Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 11. Februar 2013, 19:35
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Gastkolumne

von  Matthias_B


von Dieter_Rotmund (http://www.keinverlag.de/autoren.php?autor=9073) :


Yahoo verweigern sich gemeinsamer mit eine Fluglinie den Dativ

Als inzwischen schon jahrelanger Nutzer von Yahoo-Mail war ich kürzlich doch recht verdutzt. Beim Aufrufen des Login-Fensters erschien neben der Eingabemaske eine Werbung, die auf den zweiten Blick reichlich seltsam erschien: Die Hauptzeile lautete „Nachricht von arabische Nächte“.
Es warb die staatliche Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate, die „Emirates“. Diese Firma ist mit rund 190 Flugzeugen, über 100 Flugzielen und 28.000 Angestellten keine kleine Fluglinie. Deutschen Fußballfans mag sie als Sponsor der Fußball-Weltmeisterschaft der Männer im Jahre 2006 im Gedächtnis geblieben sein, außerdem ziert ihr Namenszug die Leibchen der Profikicker des Hamburger SV.
„Nachricht von arabische Nächte“ stand da und jedem halbwegs der deutschen Sprache mächtigem Leser stößt das unangenehm auf. Aber Stop! „Arabische Nächte“, das ist doch wenn nicht gar Titel, so doch Synonym für das, was viele von uns unter dem Namen „Märchen aus 1001 Nacht“ kennen! Doch noch mal Stop! Wenn es ein Titel oder Eigenname ist, sollte dort dann, wenn nicht schon mit Anführungszeichen gekennzeichnet, wenigstens „Nachricht von Arabische Nächte“, also mit Majuskel-A am Adjektiv stehen? Nur eine kleine Groß- und Kleinschreibschwäche des Werbetexters? Direkt unter dem „Nachricht von arabische Nächte“ stand „Die Symbole von persischen und arabischen Teppichen erklärt“. Entweder ein unvollständiger Satz oder ein weiteres Beispiel für eine krüppelige, holprige Formulierung? Auf jeden Fall ist der Zu(halb)satz ein starker Hinweis darauf, dass mit „Nachricht von arabische Nächte“ nicht Neuigkeiten aus „Märchen aus 1001 Nacht“ gemeint ist, der populären Sammlung morgenländischer Erzählungen aus dem 5. Jahrhundert. Denn dort geht es nicht darum, Zeichen auf Teheraner Flokatis zu entschlüsseln.
Einen zusätzlichen, unangenehmen Nachgeschmack bekommen die seltsam formulierten Zeilen dadurch, dass sie den Eindruck erwecken, hier sollen die unzureichenden Deutsch-Kenntnisse eines arabischen Teppichhändlers persifliert werden. Es drängt sich folgende Assoziation auf: Abdullah mit mächtig Schnauzer im Gesicht, wo erklärt dich Teppich für wenig Bakschisch, is gut wie 1001-Nachtmärchen, Frauchen wo is' zuhause freut sich!
Inzwischen ist diese Yahoo-Werbung durch eine andere abgelöst und auf der deutschsprachigen Internetseite von Emirates ist kein Hinweis mehr darauf zu finden. Mir bleibt nur der Screenshot, den ich gemacht habe. Offenbar ist es schon jemandem an verantwortlicher Stelle aufgefallen, welcher Unsinn da geschrieben stand. Ein korrektes „Nachricht von arabischen Nächten“ war jedenfalls niemals zu lesen, kein Dativ, nirgends.
Auch im ach so aufmerksamen Internet, dem ja angeblich nichts entgeht, kein Blogeintrag, kein Kommentar, kein Hinweis. Andere mögen einwenden, dass es Wichtigeres gäbe. Sie haben wahrscheinlich recht, aber Gutmenschenthemen sind für Gutmenschen.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (23.02.13)
Seid heute ist die Werbung mit dem radebrechenden Deutsch wieder da, unverändert, offenbar schämt sich keiner dafür. Wenn man auf den weiterfürhenden Link klickt, kommt man zu

http://de.nachrichten.yahoo.com/botschaften-aus-1001-nacht--was-bedeuten-die-symbole-auf-orientteppichen---144044635.html

Der Text dort ist zwar reichlich betulich geschrieben (" Vögel zum Beispiel tauchen auf vielen orientalischen Teppichen auf. Sie sollen an das Paradies und den Frühling erinnern"), aber sonst ist nichts daran auszusetzen.
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