Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Dienstag, 04. September 2012, 12:39
(bisher 4.549x aufgerufen)

Geistcreme in der Sommerhitze

von  Matthias_B


(13. Liedtextkolumne)

Gegen Ende der Sechziger nahm auch die Intensität provokativer Ausdrucksformen in der Musik zu: Einschusslöcher prangen einem als Buchstaben entgegen, die den Bandnamen (der auf den tatsächlich "erdigen" Musikstil bezogen ist) bilden; und analog zur wenig subtilen Darbietungsweise des Covers dröhnt bei Red dirt aus England bis auf vereinzelte Ausflüge in die country-Gefilde dahingerotzter Bluesrock aus den Boxen. Wie angekündigt, wird der vom Gitarristen Steve Howden geschriebene Song "Summer madness laced with Newbald gold" vorgestellt.


Das Sprecher-Ich befindet sich mitten in den (kleinstädtischen) 'Irrungen und Wirrungen' das Daseins, dessen Elemente es als kontrastiv empfunden darstellt ("[Angst]" und "[Sicherheit]", "[Freude]" und "[Leid]", "[Wahrhaftigkeit]" und "[Täuschung]", unwiederbringliche schöne Erlebnisse). Es beschreibt noch benommen, wie vergeblich versucht wird, überhaupt etwas gedanklich zu erfassen. Sodann erfolgt der noch eine Nuance härter vorgetragene Refrainteil, in welchem konstatiert wird, die richtige Jahreszeit erwischt zu haben, um konsequenterweise "[verrückt zu werden]", indem man den dunkel isolierten "[reflektierenden Geist]" ziellos umherfleuchen lässt, den auch die "[Doktoren]" in der zweiten Strophe nicht zur Abhilfe fangen können: "I think they try to heal me, ist that why they're praying?" Mittels der kontextualen Wiederaufnahme des Spiegels wird sowohl auf ein hohes Selbstverletzungspotenzial wie auf übermäßige Gefühle der Aggression anderen gegenüber hingedeutet. Insofern scheint es doch tröstlich, dass die Sprechinstanz noch ein bisschen Neugierde auf das Leben, zumindest "[auf einen weiteren Tag]" verspürt und noch nichts "[ganz beenden möchte]", zumal in der "[Verzweiflung]" für Abkühlung gesorgt wird, allerdings vielleicht auch zuviel davon, da jene meint, ihr Lebensantrieb würde eigentlich nicht mehr "[glimmen]", sondern eventuell noch in einem matten Silber wie die Schrift auf Grabsteinen stumpf vor sich hinschummern. Letztendlich fragt sich das Sprecher-Ich, ob die "[Hülle]", in welcher sich - wie bisher ausführlich besungen wurde - dessen unkonventionelle Annahmen Raum verschaffen, nicht artifiziell sei. Diese Idee erfreut es paradoxerweise, da ein solches Behältnis als für den mehr als stark ausgefallenen unwirklichen Sonnenstich geeignet erachtet wird. Eine fuzzige Sägeglut wälzt sich als musikalische Illustration des beunruhigenden Inhalts aus den Lautsprechern.
Ein Sommerlied, das man nicht unbedingt in der Gesellschaft anderer genießen mag.

Zitiert aus: Red dirt - Summer madness laced with Newbald gold
http://www.youtube.com/watch?v=wAevxX2pSnk&feature=related
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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Bergmann (06.09.12)
Die neuen Volkslieder in englischer Sprache erreichen mich in ihrer oft vulgärromantischen Befindlichkeitseinfalt ebenso wenig wie die alten. Von der musikalischen ganz zu schweigen.
Interessante Kolumne. Nur wäre die Wiedergabe des ganzen Liedtextes sehr informativ gewesen.
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