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Gedicht zum Thema Abendstimmung

von  Möllerkies

Der Abend fließt wie aus Amphoren,
der See versinkt in blauem Schatten.
Am fernen Ufer, schon verloren,
strahlt letzte Sonne auf die Matten.
 
Da träumt ein Tisch in hellem Garten
und lehnt an sonnenwarmer Mauer,
er scheint der Dämmerung zu warten
und ruht für ungewisse Dauer.
 
Wir aber hier im Schattengrau,
im Abenddunst, im Immertrüber,
schau’n zum verzauberten Gehau
und wünschen uns hinan – hinüber.


Anmerkung von Möllerkies:

Das »verzauberte Gehau« habe ich bei Stefan George ausgeliehen.

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Kommentare zu diesem Text


 Augustus (14.08.16)
das Gedicht erfüllt den an ihn gerichteten Auftrag

ave

 Möllerkies meinte dazu am 14.08.16:
Na, da bin ich ja beruhigt. Salve, Imperator.

 idioma (14.08.16)
Die erste Zeile ist soooooooooooooooooo
hinreißend schön und setzt die Latte sooo hoch an,
dass alles andere Mühe hat mitzuhalten......
Man erwartet vermutlich nach solcher erster Zeile
einfach zuuuuu viel.......
idi
PS : = vielleicht ist das - nach diesem ersten passablen Versuch - eine Aufgabe für den Rest Deines Lebens, zu dieser ersten Zeile das voll entsprechende Abendgedicht zu schreiben......
toi toi toi ......
(Kommentar korrigiert am 14.08.2016)

 Möllerkies antwortete darauf am 15.08.16:
Danke, idi. Ich soll für den Rest meines Lebens den ersten Vers auf den Gipfel des Gedichtbergs wälzen, von wo er jedes Mal mit einem donnernden »kann nicht mithalten« zu Tal geht? Da hat mich aber eine grausame Muse geküsst.
Janna (66)
(14.08.16)
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fragilfluegelig (49) schrieb daraufhin am 14.08.16:
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Janna (66) äußerte darauf am 14.08.16:
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 Möllerkies ergänzte dazu am 15.08.16:
Vielen Dank, Janna. Ja, ich musste auch erst einmal nachsehen, was es mit dem »Gehau« auf sich hat, und bin  bei den Brüdern Grimm fündig geworden: »Gehau« hat(te) die von fragilfluegelig genannte Bedeutung. Auch dir vielen Dank, fragilfluegelig.

 idioma (15.08.16)
Ach lass Dich doch einfach von dieser ersten Zeile küssen !
(Aber wirklich !)

"Der Abend fließt wie aus Amphoren,
.
.
.
.
.

der See versinkt in blauem Schatten."

So viel Abstand, so viel Platz ist hier gar nicht,
wie bereits zwischen diesen beiden Zeilen liegt
Der Leser ist amphorenvoll von dieser ersten Zeile :
er sieht sofort vor sich, wie sich aus warmer Amphorenterracottafarbigkeit
warmes goldnes Abendlicht über alles ergießt
und mediterranes Flair heraufbeschworen wird......
und Du sprichst nahtlos weiter vom See und von blauen Schatten,
und sofort kommt die Dämmerkühle unserer Breiten auf,
die vom ersten inneren Gefühl meilenweit entfernt ist,
es buchstäblich sofort verscheucht...
und die Amphoren sind im ganzen restlichen Gedicht eigentlich ziemlich vergessen, sind,
so man unbedingt will, allenfalls noch etwa ahnbar in Zusammenhang mit der der
"sonnenwarmen Mauer" und dem "verzauberten Gehau"......
SCHADE !!!
:-(
(Kommentar korrigiert am 15.08.2016)

 Möllerkies meinte dazu am 15.08.16:
Stimmt schon, der amphorenhafte Abend passt nicht so ganz zum Rest des Gedichts. Vielleicht müsste ich schreiben:

Der Tag floss hin wie aus Amphoren,
nun sinkt der See in blauen Schatten.

Was dein Bedauern vermutlich nur vergrößern würde, weil ich damit auch noch den ersten Vers zugrunde richten würde.

Ich werde darüber nachdenken; jedenfalls danke für deine Überlegungen.

 idioma meinte dazu am 15.08.16:
>>>
DANKE für Einsicht und Nachdenken,
was sich in diesem Fall garantiert lohnt !

Aber diese erste Zeile steht unantastbar + unveränderbar !
( George rotiert im Grab, gelb vor Neid , dass sie DIR
und nicht ihm selber einfiel ! )
- es muss "nur" (!) ein etwas anderes Gedicht folgen.....

Das restliche vorhandene Gedicht,
was eigentlich sehr schön ist,
braucht "nur" eine neue erste Zeile......

Leicht gesagt, schwer gemacht,
aber Du schaffst das irgendwann irgendwie........
idi
(Antwort korrigiert am 15.08.2016)
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