Spätlese

Gedicht zum Thema Nonsens

von  Irma

In meiner Zimmerecke
stand einmal ein Bücher-Turm,
darinnen hauste ein dicker
und höchst gefräß’ger Wurm.

Er fraß sich satt durch alles -
rauf, runter und auch quer,
ob Goethe oder Schiller,
gar nichts war ihm zu schwer.

Abends zu später Stunde,
kroch er den Turm empor
zu einer alten Haus-Ratte,
die las ihm gerne was vor.

Sie setzte sich auf ihre Brille,
die Gläser sprangen entzwei -
und klangen fröhlich zusammen
mit lautem „Prosit!“ dabei.

So lasen sie ganze Nächte
hindurch bis der Morgen graut’,
am liebsten Gruselgeschichten,
gans wirklich mit Gänsehaut.

Die Ratte nippte am Weinchen,
der Wurm wollt gern heißen T.
Er stahl ihr eins aus dem Wörtchen
und trank es weg - oh weh!

Und weil sein Hunger so groß war,
fraß er rasch das E noch auf.
Doch der Verrat an der Freundin
wurmte ihn kurz darauf.

Er musste laut weinen beim Lesen,
was von ihr übrig blieb:
Sie wurde zu altem Gerümpel!
Es türmte der traurige Dieb.

In meiner Zimmerecke
da stand einst ein Bücher-Turm.
Inmitten von - altem Haus-Rat -
lebt einsam heut nur noch: ein Wurm.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (19.07.11)
Etwas Heine mit Kaléko. Wundervoll!

Bei "stand einmal ein Bücher-Turm" würd ich "einmal" weglassen.

 Irma meinte dazu am 20.07.11:
Aha...interessant.
Danke Dir! LG BirmchenIrmchen

 Lluviagata (02.11.12)
Wenn er nicht gerade mit dem Mond plaudert ... :D

Liebe Grüße
Llu ♥

 Irma antwortete darauf am 12.07.13:
;-)) Liebe Grüße zu nächtlicher Stunde! Irma
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