Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 08. Februar 2010, 20:54
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Das Ompa

von  AlmaMarieSchneider


Mitgeformt die Zeit einer rasanten technischen und gesellschaftlichen Entwicklung, geprägt durch einen völlig neuen Kunstgeschmack und Lebensstil verliert der Mensch zwischen dem fünfzigsten und sechzigsten Lebensjahr für Außenstehende plötzlich jede Flexibilität und Leistungsfähigkeit und fällt in ein Verhaltensmuster der Kaiserzeit.
Von nun an ist es aus mit dem „flotten Käfer“. Lange Haare, kurzer Rock, laute Rockmusik oder gar der jüngere Liebhaber gelten als „abartig„ ekelig und voll daneben.

Das neugeborene Ompa hat sich von nun an, gemäß Ompa - Image, konservativ und möglichst unauffällig zu kleiden (typisch die helle Windjacke des männlichen Ompa und die in gedämpften Farben gehaltene Schlupfhose des weiblichen Ompas), konservativ gilt natürlich auch für die Frisur. Auch hier ist weniger mehr und Lippenstift gilt als aufdringlich. Dem Benehmen wird sehr viel abverlangt. Stur, leicht zänkisch (jüngere Menschen verbuchen derartige Eigenschaften bei sich gerne als „eigene Meinung“) und natürlich aufgrund der plötzlichen Abnahme der geistigen Beweglichkeit als äußerst hilfsbedürftig wird das Ompa schon mal gern bevormundet oder einfach übergangen.
Dem weiblichen Ompa spricht man seinen Sexualtrieb ab, während das männliche Ompa gewöhnlich sein Viagra einsetzt und jüngere Frauen benötigt. Früher galt das Ompa sogar grundsätzlich als geschlechtslos.

Nichts hält sich hartnäckiger als Vorurteile und nichts anderes ist das Ompa-Image. Es veranlasst Menschen zur Diskriminierung. Diskriminierung führt zur Anpassung der Diskriminierten an ein gewünschtes Erscheinungsbild. Ältere Menschen nehmen es als gegeben hin, daß sie, trotz hoher Qualifikation, schon ab fünfzig keine Arbeit mehr finden.
Produkte, die diesem Image entsprechen werden massenhaft angeboten. Sicher nicht vom Ompa für Ompas entworfen, sondern vom Image „jung und dynamisch“ aufgedrängt. Welch eine Wahl hat so ein Ompa denn? Beruflich wird Erfahrung, Wissen und überlegtes Handeln plötzlich abgewertet, zu Weihnachten beschenkt man das Ompa mit Strickjacken und Volksmusik-CD ‚s und als Festkleid wird der unauffällige Faltenrock erwartet. Dann gibt es wenigstens ein paar nette Komplimente für das Ompa. Die Rente darf ruhig auch sehr niedrig sein, denn das Ompa wird lernen müssen, dass es keine Wünsche mehr zu haben hat. Bald wird es sich gemäß Image-Vorgabe gut eingefügt haben. Als Rebell mit eigenem Geschmack und eigener Meinung wird es sowieso nur zum unerträglichen Störenfried.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

McDragion (36)
(02.03.10)
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