Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 27. Januar 2014, 18:37
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Wer regiert eigentlich Deutschland?

von  AlmaMarieSchneider


Nach dem Grundgesetz ist dies eindeutig geregelt. „ Alle Staatsmacht geht vom Volke aus“.
Bequem gemacht haben es sich in dieser Regelung wie einst die Fürsten, Berufspolitiker, die wohl in ihrem ganzen Leben noch keinem Handwerk wie Schreiner, Dachdecker usw. nachgingen und das „Volk“ nur vom Hören und Sagen kennen. Sie wachsen schon als Jugendliche in den entsprechenden Parteien auf. Die zweite Gruppe sind Interessenvertreter aus Wirtschaft, Industrie, Unternehmerverbänden und Gewerkschaften. Diese richten ihr Interesse auf ihre Belange aus. Tierschutz in der Massentierhaltung oder angemessene Löhne und Renten müssen, welch eine Schande, von denen durchgesetzt werden, deren Vertreter so gut wie gar nicht vertreten sind. Optische Ansätze sind zwar vorhanden, scheitern dann regelmäßig. Sie haben nur Alibifunktion und das soll auch so bleiben.

Abgeordnete sind von Altersarmut so gut wie nie betroffen. Auch die Erhöhung der Lebensarbeitszeit ist für sie ohne Belang. Betroffen davon sind in der Hauptsache körperlich schwer arbeitende Menschen, die ständig ihre Leistungsfähigkeit beweisen müssen um der drohenden Kündigung zu entgehen. Abhilfe sieht man hier im eifrigem Zuzug von Bulgaren und Rumänen, denen man dann mit fünfzig die rote Karte gibt und sie wieder als verschlissen und verbraucht nach Hause schickt. Mit langjährigen Mitarbeitern geht man nach meiner Erfahrung derzeit nicht anders um.

Das „Volk“ scheint aus den 10% zu bestehen, die 95% des Kapitals besitzen, also ihren Vertretern und ihren Spezeln aus den Parteien. Krankenschwestern und Verkäuferinnen besitzen in der Regel keine faschen Doktortitel und sind somit sowieso nicht volksfähig. Sie dürfen alle vier Jahre wählen was die Parteien ihnen schon jahrelang an ausgesuchten Kandidaten vorsetzen. Besser sie bleiben gleich zu Hause. Ein „Volksvertreter“ ist eben auch spezialisiert. Er vertritt Rhein-Metall, Krupp, E.O.N oder die Bahn. Notfalls findet er dort auch wieder als „heißer Draht“ ins Parlament ein Auskommen.
Hinter vorgehaltener Hand munkelt man, dass in Wahrheit die Amerikaner Deutschland regieren. Mit der Durchsetzung des Freihandelsabkommens werden sie sich damit etwas leichter tun.
Sind doch alles Freunde und wo bleibt das breite Volk? In der Ukraine steht ein Teil auf dem Maidan -Platz und in Ägypten auf dem Tahrir - Platz. Betrifft uns nicht! Wie die Geschichte uns lehrt, kann sich das schnell ändern, denn nichts fürchtet eine Regierung mehr als das Volk.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (28.01.14)
Um mal die eigentlich rhetorisch gedachte Frage im Titel zu beantworten:
RTL

 AlmaMarieSchneider (28.01.14)
Lieber Dieter, irgendwie muß ich Dir hier zustimmen. Ich denke, daß auch die Privaten ihre Lobbyisten in Berlin sitzen haben. Des sogenannten "kleinen Mannes" Interessen nimmt man eigentlich gar nicht mehr wahr in der Politik und wenn schiebt man sie zwanzig Jahre und länger vor sich her.

 AlmaMarieSchneider (28.01.14)
Lieber asche. und.zimt,
meine Kolumne ist sehr ironisch gemeint und hat mit einem System zu tun, dass sich meiner Meinung nach immer mehr vom Bürger weg bewegt. Ob Du es glauben magst oder nicht (als verwöhnter Student eher nicht), es gibt noch Menschen und ich spreche von der Mehrheit, die täglich körperlich sehr harte Arbeit verrichten müssen. Eine Schweinehälfte trägt sich nicht von selbst und ein Pflegebedürftiger wiegt auch einiges. Der Sack Zement auf der Baustelle läuft auch nicht dem alten Maurer hinterher, weil der bis 67 Jahre arbeiten muß. Büröjobs sind im Handwerk eher rar. Mit Juden oder was Du Dir hier für einen Käse ausdenkst hat das nichts zu tun, eher mit dem "wie Du es nennst urdeutschem Denken" Kopf hinhalten, nix tun, andere beschuldigen und in die Vergangenheit blicken. Ist übrigens eher ein menschliches Denken und keinem Volk direkt zuzuordnen.
Ein Mechanismus, wie Du ihn verteidigst, dem fehlt ja gerade jede Moral, jede Verantwortung. Eine kleine Bevölkerungsgruppe beutet aus, der Rest zahlt. Ist eine bestimmte Grenze erreicht, kommt es zu dem was man schlichtweg Revolution nennt. Ein schlimmes Abschlachten, das man hätte vermeiden können. Gerät ein Volk aus den Fugen beginnt wohl meistens eine Hölle.
Die Hölle beginnt dann, wenn sich eine Mehrheit von Menschen nicht mehr von der Politik vertreten sieht.
SchorschD (78)
(28.01.14)
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 Matthias_B (28.01.14)
Anstatt aber diesen Mechanismus als einen zu begreifen, der innerhalb kapitalistischer Verhältnisse unausweichlich ist und erst gemeinsam mit ihnen überwunden werden kann, identifiziert man vermeintlich Schuldige, macht also ein strukturelles Problem zu einem moralischen.
Das sind solche Sätze, die man, nachdem man sie im ersten oder zweiten Semester in Einführungsveranstaltungen zur Soziologie oder einem ähnlichen Fach begierig aufgenommen und wortwörtlich notiert hat, immer wieder anbringen mag, da man durch jene inhaltlicher Konkretheit ausweichen und dabei trotzdem den Eindruck, man wüsste allumfassend über das Thema Bescheid, erwecken kann.

 Matthias_B (29.01.14)
Läuft das darauf hinaus, dass die Verantwortlichkeit für dieses "Ganze" folglich bei einer als anonymes sowie kollektives Scheinsubjekt begriffenen abstrakten Größe, die den Einzelnen in die in letzter Zeit nicht mehr so oft argumentativ bemühten alternativlosen Sachzwänge kleidet, liegen müsse - woraus sich folgern lassen soll, dass es unstatthaft sei, anzunehmen sowie darzulegen, dass wenige oder manche (in der Kolumne angesprochene) Entwicklungen mit problematischen gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen eher beeinflussen können (und zwar qua politischem Amt) als andere und somit eher ein bestehendes System zulasten anderer ausnutzen, als dass ein gegenstandsloses System bzw. ein derartiger (personifizierter) Überbau sich diese zunutze macht, um weiterhin ungreifbar - und statisch - zu verbleiben?

 Matthias_B (30.01.14)
Damit wird es dem Einzelnen, der über mehr (Aus-)Gestaltungsmöglichkeiten verfügt, allerdings schon etwas einfach gemacht, da er dadurch seine gesellschaftliche Verantwortung herabsetzen kann, indem er das Argument nutzt, auf ein 'Eigenleben' ebendieser, die einen "scheinbar automatisch" handeln lässt, zu verweisen; so könnte man sich hinter diese (selbst?) eingerichtete höhere Ebene zurückziehen, um sie als Legitimation für sein (Nicht-)Handeln vor sich herzuschieben und darauf zu hoffen, dass die Lösung dieser Problematik wiederum nur im Bereich des Theoretischen erfolgen möge.
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