Der blaue Edelstein.

Märchen zum Thema Abenteuer

von  franky

*
Der blaue Edelstein.

Es war einmal ein dünner Zwerg. Der war schon jahrelang auf der Suche nach
einem wunderschönen blauen Edelstein. Sein Weg führte ihn durch Wind
und Regen, durch Nacht und Tag. Wen er auch fragte, niemand wusste wo es diesen Stein geben sollte.
Wo er auch suchte, es war nie der richtige Weg. Eines stand aber schon fest,
der Stein musste sich in der Hand eines alten Mannes befinden, der in einen
tiefen dunklen Wald einsam und verlassen lebte.
Ein Goldschmied, der versuchte die Sonne und Sterne zu fangen.
Eines Tages war es für den Dünnen Zwerg wieder mal morgen geworden,
er schüttelte die Strohhalme von seinem Gewand, strich mit seinen kleinen
Finger durch das zerzauste Haar und wusch sich den Schlaf aus den Augen.
Dabei fragte er das schmale Bächlein an dem er seine Morgentoilette machte, ob
es nicht wüsste wohin er seine Schritte lenken sollte.
Das Bächlein murmelte nur:
Wer weiß, wer weiß im Norden, tief im Eis.

Eine junge Prinzessin weinte in ihrem großen Schloss mit den tausend Türmen
und Zinnen. Der blaue Stein war doch einmal ihr Morgenlicht, ihr Abendrot.
Doch plötzlich war er verschwunden. Der kleine dünne Zwerg versprach ihr
den Edelstein zu suchen, mit all seiner Kraft und Mut.
Der Zwerg mit den dünnen Armen und den dünnen Beinen überlegte, wie weit es
wohl sein mag bis zu dem Eis?
Dabei betrachtete er seine schwarzen Kleider und sah sehr elegant aus,
nur einige Stellen des Stoffes waren schon ein wenig zerschlissen.
Er strich sich mit der Hand über die Stirn und machte entschlossen
einen Schritt zu einem uralten dicken hohen Baum, mit ganz großen Blättern.
Aus denen wollte er sich ein Schiff bauen und der Wind sollte ihn bis hoch
nach Norden bringen. Mit Grashalmen und Stäbchen band er das Luftschiff
zusammen. Zur besseren Beschleunigung nahm er noch einen Seidenschal,
den ihm die Prinzessin bei der Abreise geschenkt hatte und band ihn fest.
Der Wind konnte ihm dadurch eine ungeheure Geschwindigkeit
verleihen. Als er Mittag fertig war, setzte er sich in das Schiff, der Wind hob
ihn auf immer höher und höher, bis die Bäume und Straßen nun mehr ganz klein
zu sehen waren.
Er fragte die Störche, wie es da auf den kürzesten Weg nach
Norden ginge, die wussten aber nicht Bescheid.
Erst als er Möwen und einem Eisvogel begegnete,
erfuhr er, dass er auf den richtigen Weg war.
Es wurde auch immer kälter.
Die Sonne sank immer tiefer und plötzlich war es nur noch Nacht.
Er rieb sich die Hände vor Kälte, er stampfte mit den Beinen, um sich
zu wärmen, es half nicht viel. Er wurde auch immer müder und schläfriger,
bis er ganz einschlief.
Das Schiff zog indessen steuerlos weiter.
Als er wieder aufwachte, konnte er sich gar nicht zurecht finden, er wollte
sein Schiff steuern, denn vielleicht war es vom Kurs abgekommen.
Nun war es aber kein Schiff mehr,
es war ein kleines Bett; oder so was ähnliches.
Da war ja Licht!
Ein riesiges Tier mit zottigem Fell konnte er erkennen.
Sein Fell war weiß wie Schnee.
Der kleine Zwerg musste sich mächtig anstrengen und aus Leibeskräften rufen:
Eisbär! Eisbär! Hörst du mich?

Langsam drehte er sich zu dem Zwerg und brummte: Na na, nicht so eilig,
was gibts denn? Der dünne Zwerg wollte alles wissen wieso und warum er hier
läge. Da lachte der Brummbär in seine breite Pfote.  Du hattest wohl zuviel
Fahrt auf deinem Gefährt. Sonst wärest du nicht mit aller Kraft
auf den Berg geknallt. Zuerst dachte ich, es wäre ein größerer Vogel, den der
Wind mir zum Frühstück an den Fels geschleudert hatte.
Aber bei näherer Untersuchung kam ich drauf, dass so ein menschenähnliches Wesen
nur furchtbar klein und viel zu winzig für meinen großen Magen ist.
Da entschloss ich mich dich zu mir in meine Höhle zu bringen,
da würdest du schon wieder auf die Beine kommen. Der Seidenschal liegt unter
deinem Kopf. Der Zwerg bedankte sich für die wunderbare Rettung und begann
sofort zu fragen ob er nicht wüsste, wo hier ein alter Goldschmied lebte,
der in einem dunklen finsteren Wald einen Blauen Edelstein besitzen soll.
Der Bär kratzte sich hinter dem Ohr über seine rechte Pfote und dachte nach.

Ja. Ich habe einen Freund weiter im Süden, einen richtigen Mensch, der wohne
in so einen Wald. Den besuche ich manchmal, wenn es nicht mehr so stürmisch
ist. Der besitzt auch einen Sack, in dem befinden sich die erstaunlichsten
Dinge, sie glänzen und funkeln, dass ich mir oft die Augen verdecken musste.
Er wohnt in einer richtigen Hütte, aus der Tag und Nacht Rauch aufsteigt.
Der Zwerg vergaß alle Vorsicht und kletterte zu dem riesigen Brummbär auf die
Schulter, um ja alles richtig zu verstehn. Es ist möglich, dass du sein Haus
sogar überflogen hast ohne es zu wissen. Und wo ist mein Schiff?
Dein Schiff, brummte der Bär, das hat der Wind mit sich fortgenommen.
Der hats immer eilig, so eilig, ich habe aber Zeit, viel Zeit.
Der Zwerg stürmte auf den Eisbären ein:
könntest du mir nicht verraten, wie ich da hin komme? Oder kannst du mich
vielleicht gar dort hin bringen?
Der Bär: Ein paar Tage müssten wir da schon wandern,
über manchen Berg und durch ebenso viele Täler. Ein warmes Fell
brauchst du auch, sonst bist du in kürzester Zeit erfroren.

Gut! Sagte der Bär, morgen brechen wir auf, für diesen Weg müssen wir gut
ausgeruht sein, deshalb schlafen wir noch einige Stunden. Der Zwerg kraulte
noch aus überschwänglicher Dankbarkeit das Fell seines großen Freundes und
legte sich auf seine Schlafstelle. Der Bär legte sich neben den dünnen Zwerg,
um ihn im Schlaf zu wärmen. Dann ging die Reise los. Zuvor hatte der Eisbär
noch ein Stück Bärenfell zurecht gemacht der Zwerg bedeckte damit seinen dünnen
Körper. Er war jetzt gar nicht mehr so dünn. Über seine kleinen Beine zog er
noch ein paar Bärenklauen, nur je eine Zähe links und rechts. Vor der
Bärenhöhle rief er noch den Eisvögeln zu, sie sollten doch die
Mitternachtssonne anzünden damit sie nicht vom richtigen Weg abkommen.
Es war doch so finster, dass man nicht einmal die eigene Pfote vor der Nase sah.
Es war ein Sausen in der Luft. Der Wind hatte es wieder sehr eilig. Er pfiff
um jede Ecke und um jeden Stein. Der Zwerg musste sich oftmals fest an das Fell
seines großen Freundes klammern.
So ging es dahin Stunde um Stunde bis ein Tag zu Ende war.

Die Prinzessin saß derweil zuhause am Fenster und sah zum Himmel,
Es zogen Wolken von Westen nach Osten, von Norden nach Süden und wieder
umgekehrt. Da flog ein frecher geschwätziger Spatz auf ihre Hand und begann
aufgeregt zu piepsen: Der Storch auf dem grauen Schornstein hätte erzählt,
der wiederum hätte es von einer Wildente und die wieder von einer Möwe, und
die Möwe von einem Eisvogel. Der dünne Zwerg sei auf der richtigen Spur.
Es wird nicht mehr Jahre dauern, bis er den blauen Edelstein gefunden habe.
Die Prinzessin bedankte sich für die gute Nachricht, sie trocknete ein paar
Tränlein auf ihrer Wange, und schenkte den Spatz ihren Frühstückskuchen, der
noch unberührt auf ihrem Teller lag. Der Spatz pickte gierig den Kuchen in
sich hinein. Versprach wieder vorbei zukommen, wenn er etwas Neues erführe.

Der blaue Stein lag von Geburt an neben ihrem Bett. Es war für sie jedes Mal
das höchste Glück, den Stein zu nehmen, ihn in die Sonne zu halten und die
wunderschönsten Dinge zu sehen. Plötzlich war es aber dem Stein zu kalt, er
wollte nichts mehr erzählen, er verstummte und verlor all seinen Glanz, er
wollte ein Kleid aus Gold, erst dann könne er wieder sprechen.
Da hat ihm der blaue Himmel zugeflüstert: komm mit, ich gebe dir ein Kleid! Das
passte aber nicht.  Der blaue See versprach ihm das Gleiche, aber es passte
ebenfalls nicht. So zog der blaue Stein weiter, über Flüsse und Seen, Himmel
und Meer, bis er zu dem alten Goldschmied im hohen Norden kam. Der hatte
so viele goldene Kleider, dass der Edelstein sich nicht entschließen konnte, in
welches er schlüpfen sollte. Wenn er als Ring verkleidet wäre, würde sein Besitzer
der reichste und mächtigste Mensch auf Erden sein.
Wenn er als Mittelpunkt in einer Krone wohnen könnte,
so würde sein Träger die weisesten Gedanken erhalten und in die Zukunft schauen
können. Als Anhänger einer Kette verkleidet, könnte er das Herz seines
Besitzers immer glücklich und froh machen und die Augen würden nie mehr weinen
müssen.

Der kleine Zwerg und der Eisbär mussten einige Gefahren überstehen. In der ersten
Nacht heulten hunderte hungrige Wölfe vor ihrem Lagerplatz. Es war ein Loch im
Schnee, darin war es wohlig warm. Die hungrigen Mägen der Wölfe knurrten wie
leises Donnergrollen durch die eisige Stille.
Sie verschwanden erst als der große starke Eisbär hinaustrat und ihnen
feierlich versprach, auf dem Rückweg für sie reichlich Beute mitzubringen.
In der zweiten Nacht stürzte ein riesiger Vogel in ihr Lager. Der wollte all
ihren Proviant wegfressen. Der Zwerg erwachte zu erst und erblickte den großen
schwarzen Vogel mit dem grässlichen Schnabel und den spitzen Krallen.
Er weckte sofort seinen Freund. Der Eisbär stand auf und klopfte den Vogel
kräftig auf den Rücken, brummte, dir werde ich Brillen mitbringen, damit du
deine Freunde besser erkennen kannst. Reichlich erschrocken verzog sich der
schwarze Eindringling. Er fühlte noch die mächtige Pfote im Rücken, als er
davon flog. Am Abend des 3. Tages mussten sie noch einen Fluss überqueren.
Da schwammen so viele verschiedene Größen von Eisschollen. Durch diesen Fluss
müssen wir schwimmen, am besten auf einer Eisscholle, meinte der Bär.
Er zog ein passendes Eisstück ans Ufer und beide setzten auf dieser
Scholle den Weg fort. Hier drüben sind einige Verwandte von mir, sagte der
Eisbär, die werden uns für die letzte Nacht Unterkunft geben.

Der blaue Stein 3 4.

Dicht neben ihrem Schiff aus Eis, tauchte ein räuberischer Fisch auf. Der
wollte sie unbedingt ins Wasser stoßen. Der Zwerg klammerte sich an seinen
großen Freund. Mit den Bärenklauen an seinen Füssen krallte er sich in die
Eiskruste. Ganz ruhig sprach der Eisbär zu dem Fisch, wenn du etwas
Brauchbares zu fressen suchst, musst du schon flussabwärts suchen.
Dort gibt es die leckersten kleinen Fische, Robben und Seehunde. Die sind viel
schmackhafter, die brauchst du nicht so lange kauen. Lass uns in Frieden
weiterziehen. Dem Raubfisch lief bei der Aufzählung der zahlreichen leckeren
Tierchen das Wasser im Maul zusammen. Er schlug mit der kräftigen
Schwanzflosse noch mal kräftig ins Wasser, dass es bis zu den beiden hoch
spritzte und war verschwunden.
Die Beiden erreichten unbeschadet das andere Ufer. Von hier aus waren es nur mehr ein paar Schritte zu der Höhle seiner Verwandten.
Die Standen alle vor ihrer Behausung. Sie hatten die bedrohliche Situation mit
beobachtet, ohne zu wissen, dass sich hier ihr Bruder in großer Gefahr
befand. Die Nacht ging schnell in einer der warmen Höhlen vorbei.
Am nächsten Tag würden sie ihr Ziel erreicht haben.

So bald sich ein leichtes Grau am Horizont zeigte, zupfte der Zwerg seinen
Reisegenossen, um nach einen kräftigen Frühstück den Rest des Weges hinter sich
zu bringen.
Nicht weit von der Lagerstätte kamen schon die ersten Bäume in
Sicht. Jetzt mussten sie nur noch bis zu dem Haus mit dem rauchenden  Kamin laufen.
Der Bär klopfte drei Mal an die verschlossene Tür. Eine Stimme rief:
Wer stört meine Ruhe?!
Ich bin es, der Eisbär aus dem Norden. Bringe dir einen kleinen Freund mit
Der etwas sucht, das du bestimmt schon lange bei dir behütest.
Die Türe ging auf und ein bärtiger Mann stand in der Öffnung.
Ja sei willkommen Eisbär! Aber wo ist dein Begleiter?
Eisbär streckte seine Pranke aus, worauf sich der Zwerg gesetzt hatte.
Der alte Mann drückte ein Monokel an sein Auge, um den Zwerg zu betrachten.
Der kleine Mann rief so gleich mit freudiger Stimme: Lieber guter alter Mann,
du hast bestimmt ein goldenes Herz  und willst, dass meine unglückliche
Prinzessin nicht mehr traurig ist und sich ihre schönen Augen ausweint, so
dass sie vor Kummer sterben könnte.
Als sich dann das Gespräch auf den blauen Stein bezog, ging dem alten Mann ein
Licht auf. „Ja dieser Stein flog eines Tages zu mir durchs Fenster, um sich von
mir ein goldenes Kleid machen zu lassen. Er konnte sich bis Heute nicht auf
die Art der Kleidung entscheiden.“ In dem Sack von den vielen schönsten
Edelsteinen gab es ständig was zu lachen und zu erzählen.
Als der Zwerg von den einzelnen Kleidern erfuhr, wählte er spontan den
Anhänger für eine goldene Kette. Dann würde seine Arme Prinzessin nie mehr
weinen müssen und endlich ihren lachenden Prinzen heiraten können.
Der alte Mann hatte Mitleid mit dem Zwerg und seiner Prinzessin.
Er setzte sich so gleich an seinen Arbeitsplatz und hämmerte und feilte und
bog und schliff. In kürzester Zeit hatte er eine herrliche Fassung für den
blauen Stein. Am Schluss polierte er das Gold und passte es dem Stein an.
Der wunderte sich erst über die rasche Fertigstellung des Kleides.
Plötzlich konnte er wieder fröhlich lachen und freute sich schon seiner
lieben Prinzessin die zauberhaftesten Geschichten zu erzählen. Jetzt hatte er
ja Vorrat, der reichte  bis ans Ende der Zeit.
Nun setzte der alte Mann und der Eisbär den Zwerg samt blauen Stein auf einen
stolzen Feuerfalken, der sie auf kürzesten Weg zur Prinzessin brachte.
Als sich das Abendrot mit herrlichsten Farben hinter dem Horizont
verabschiedete, wollte die Prinzessin das Fenster schließen. Da sah sie, wie
ein feuriger Falke zu ihrem Fenster flog und hielt inne.
Mit einem mächtigen Zwergensatz sprang der kleine Mann der Prinzessin auf 
die Schulter und legte ihr die goldene Kette um den Hals.
Der blaue Stein glänzte mit sonnigstem Strahlen aus allen Funkenaugen.
Die Prinzessin küsste vor Freude und überglücklich den kleinen Zwerg.
Der wuchs plötzlich immer höher und größer, bis es ein wunderschöner hübscher
Prinz wurde. Er hielt um ihre Hand an: Willst du mich heiraten?
Die Prinzessin kam aus dem Staunen nicht heraus und schlang ihre Arme um den
vor ihr stehenden Mann mit den herrlichsten blauen Augen,
Sie spiegelten die selben Farben wie der blaue Stein.
In drei Wochen fand eine prunkvolle Hochzeit statt.
Als Ehrengäste waren der Goldschmied und der Eisbär eingeladen.
Drosseln, Finken und Meisen sangen ihnen das schönste Hochzeitkonzert.

Wenn Liebe in den Herzen wohnt,
werden sie vom Glück belohnt.

© by F. J. Puschnik

*


Anmerkung von franky:

Für Menschen die sich das Kind
im Herzen bewahrt haben.

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Kommentare zu diesem Text

shakti (66)
(17.10.07)
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 franky meinte dazu am 17.10.07:
Hallo liebe Rita,

Ganz besonders lieben Dank für deinen Besuch und der Empfehlung.
Ja meine Geschichten sind immer etwas lang. Es stehn schon einige im k.v. doch wegen der Länge werden sie nicht oft gelesen, was ich auch verstehe, die Zeit hat selten wer. Darum vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar.
Schicke dir die letzten Sonnenstrahlen des goldenen Oktobers,
sie sollen deine Seele erwärmen
Liebe Grüsse
von
Franky:-)
JowennaHolunder (59)
(20.10.07)
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 franky antwortete darauf am 20.10.07:
Hey liebe Wally,
Oh du machst mir den Abend wieder gemütlich und schön!
Vielen Dank für deinen Besuch und den beiden Sternchen.
Wir sind im Herzen Kinder geblieben und das fühlt sich gut an...
Herzliche Grüsse
von
Franky:-)
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