Rüdiger Saß:

Das nervöse Zeitalter

Oder Literatur zum Kilopreis


Eine Rezension von  Reliwette
veröffentlicht am 06.01.13

Das nervöse Zeitalter
Oder Literatur zum Kilopreis

Der ewige Erfinder neuer Wortschöpfungen hat wieder zugechrieben /zugeschlagen).
Seine namens -und zustandsbeschreibenden Wortschöpfungen sind dazu geeignet, lange Erklärungen zum Habitus seiner Protagonisten abzukürzen. Anders als jene Kollegen und Kolleginnen, die dem Boom der Kurzkrimi-Szene „literarischen Tribut zollen“, setzt Saß die Erkenntnisse aus den Studiengängen der Soziologie, Germanistik, Geschichte und politischen Wissenschaften in mehr oder weniger kurzen Geschichten/Episoden der Realität entgegen.Es gibt hierfür einen "lustvollen Denkansatz": "Gut gemeint - schlecht umgesetzt!" (Anmerkung des Verfassers)
So macher "Buchgenießerr wird Saß für einen Nihilisten halten und
das Buch samt seiner Kapitel bereits nach dem ersten Seitenhieb des Autors gegen eine von allen guten Geistern verlassene Weltbürgerschaft beiseite legen.Obwohl: die Handlungsbegebenheiten beziehen räumlich ich auf Europa.

Weshalb soltel sich ein kritischer Autor mit dem Weißen Haus befassen, wo doch "das Gute" (Anmerkung des Verfassers) so nahe liegt.

Saß formuliert die Wirksamkeit seines literarischen Schaffens sinngemäß so, dass seine Art der Literatur außer gelegentlichem Schulterklopfen kein verdaulicher Einspeis (Anmerkung des Verfassers) dem „Magen zuzuführen sei“ (Anmerkung des Verfassers).

Dies sollte unter keinen Umständen seinem Werk als Klappentext voran gestellt werden. Die These von der selbsterfüllenden Prophezeiung geistert durch alle Psychologen- und
Esoterikerhirne.

Der Autor gibt nicht nur seinen Protagonisten bezeichnende Grobnamen wie „Schorf Schlaffschiß“ oder „Kokolores Greinbeiß“, sondern auch Städten, Burgen oder Dörfern so wie z.B. der Pimmelburg über der Ortschaft Pimmelberg“. Die aus dem Zeitgeschehen abgeleiteten phantasievoll niedergeschriebenen Begebenheiten haben durchaus Bezug zur Realität, die sich brutal dem sehenden Auge und wachen Verstand offenbart. Mich erinnern Inhalte seiner Stories und die Verarbeitung des
„Stoffes“ stark an die Filme der Gruppe Monty Python, die seinerzeit eine gewöhnungsbedürftige Art von Humor an das Kinovolk herantrug.
Absurd und komisch bedeutet nicht, dass Seh -oder Lesbares an den Haaren herbei gezogen werden muss. Es kommt immer auf die Umstände an, unter denen ein Autor die Lebens- und Lesebühnebühne bestreitet: mit oder ohne Zuschauer (n). Ein "Lehrsatz" aus dem Munde des Autors fällt auf: “Wir leben alle im Kapitalismus aber nicht jeder ist ein Kapitalist“. In einigen Episoden geht es gar detailgetreu eklig daher (Elend in Neapel).

Saß spielt mit Worten wie ein Virtuose ein Stück von Chopin auf dem Klavier. Das ist köstlich. Diese „Klaviatur der Wortschöpfungen“ bricht auch dann nicht ab, wenn seine Protagonisten in widerliche bis brutale Handlungsabläufe verwickelt werden . wenn z.B. ein Parabellum-Geschoss einen Schädel zum Platzen bringt.. Da nimmt der Autor kein Blatt vor den Mund. Zuweilen vermischen sich in den einzelnen Geschichten surreale „Bildbeschreibungen“ mit fiktiven Handlungsabläufen z.B. wenn ein Hitler-Attentäter
bei seinem „Opfer“ ein architektonisches Gemälde in Auftrag gibt und es nicht schafft, seinen eigenen Auftrag zu erfüllen: der „Abzugszentimeter“ war nicht zu überwinden.

Um die „Bundesschädel dieser Tage“ aus ihrer Lethargie und/oder der Verdrängung in den Comedy-Konsum zu reißen, nur um den nächsten Tag außerhalb einer Anstalt zu überstehen, scheinen drastische Schilderungen von Denk- und Handlungsabläufen als ein diskussionswürdiger Ansatz. Bei anderen Zeitgenossen rennt Saß dagegen offene Türen ein, hinter denen sich auch" Zungenschnalzer"oder „bösartige“ Lacher aufhalten mögen.
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