Alle 109 Texte von Akzidenz

[..] Die Habsüchtigen und Rasenden scheinen sich schon unter vielen gefunden, deren Notwendiges zum Leben nicht der Entfaltung sondern der Nützlichkeit entrungen ist: Sie treten auf das Beet und fluchen: Wachse! wie als ob sie eine rohe...

[..] Aber was ist es bei der Menschen Scham, der spricht: Ich schäme mich! Wie viel der Schmache, der noch vorführt: Ich erröte. Die Geduld faucht nicht: Ich g e d u l d e mich! [..] Weit mehr als das Proszenium, gewahr mit vollrem...

[..] . . die verletzt sind und sich ihres Lebens grämen, das heißt gleichsoviel, wie noch der Behütung zustande kommen, gehört zu werden und bedauert. Wahrhaft des Leides sind doch vielmehr die, die weder Mit- noch Eigenleid...

Wennschon Ich das, was Ich mein Antecedens nenne, dort, von denen Ich gehoben, natürlich zu wertachten glaube, habe Ich die Mutter doch nie zum Menschen gemacht; Mutter, das ist der Übermensch, welcher mir das Leben gab. Einst in...

Ich sagte einem Freund: Dein Schweiß, das ist der Ozean von Dir! - Lange reicht mir das alte Gebälk nicht mehr. Man betrachte die Voluten, die im Pilaster wie ein Ölbaum enden. Der Baum, eine umgedrehte Wurzel, gefestigt im Ichor...

[..] . . diejenigen, sie leben von Uhren, sind die Menschen. Hochgemut, das Adiantum aus der schwarzen Brust zu ziehen, welches auch Venushaar oder - durch den basaltisch rückwärtigen Verlauf des Naós - Thetishaar genannt wurde,...

[..]Vornehmlich der Geburt nach, glaubt man spät, uns kommt die Seele zu - das ist ein Glaube ex eventu. Eine zweites Herz zerreißt die Kunst, das ist das Herz des Miteinanders! In ihrem Tempel schlummert abwartend ein...

Ob in meinen säuerlichsten Träumen, auf hexenhaften Nagelbrettern, zwischen den Blumen, bukolischen Weiden, französischen Wäldern, angelischen Gärten, was seelenähnlich ist; noch nie hat sich etwas, das für alle...

Förmlich lassen sich noch die Fluenten dieser rächenden Gemäuer spüren, zwischen denen einst nur Gärten ruhten. Ich stelle mir die Kerker vor, die vor mehr als hundert Jahren unter diese Ökosphäre verbannt...

Aposiopesen [..] In seiner Stube lagerten die Reliquiare, welche je ein Tier beherbergten; er mazerierte die Gebeine auf natürliche Art, mit den entomologischen Phantasien seiner Kinder, die er nicht hatte, den Kerbtieren, den...

[..] Woher, dass alles Weiche mir geraubt wird: durch des Feuers Kreisel - so wird der einst Fließende zum Steine. Darum ist ebenso viel Elend in der Härte wie in der Güte, die zerstört wird: jene ist voll Sucht nach dieser, die sich vor ihr...

Schon unseren schönen deutschen Bäumen fehlt es an eigentlicher Dramaturgie . . Ich weiß bei Leibe nicht vornehmlicher darin zu gründen als darauf noch ihre ganze Befriedigung zu nennen; den hellenistischen, den...

Pasolinis Verfilmung, Das erste Evangelium, entbirgt sein ganzes zartfühlendes Geschlecht mit dem Einsehen nur einer Sequenz, mit der Ephiphanias, als die Heiligen drei Könige nach des Gottes Jungen sehen. Der magoi apo anatolôn....

Und da, am Traum zur Unterwelt, durch die schwarzen Löcher meiner Höhle, erblickt Ich Gaslaternen mit kleinen Fenstern aus menorrhöischem Rot und gläsernem Fleische, deren Träger camoufliert in Masken luzernischen...

Das Odium ist eine Klage ins Nichts; wenn wir nicht w ü s s t e n, dass sie existieren - wir würden selbst dafür zu Kreuze kriechen . . Dass das Reisen, das Einkehren, das Riechen der Städe - denn Stadt ist Geruch -...

Mir ist bewusst, die Musik ist viel mehr Liebhaberwert als alles andere; man weist die Agenzien der Musik in ein deutliches, bewegtes Stück von Fundsache und Zelotismus, derer sich einzig ihre Hörer dünkelhaft zu reuen versprochen...

[..] Der Unbewegte sie bewegt . . Daher trachten sie nach dem, was auch andere ein Begehren finden, verschlossen oder zwischen Mauern gelagert, verdunkelt. Wie nach Schutze suchend ist es eigentlich das, was das Eigentum gegen den Raub...

[..] Die Wahrheit ist, dass nichts an der Seele hängt, was sterblich wäre, und deshalb kommt alles von ihr, was die Jahrhunderte belebt. Die Geschichte ist nämlich das Gegenteil der Allegorie; sie ist eigentlich sogar die prima...

Laubgrün: Blätter, Trauer, Wissenschaft. Ganz Deutschland hat diese Farbe. (Frida Kahlo) [..] . . auf den persischen Marktflecken vielleicht, wenn der Basar die Händler ausschüttet und das Treiben wie von selbst beginnt,...

Von einem Dinge, welches meine Sprache nicht zu übersetzen versteht, weiß Ich in profundis herzlich wenig zu berichten; denn dies ist ein aphasisches, quasi meine Renaissance-Antiqua. Von jenem Dinge doch, dessen Bedeutung mir indes...

[..] Der Himmel ist der Erden Tod! Alles Erkennen ist es! Grenze und Haupt! Und kein Haupte seines Heiles froh, dessen Sterben es nicht gibt; denn dies Leben wird hinter sich, was es schon vor der Geburt war, und es müsste ein ganzes und ein...

Nichts ist mir ärger, als die hastigen Hände im Schoße der Geduld - oder: mit meinem Ochsengespann über Deine blumigen Felder zu wüten. Ihr nutzloser Stolz, /   . . . kein Lab, keinen Nektar bringt er länger. [..] /   Du irrtest, als...

[..] Über Alfred Arthur Sisley sind die Wege zur Straße von Marlotte, zur Kirche von Moret, zur Brücke bei Villeneuve-la-Garenne, zu den Getreidefeldern auf den Hügeln von Argenteuil, ein Blick ins Sonnenlicht ohne Sonne, ein...

[..] Der sogenannte Stummfilm ist eigentlich ein verkehrtes Buch, ferner scheint mir dieser schon die Spiegelung der Lyrik, der Bukolik zu ergeben: hier haben wir Stimmen und da die Bilder. Wo der Roman die Wiese aufbläst, alswo er Heu...

[..] Die Musik ist der Zeit ähnlicher als die Sonnenuhren der Sumerer. In der Tat so unähnlich wie das, was wir im Traume sehen, ist die Filmkunst dem Auge. Jene mit dem Auge ringende, sequenzielle Gebärde, die das Bleiben der Möbel, die...

[..] Die Waffen der Herren hatten immer die größere Verletzlichkeit inne, so rüde wie sie da behandelt wurden, so halbstark und so händeschüttelnd. Was muss es demütig sein, all dies Gewaffen! . . der erfolglose...

[..] Und in euren Häusern findet ihr ein Licht, das aus dem Traum entkommen ist. Durchsuchet die Räume, die ihr im Traum nicht gefunden, so erscheint euch dieser Phosphoros . . Memorabilia über orthos logos »Meine...

Vor einem Epitaphium auf dem Cimetière d’Oradour-sur-Glane Vom Hunger neugeboren sind die Kriege, vom Gegenteil des Neids noch ihre Augen, Jettatore! - noch ihr Graben! [..] Erfrischt von den Stacheln des Durstes vereinen die Sukkulenten...

Über das Göttliche Tropaion aus einer Hemerose vice versa oder Über Wort und Begriff (in nuce) [..] Friedrichs Friedhofseingang macht mich weinen. Philomela hat die Griechische Tragödie zum Ausschwitzen gebracht! Ich tropfe...

[..] Ich weiß nicht recht, Rachmaninoff hat die Musik erschreckt. Das haben schon andere Musageten aus dem reinen Vergnügen, deutsch zu sein, schonungsloser, gleich wie vom Schatten befallen, mit ihr versucht: Ich wüsste nicht,...

[..] Tíz litero bennem van. Erinnerungen läutern mich, wenn nur gelegentlich ein Mensch sein Leben, das heißt, sein Gewissen überdenkt, so nähert er sich vielleicht jener eigentlichen, fanalen Güte, die die...

Sie werden verstehen, ohne ein sehr einfallsarmes Resümee über die ersten, mittleren oder wichtigeren Jahre zu verlieren, welchen wir mehr als gemeiniglich mit hochgeschätzter Brevität zusehen, es könne uns in ein bis...

[..] Musik für Millionen, doch dieses Selbstmisstrauen in der Musik, man erkennt es am vetellhaften Schweigen der Gesichter im Parterre. Finster, als ob der Genuss nur ein Gerücht wäre, und als gäbe es die Ohren dafür nur...

Eines Abends röchelt er knisternd mir ein schmales Bild: Die Indianerin hat Deine Hand gehalten. Komm Du, steh auf! Nun steh schon auf! Das Kind schläft auch schon . . schläft. Ich werde ihre Brust lecken.

In der Mastenkirche auf dem Gipfel, als die Fiorituren der Kastraten in himmelgleiche Höhen stiegen, setzte Ich bald Schritt für Schritt meine Flucht durch die Porta sancta fort. Umgeben von den Steinen, die die Ebereschen umkreisten,...

Wisset aber, dass wir uns alle einig sind, was auch immer wir sind. Nachdem der Chirologe die Hand der Mademoiselle betatschte, schien doch nichts als die Verliebtheit den ganzen Jahrmarkt zu umdüstern. Das ist es immer schon gewesen. Das...

So bleich Dein Gesicht dem meinen gleichwird, und mich Deine Reuen kratzen, tief unter unseren Epheliden, steigt mir die alte Feindschaft zu der Narb zu Kopfe, und legt sich wieder in die grellen Beine, rings der grauen Scheide unserer Mutter, wo...

[..] Es ist aber doch wundersam, dass noch die allerherrlichsten Dinge im Schwange dieser Welt sich ringeln . . Und, Sie werden es konzedieren müssen, wie sehr doch immer ein Gran von Fehlbarkeit an jeder Ihrer Schriften nagt, die jene Ihrer...

Sonneries de la Rose + Croix; soviel Ich weiß, sind diese Partituren wie die Verklanglichungen der Reliefs, ferner bloß die Kupferstiche eines nur einzigen Gedanken. Sie sind jedenfalls und überhaupt zum Denken erst gemacht, und...

[..] Hinterblieben bist Du geschwächter noch und harmloser durch des Lebens Rot gegangen! Einen verlegenen Wächter will Ich Dich heißen. Die, welche ihrer eigenen wie aller übrigen Sterblichhkeit wegen der Argwohn gegen die Oberfläche hat in...

[..] Sowie uns ein Missbehagen hinter die Nacht und über den Morgen noch hinausgeht, sodann erst sprechen wir von Schrecklichkeit! Delictum attentatum oder der Versuch, zu töten, darin liegt alles Weh des Schluckes, der überwunden...

Als nächtlich reuevolle Wetter den Vaganten in das Schatzhaus trieben . . Das Wetter braucht kein Licht, so auch Ich nicht, wenn es regnet. . . er sich durch die Kolonnaden wühlte, Weiter oben herrscht das Schweigen eines Tempels, wie...

Die Ruhe, derer wir habhaft sein wollen- nicht zu versippen mit den güldenen Löckchen, die ein kleines Mädchen will, sondern erdig, peinlich habhaft sein, wie ein böotischer Bauer im Falle der Umstrittenheit einer...

Jeglichem cultus der Seele, sei es die Schriftstellerei oder sei es die Musik, die Venus vom Hohlefels, die Petroglyphen La Madeleines oder später die Gedichte, wurde zur von Berufs wegen immer ein Kleinbürgertum zum Vorwurf: dass sie...

[..] Aber Dein ständiges Gebet würgt den Schoße dieser Göttin.

[..] So sehen jene, durch wechselhafte Schatten irrend, vielmehr noch Lichtkegeln entsprechend, irgendein Gemüte im Dunkeln aufglühen - ähnlich Zerrbilder werfend eine Fichte im Ofen, zum Lichtbild gebrannt. Nun scheint doch wohl der, der oft...

Beschwerdebriefe alter Freunde Epistŏla, erster Teil: An den Demiurg [..] Das sind euch elende Gestalten; Himmelsänger, Sonnenanbeter, die Kogitanten und die Träumer. Mir sind die Gewalten dieser Stümper lieber als all der...

Über die Klaviermusik Nichts Schöneres an einem Klavier, als den jungen Zoltán Kocsis habe Ich je gesehen (,noch gehört). Ich möchte nicht sagen, Kinder, Zöglinge, die etwas Geheimes, ja noch Hochgewagtes am...

[..] Als wir auf die Küste liefen, perfizierte unser Hauptmann zuinnerst seine heimliche Kartographie der Welt. Bereit, die Antichthonen zu treffen, machte der Chorologe Fischsuppe aus anderen Tieren, und der Schattenriss der Baumreihen...

[..] Vermutlich nur ein Konventikel, eine Gemeinsamkeit von müden Seelen und Würdenträgern aller Art, ihr Geheimnis einzurichten, ihre Verstecke auszuleuchten, Mobilien zu verschieben, nabatäischen Teppich von hoher Wirkkraft...