* D a s G l ü c k teil I *

Geschichte zum Thema Glück

von  Borek

Er wurde von allen geliebt und verwöhnt, alle nannten ihn Basti. Drei Jahre war sein knabenhaftes Alter und in der Kleinstadt in der seine Eltern lebten, war er stadtbekannt. Alle Menschen sagten, was für ein Glück für die Eltern, so ein braves und hübsches Kind zu haben. So begegnete Basti dem Wort Glück immer häufiger ohne den Begriff zu verstehen.
Ein Auto, ein Rad, eine Wolke, dies konnte man alles wunderbar sehen, aber wo war das Glück sichtbar.

Eines Tages fragte er seinen Vater; „Vati, was ist Glück.“
„Ja, mein Sohn, mit dem Glück, das ist so eine besondere Sache. Man kann es nicht kaufen, man hat es, oder hat es auch nicht, man kann es sich wünschen oder vom Schöpfer erbeten, vom Teufel nicht erzwingen. Mann kann Das Glück nicht verschenken, man kann es nur geschenkt bekommen aber das sind Sternstunden im Leben, wenn man dies richtig begreift.“

Basti verstand natürlich  überhaupt nichts von diesen in die Weite gerichteten Worte seines Vaters, der gedankenverloren am Fenster stand um in der Ferne der Zukunft oder aus der Tiefe der Vergangenheit eine Antwort für sich selbst zu  finden suchte.
Basti verstand nur Glück und kaufen.

Basti fragte auch seine Mutter.
„Mutti, sag mir bitte was ist Glück und wo kann man es kaufen?“
Das Lachen der Mutter erklang glockenhell wie das feine Geläut aller zerbrechlichen Porzellanglöckchen dieser Welt.
„Mein Sohn, du bist mein größtes Glück. Du bist mein Schatz, mein glücklichster Besitz den ich nie verkaufen werde, denn du bist mein Glück“, und ihre smaragdgrünen Augen strahlten wie das Feuer welches sich im Licht bricht.

Basti konnte auch diese Antwort nicht richtig einordnen, es blieb zurück, Glück ist Besitz, Schatz, kann man, oder kann man nicht kaufen.
Nachdem er nun die Antworten seiner Mutter und seines Vaters, als er ins Bett lag, nochmals durch den Kopf gehen lies, beschloss er, eine Heldentat zu vollbringen, das Glück zu suchen um es für sich zu kaufen.
So schlachtete er eines Tages sein Sparschwein, sammelte alle kleinen und großen Münzen in seiner zierlichen Hand zusammen und machte sich auf den Weg das Glück zu kaufen.

Basti betrat durch die große Schwingtür ein elegantes Geschäft. Chrom und Licht blitzten wie Sterne am fernen Firmament. Ein sehr elegant gekleideter Herr trat erstaunt auf ihn zu und fragte; „Basti, was willst du bei uns kaufen?“
„Ach, ich wollte für mein ganzes Geld welches ich hier habe“, und er öffnete seine zarten Kinderhände, „ das Glück bei ihnen kaufen, haben sie es vorrätig?“
Der elegante Mann sah Basti mit einem leichten Lächeln an. „Basti, das Glück brauchst du jetzt noch nicht kaufen.  Bist du erst einmal ein Mann, dann kannst du versuchen es zu finden oder zu kaufen. Du selbst bist das Glück deiner Eltern. Du bist das Glück selbst, also brauchst du kein Geld dafür ausgeben.“
Basti war erstaunt. Ich bin das Glück, wieso, ich bin doch Basti und nicht das Glück. So verlies er mit diesen Gedanken das Geschäft.

Verwirrt betrat er das nächste Geschäft. Basti wollte sich nicht so schnell entmutigen lassen, vielleicht irrte der elegante Herr.
Nüchtern und kalt wirkte die Fassade des Supermarktes in dem viele Menschen mit leeren Wagen hineingingen und mit vollgepackten Einkaufswagen wieder herauskamen. Wo so viele  Menschen einkaufen, muß es bestimmt auch das Glück zu kaufen geben. Basti folgte dem Strom vieler Menschen und stand plötzlich zwischen unendlich langen kalten, von Neonlicht überstrahlten Regalen. Dosen, Schachteln, Tüten, Flaschen in unendlicher Zahl, alle groß, klein und mittleren waren vorhanden. Ein Mann im weißen Kittel, der wie ein Arzt aussah, kam mit einen Wagen voller Flaschen auf ihn zugefahren.
„Können deine Eltern nicht besser auf dich aufpassen? Du bist mir im Weg“ rief der Mann. „Ach entschuldigen sie, meine Eltern sind im Geschäft und arbeiten, können sie mir nicht sagen wo ich das Glück bei ihnen im Laden finde?“
Verdutzt sah der Mann Basti an, er hatte wohl einen schlechten Tag.
„Mach das du nach Hause  kommst schnarrte er blechern. Glück kann man bei uns nicht kaufen. Scher dich weg, und solltest du zu klauen versuchen, dann bin ich glücklich, wenn ich dich Lausbuben erwische.“
Verwirrt verließ Basti den Platz wo es vieles zu kaufen gab, aber kein Glück.

Er wollte einen letzten Versuch starten und betrat einen kleinen unscheinbaren Laden durch eine kleine buntbemalte Tür. Bim, bim, bum, bam, erklang es in zarten Tönen als er durch die Tür schritt. Hinter dem Tresen stand eine ältere Frau, mit einem Gesicht voller Falten. Eine schmale Brille konnte ihren strahlenden Blick nicht aufhalten. Tiefe Runzeln hatten sich durch die Zeit gebahnt, Lebensspuren hinterlassend. Sie trug eine blaukarierte Kittelschürze und eine helle freundliche Stimme erklang.
„Oh, welche Ehre Bastilein, du willst bei mir etwas kaufen?“
„Ja, ich habe einen großen Auftrag für sie“, diesen Begriff hatte er bei seinen Eltern gehört. „Ich will einen Posten Glück bei ihnen kaufen.“
„Ach.“ Sagt Frau Adam mit einem tiefsinnigen Lächeln, das sich über ihr markantes Gesicht wie ein himmlisches Leuchten  ausbreitete.
“Das ist gar nicht so einfach, mein Herr. Es gibt da verschiedene Sorten; Glücksmilch, Glücksperlen, Glückspulver und noch viele andere Sorten die, die Kinder sehr glücklich machen wenn sie diese auf der Zunge zergehen lassen. Köstliche Schokolade, würzige, fruchtige Bonbons, zerschmelzende Caramehle. Aber ich glaube für dein Glück sind die Glücksperlen die Geeignetsten die ich dir empfehlen kann.“
Sie griff in ein großes Glas welches gefüllt war mit in allen Farben schillernder Kügelchen. Blaue, tiefblau wie die Heidelbeere, rote, wie schimmernde Rubine. Grüne Kugeln, sie spiegelten das satte Grün von Wiesen und Wäldern wieder. Das Gelb, dem unübertroffenen Aroma der Zitronen nacheifernd, und violette, die Geheimnisvolle Farbe aller Farben. Alle Farben dieser Welt lagen da vor Bastis Augen, Kügelchen um Kügelchen. Die alte Dame holte eine köstliche violette Perle mit einer Zange aus dem Glas um Basti sie kosten zu lassen. Er legte sein, in der Hand festgehaltenes Geld auf die Ladentheke, und nahm die Glücksperle in seinem Mund. Oh, welch herrliches Aroma entfaltete sich auf  seiner Zunge. Mit einem kleinen Brausen  beim Verzehr, öffnete sich die Perle und schenkte Basti seinen zarten verführerischen Geschmack.
„Ja, das ist es“, rief Basti begeistert aus. So wechselte eine weiße Cellophantüte in der die Buntheit der Kugeln gut sichtbar wurde gegen Bastis Geld den Besitzer. Glückstrahlend lief er nach Hause zu seiner Mutter und rief ihr schon von weiten entgegen;
„Ich habe das Glück gekauft, du musst es probieren.“
Die Mutter sah das Strahlen ihres Kindes in den Augen und dachte, welches Glück doch so eine kleine Kugel verursachen kann, wäre es doch immer so einfach im Leben.

Die erste Zeit ging Basti fast jeden Tag zu Frau Adam um sein Glück zu kaufen. Dann ging er nur noch einmal in der Woche oder gar im Monat und irgendwann vergaß er es ganz. Alle Geschmacksrichtungen der bunten Kugeln kannte er schon auswendig und eigentlich machten sie ihn nicht mehr so glücklich und er vergaß sie langsam und gänzlich.

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Kommentare zu diesem Text

Melli (36)
(23.04.07)
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 Borek meinte dazu am 30.06.07:
Liebe Melli, ich habe heute erst Deinen Kommentar vom 23.4. gefunden. Welche aufgesparte Freude. Ich danke Dir ganz herzlich dafür.
Ich glaube, daß auch das Glück nicht immer gefunden wird, auch wenn es nicht mit materielle Dingen zusammen hängt. Ganz liebe Grüße und schönes Wochende Herbert
Knusperhexe (57)
(29.06.07)
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 Borek antwortete darauf am 30.06.07:
Welch kluger Kommentar, liebe Marlene! Es ist für mich immer zauberhaft, ein Hexlein in meinen Geschichten und Seiten zu finden. Ganz liebe Grüße und Dank. Herbert

 Rayoluna (10.07.07)
Auch mich hast du mit diesem Text: "Das Glück" fasziniert lieber Herbert. Es macht einfach Spaß deine Märchen und Geschichten zu lesen, man taucht in eine andere Welt und vergisst für eine Weile alles um sich herum. Nun bin ich auf Teil 2 gespannt! )
Liebe Grüße,
Franci

 Borek schrieb daraufhin am 11.07.07:
Ich freue mich, wenn Du Dich freust. Danke für Deine gute Meinung.
Ganz liebe Grüße Dein Freumnd Herbert
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