aber trage einen Hauch Sommer in den Taschen; seine Wärme hält mir noch die Hand.

Je älter ich werde, desto reißender stürzt die Zeit das Flussbett hinab. Früher, als ich ein kleines Mädchen war, bewegte sie sich in feinen Wellen, und an manchen Stellen blickte ich bis zum Grund. Heute sehe ich nur...

schälst du Worte bis zum Kern. Mit Morgenlippen sprach ich dir Hoffnung in die Nacht, so groß, dass sie mein Gesicht verdeckte. Heute liegen die Kerne fremd und brüchig zu meinen Füßen. Sie klappern an den alten Felgen, wenn das Rad der Zeit...

Als Pfosten im Schnee, jeder für sich, stehen wir am Ende unsrer Tage, in den Himmel stakend, und nur die Wolken hören unseren Ruf. Um uns schneidet der Wind Fasern von unserer rissigen Gestalt. Ich versuche, sie zu fangen und lerne leimen,...

in deinem Haar, doch in der Ferne hallen schon die Seesterntage. Sprich mir Gischt unter die Sohlen. Die alten Geister sind noch wach. Lass die Gedanken flattern wie ein Segel. In Wellen trägt uns jetzt dein Wort.

Wie viele Winter trägt der Baum in seinen Ringen. Einen Schatten lang halten wir uns in der dritten Stunde der Nacht, nennst du mich Herbst und Treibholz hier am Rand der Stadt. Heute gleicht mein Schwanken den Linien in aufgeschnittenem Holz.

Die Adern im Gestein sind fest verschlossen. Verloren decken Flocken letzte Beeren zu. Noch einmal grabe ich verdrossen die Wehmut aus dem Schnee, und dann herrscht Ruh. Verloren decken Flocken letzte Beeren zu. Das Winterlicht saugt Farbe aus...

Teile ich die Zeit, bis Wind mir Stunden von den Lippen weht, und Kiesel rollen mit den Tagen. Noch brennt Feuer auf den Jahren, folgst du Aschezeichen, die uns leiten. In deinem Hut trägst du das Meer.

hinauf auf Dächer, bauten Wortleitern, und doch war unsere Heimat das Gras unter den Füßen und die Hecke, die das Spiel umschloss. Im Buchsbaum: eine Amsel, die den Sommer in der Kehle trug.

Rot färben sich die Lippen der Zeit, und während sie mich noch sanft liebkost, fällt sie für immer mit dem Herbst. Einst trug sie Flügel aus Schöpferkraft, doch Feder um Feder verwehte mit den Jahren. Still sinkt ihr...

So sehr ich es auch schätze, wenn andere für mich putzen – sobald sie anfangen, einem Aufräumwahn zu verfallen, ändert sich meine Einstellung grundlegend. Meist ist ihr Bedürfnis nach Ordnung von einer speziellen Vorstellung geprägt. Wenn...

„Grüß Gott, meine lieben Enkelkinder!“ Meine Großmutter steht im Türrahmen und streckt die Arme in die Höhe. Ich reiche ihr die Hand, schlüpfe in die unbequemen Fellhausschuhe, in denen ich stets das Gefühl habe, auf Absätzen zu...

Die Ackerfurchen, zu Fäusten geballt, liegen brach im Sturm, und Stare finden keine Körner mehr. Unter meinen Füßen schreit die Erde.

Am Abend huscht das Schweigen durch die Straßen, und weiße Mützen schneit die Stadt. Platanen werfen Flocken auf die Jacke – mit einem Kopfschütteln stoßen sie sie ab.

Warum ein Puzzlestück sein, das passt, fragst du, und ich ziehe die Kapuze über und ändere meine Form. Ob ich mich an eine andere Stelle lege, willst du wissen. Ich zucke mit den Schultern und lehne mich ganz dicht an dieses Fenster, als...

Aus meinem stillen Wasser angelte er Gefühle. Am Haken zuckten sie in ihren letzten Zügen.