Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 07. Juli 2014, 23:10
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Hunger

von  SchorschD


Sprichwörter sind immer auch mit Vorsicht zu genießen. Sie können sogar bösartig und gemein werden, wenn die Situation nicht passt. „Hunger ist der beste Koch!“ gehört dazu. Einem Menschen, der am Verhungern ist, weil er in seinem Kochtopf schon lange nichts mehr rein tun kann, diese Gemeinheit anzusagen, ist geradezu gedankenlos dumm oder auch ein widerwärtiges Verbrechen. Für den Armen und Ausgebeuteten ergibt sich dieselbe Pein bis zu einem quälenden Tod.
Eine der Methoden, Hunger zu erzeugen, nennt man Landgrabbing. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet es wieder einmal wie bei anderen weltweiten Ungerechtigkeiten, dass starke Reiche den schwachen Armen ihre Lebensgrundlage wegnehmen. Nichts Neues ist dabei, dass man sein böses Tun durch scheinbar soziales Streben bemäntelt. Theodor Storm schreibt dabei in einem seiner Gedichte, dass dabei ein Stück von Christi Mantel ebenso dienlich sei wie man des Königs Hermeline mit Erfolg benutzen könne. Für solche Menschen fällt ihm der Begriff „Schuft“ ein. Beim Landgrabbing heißt das, dass Großkonzerne sich in Südamerika, Asien, Afrika und Osteuropa Millionen von Hektar unter die Nägel reißen mit der kühnen Behauptung, sie wollten die Landwirtshaft in diesen Ländern effizienter gestalten. Die kirchlichen Einrichtungen wie „Brot für die Welt“ und „Misereor“, beklagen, dass dabei weder Bauernorganisationen noch die betroffenen Kleinbauern in irgendeiner Weise beteiligt werden. Geheimverhandlungen seien das für die Beutemacher geeignete Mittel.
Die G8/G7-Staaten tragen das Ihre dazu bei, indem sie etwa 100 Großunternehmen aus dem Etat der Entwicklungshilfe bezuschussen. BASF, Bayer Leverkusen, Monsanto dürfen sich freuen. Um auch Österreichern die nötige Ehre anzutun, sei erwähnt, dass sich welche in Serbien, Ungarn und Rumänien tummeln. Den sich selbst verpestenden Chinesen gefällt es in Afrika. Dabei werden sie von den Golfstaaten unterstützt. 15 Millionen Hektar haben in Afrika schon die Besitzer auf mehr oder weniger schnöde Form gewechselt Da die kleinbäuerliche Landwirtschaft hauptsächlich von Frauen organisiert und betrieben wird, trifft es einmal mehr sie und ihre Kinder.
Außer dem Landgrabbing darf man nicht vergessen: Hungerlöhne für die Arbeiter in der Landwirtschaft, Mais zu Ethanol und nicht für Lebensmittel, fruchtbare Böden immer mehr durch Pestizide verseucht, Fleischproduktion statt pflanzliche Nahrungsmittel.
Ein Sprichwort sagt: „Wenn Du jemandem helfen willst, gib ihm keinen Fisch, sondern lehre ihn angeln.“ Man kann ihm aber den Fisch auch noch abnehmen.

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