Bergmann, Ulrich:

liebe schlange, liebe liebe

Kleine Dialoge über die Liebe - Stationen des Lebens
18 Seiten



Alternative Art mit Berichten zur Lage im Blätter- und Musikwald

Ulrich Bergmann „Liebe Schlange, liebe Liebe“ (Kurz-Prosa)


Ein kleines Heftchen mit so großer Wirkung. Ulrich Bergmann, einer der Begabtesten des deutschen Lit-Undergrounds, präsentiert acht Liebes-Geschichten mit teils poetischem, teils aphorismenhaftem Einschlag. Liebe, Leben, Grübeln, Schmerz, Tod bilden eine Einheit: „Wenn wir nicht merken, dass wir leben, sind wir tot, sage ich. / Ist das die große Erholung?, fragt Schlange. Ja, sage ich, schlaf ein! / Gute Nacht! / Lebe
wohl, Schlange“ (aus „Gute Nacht, gute Nacht“). Die unschuldige Liebe gibt es bei Bergmann nicht. Das erste, zarte Berühren ist schon Sündenfall - wenn auch nicht im biblischen Sinne. So bleibt die Einsamkeit stetiger Begleiter, letzter Freund im Verlauf des Lebens, das zunehmend an barbarischer Dunkelheit gewinnt: „Sowieso schreibe ich, wie gesagt, die schönsten Karten in Gedanken - / Ausrede! / Im übrigen, sage ich, die
Karte wäre doch gar nicht angekommen. / Das stimmt, denkt Schlange, der Himmel hat kein Postamt. / Die Hölle, sage ich, auch nicht.“ (aus „Hermetischer Zirkel“).

ISBN 3-936165-19-X, 3 €,
[auch abgedruckt in der Zs. KULT, 2002]

Gestaltet von Alexander Scholz
ISBN 3-936165-19-X
20 Seiten, A6, Geheftet, 4,00 EUR


....Gute Nacht, Gute Nacht
Wenn ich gleich einschlafe, sagt Schlange, bin ich dann nicht mehr da, oder bist du nicht mehr da, oder sind wir alle beide weg? Wenn ich wach bleibe, sage ich, bin ich da, aber du siehst mich nicht, und du siehst dich selbst nicht, für dich sind wir alle beide weg, aber das merkst du nicht, und du wirst deswegen nicht traurig werden. Und ich? Und Du bist für mich da und doch nicht richtig da. Seltsam, sagt Schlange, dann ist das alles eine Frage der Sichtweise? Ansichtssache, sage ich. Wenn du weg bist, streiten wir uns übrigens nicht. Wenn du weg bist, sagt Schlange, streite ich mich auch nicht. Gut, sage ich. Bist du froh, wenn ich schlafe? So froh, sage ich, wie wenn ich selbst schlafe. Es muss sein. Erholst du dich dann von mir?, fragt Schlange. Wie man´s nimmt, sage ich, ich erhole mich genauso von mir selbst. Was ist, wenn du auch schläfst? Wenn ich nachher auch schlafe, sehen wir uns beide nicht, wir sind dann beide weg, sage ich. Obwohl wir für andere noch da sind? Wenn wir nicht merken, dass wir leben, sind wir tot, sage ich. Ist das die große Erholung?, fragt Schlange. Ja, sage ich, schlaf ein! Gute Nacht! Lebe wohl, Schlange...


»... Man kann sich bei dieser Lektüre der skurrilen Minidialoge wirklich intellektuell kringeln.«
Kult, Goldbach, 12/00


»... Das Theatralische ruft die Motivwelt herbei und umgekehrt. Dabei sind Darsteller und Betrachter, Erzähler und Erwiderer Teile, oder wenigstens Repräsentanten, des Autoren-Ich, das sich in seinem eigenen Mikrokosmos erschafft, um sein Seelenundgeistesleben rituell, Spiel und Theater gingen aus dem Kult hervor, zu entäußern. Eben darin besteht wohl der tiefere Sinn eines Satzes wie »Ohne mich, denkt Arthur, läuft überhaupt kein Stück.« (»Göttliche Komödie«). Wenn Bergmanns Arthur als gottgleicher Schauspieler absolut über den Dingen stünde, mit denen man besser spielt als von ihnen bewegt zu werden, könnte er wahrhaftig glauben, das Weltganze hinge von ihm ab und müßte zusammenbrechen, sobald sein Innenleben versiegt ... Gesucht wird im Grunde der Moment, wo die Sublimierung Explosionen auslöst. Zugleich bewahren Spiel und Ironie vor einer Radikalität, die verletzen und zerstören könnte. Von außen und von oben betrachtet sieht das menschliche Leben tatsächlich oft wie ein Marionettentheater aus, das festgelegten Regeln folgt und worin dennoch jeder auch seine eigenen Fäden zieht. Wer indes alles durchschaut, ist oft bereits tot ...«
Holger Benkel über Bergmanns Arthurgeschichten deren Bestandteil auszugsweise Schlangegeschichten ist

»... Liebe, Leben, Grübeln, Schmerz, Tod bilden eine Einheit ... Die unschuldige Liebe gibt es bei Bergmann nicht. Das erste, zarte Berühren ist schon Sündenfall ... So bleibt die Einsamkeit stetiger Begleiter, letzter Freund im Verlauf des Lebens, das zunehmend an barbarischer Dunkelheit gewinnt ...«
LIBUS, Berlin, 04/2002


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