Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 06. September 2010, 23:37
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Romance Scam

von  AlmaMarieSchneider


Ein Artikel in der hiesigen Zeitung berichtete über einen älteren, etwas korpulenteren Herren, der von einer Osteuropäerin, die er über eine Single Seite kennen lernte, um 10 000 € erleichtert wurde.
Er erzählte, dass es sich den zugesandten Bildern nach, um eine junge, auffallend schöne Frau handelte. Nach regem Mailverkehr, vereinbarte man nach drei Monaten ein erstes Treffen. Dafür bat sie ihn um 1500 €.
Leider erkrankte ihre Mutter plötzlich schwer und musste ins Krankenhaus. Das Reisegeld wurde, um ihr Leben zu retten, für die Behandlung ausgegeben. Nun folgten weitere Bitten um Geld. Während der vergangenen drei Monate hatte sie das Vertrauen des Mannes gewonnen und so kam er immer wieder ihren Bitten nach, wähnte er seine Liebste doch in großer Not.
Vielleicht hätte er sich einmal selbst fragen sollen, was wohl eine ausgesprochen schöne Frau an einem Kerl über fünfzig, außer seinem Geld, noch so Fantastisches finden sollte. Leider glauben viele Männer, dass allein ihre deutsche Staatsangehörigkeit ihr Aussehen deutlich verschönert und sogar den Bierbauch in den Augen der osteuropäischen Damenwelt verschwinden lässt. Selbstgefällig finden sie es vollkommen in Ordnung, wenn sie täglich mit Liebeserklärungen von angeblichen Klassefrauen überhäuft werden. Ja, bis ihnen irgendwann klar wird, dass sie ihre Angebetete nie zu Gesicht bekommen werden. Ihr Geld leider auch nicht mehr.

Man nennt diese Vorgehensweise Vorschuss Betrug. Diese Vorschuss-Betrüger sind mittlerweile in vielen Gruppen organisiert, die bekannteste ist wohl die Nigeria Connection mit mehreren hundert Mitgliedern. Jedes dieser Mitglieder schreibt hunderte von Opfern an. Schnell täuschen sie Gefühle vor und versuchen Geld von ihren Opfern zu bekommen.

War der klassische Heiratsschwindler früher in der Regel männlich, sehr gepflegt, charmant und gut aussehend und vor allem er zeigte sich seinen Opfern persönlich, hat das Internet eine neue Generation dieser Abzocker hervorgebracht.
Wer sich wirklich hinter den Bildern verbirgt, bleibt im Dunklem. Denn treffen wird man diese Gauner nie. Man nennt sie Romance scammer oder 419er.
Gekonnt bauen sie sich eine falsche Identität auf, wobei es sich bei Männern nicht unbedingt um Männer handeln muss. Gleiches gilt natürlich für das weibliche Geschlecht.
Trotzdem ihre Vorgehensweise leicht zu durchschauen ist, scheinen sie ihren Opfern regelrecht eine rosa Brille zu verpassen.
Immer wieder gibt es auch Frauen, die ihrerseits versuchen den Spieß umzudrehen und aus einem identifizierten Scammer etwas Geld heraus zu locken, bis sie dann selbst unversehens in der Gefühlsfalle sitzen. Ein gefährliches Spiel, das teuer werden kann.

Ihre abgezockten Opfer hinterlassen Heiratsschwindler meistens finanziell und seelisch ruiniert. Der klassische Heiratsschwindler wird wohl als Straftäter zu fassen sein, der moderne weltweit operierende Abzocker verschwindet meistens mit seiner Beute auf nimmer wiedersehen.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

wupperzeit (58)
(09.09.10)
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 AlmaMarieSchneider (10.09.10)
Lieber Andreas,

danke für Dein Lob. Mein 22ig jähriger Lover spricht leider auch nur von schnellen Autos und Armani Anzügen. Die kranke Mutter ist schon durch.

Für Betroffene ist es, denke ich, nicht so sehr der finanzielle Verlust, der schmerzt, es ist vielmehr die Erkenntnis, daß auch sie in gewisserweise käuflich wurden. In der Regel funktioniert das Belohnungssystem ja. Er schenkt ihr eine Rose und sie gibt ihm dafür den erwarteten Kuss.
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