Enrico und der störrische Drahtesel.

Anekdote zum Thema Abenteuer

von  franky

*

Enrico und der störrische Drahtesel.

Es wahr ungefähr ein Jahr, bevor ich mit ihm gemeinsam die Berufsmusikerlaufbahn einschlug. Er war auf einen kurzen Besuch vorbeigekommen,
um  mit mir ein bisschen zu musizieren, nur so
zum Spaß, ohne zu ahnen, dass
daraus einmal Ernst werden sollte.

Bei einem vorhergegangenen Besuch hatte Enrico sein Fahrrad bei mir stehen gelassen. Da er aber diesmal mit Vaters neuem Moped angebraust kam,
musste er bei der Heimfahrt beide Fahrzeuge mitnehmen.

Er hatte nur einen Hintern aber 2 Sattel,
nur 2 Beine, aber 4 Fußpedale,
und noch einige Dinge mehr die zu viel an der Zahl waren.

Zu erst versuchte er die beiden störrischen Fahrzeuge vom Stand aus in Gang zu
setzen. Das klappte überhaupt nicht.
Kaum ein paar Meter, da schlug das Fahrrad schon wieder eine andere Richtung
ein, und er musste es wohl oder übel fallen lassen, was jedes Mal einen
unheimlichen Schepperer machte. Dann kam Enrico auf den blendenden Einfall,
es mit einen fliegenden Start zu versuchen.
Dazu musste ich mich mit dem Fahrrad am Rande der Straße postieren, und es
sachte nur an einem Punkt festhalten. Enrico würde es dann im Vorbeifahren an sich nehmen.
Die Straße machte an dieser Stelle eine unübersichtliche Kurve.
Enrico verschwand und kam nach kurzer Zeit mit einem „führt di!“ hervor.
Ich sagte gute Nacht und ließ das Rad los, in der Meinung, er nimmt es mit.
Da hat aber seine Berechnung nicht ganz gestimmt. Er griff daneben, ich ließ Das Rad aus, Enrico war vorbei und das Rad lag wieder mit höllen Geschepper auf der Straße. So ging es einige Male. Ich bog mich vor Lachen!
Das war so eine witzige Aktion, Zirkus reif.
Als er es aber bei einem weiteren Versuch doch zu fassen bekam, fühlte ich wie das Rad sich fort bewegte. Enrico rief „Gute Nacht!“
Ein heftiges Gepolter und Motorgesurre auf der anschließenden Holzbrücke, ein paar schlimme Flüche von Enrico, das alles verriet mir ein neuerliches Misslingen unseres Startversuchs.
Nun lagen auf der Brücke verstreut ein Fahrrad, ein Moped
und darunter irgendwo Enrico…
Wir hatten unvorstellbares Glück, dass kein Auto zu dieser Zeit vorbeifuhr.
Im Jahre 55 war der Straßenverkehr noch sehr spärlich.
Das Fahrrad wollte um keinen Preis die gleiche Richtung fahren wie Enricos
Mopet. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir den Störrischen Drahtesel so weit
hatten das er sich zu Fuß mit Enrico die Straße nach Hause führen ließ.

Wir lachten jedes Mal Tränen, wenn wir diese Geschichte uns später wieder erzählten.

© by F. J. Puschnik

*


Anmerkung von franky:

Es war eine riesen Gaudi!

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