Zeitzeichen

Gedicht zum Thema Allzu Menschliches

von  Isaban

Mein Spiegelbild zeigt deutlich Zeit;
ins Antlitz schleift ihr feiner Sand
mir sacht, mit kaum bemerkter Hand,
die Runen der Vergänglichkeit.

Die Frage, was ich will und bin
tickt mit dem Takt der großen Uhr.
Aus meinen Augen blinzelt stur
das Kind in mir. Doch fällt es hin,

dann kommt es nur mit Ächzen hoch.
Es springt längst nicht mehr einfach auf,
hat Zipperlein und Pfunde drauf
und will und trotzt - das kann es noch.


Anmerkung von Isaban:

@ E.Lucy_Dation: Vielen Dank für Tipps, Gedankenanregungen und das Verhindern der Schleifspuren.

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Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (16.01.08)
Es scheint das gleiche Spiel für jeden hier.
und dem Leben sei dank, seit wir
das erste Spielzeug unbedingt und ganz
und nur noch dieses haben wollten, hat sich nicht
so viel daran verändert, denn glücklich macht
das alles nicht, was seit dem jedem Schritt anhaftet

es machte nur die Schritte schwerer
mir scheint sogar das Wünschen auch
und wenn es wieder nicht gehalten
was wir uns davon dann verprochen
wurde innen es nur leerer.
Was auch nicht stimmt, denn dort bleibt
alles wie es war, es ist sehr wohl die Zeit
die uns dann sagt, jetzt ist es dann soweit.

 Isaban meinte dazu am 16.01.08:
Nicht die Zeit ist unser Feind, sondern unsere Wahrnehmung derselben und falsche Erwartungshaltungen. Es ist nur manchmal schwierig, das im Kopf zu behalten, besonders beim Blick in den Spiegel, lieber Robert.
Hab vielen herzlichen Dank für deine Rückmeldung und deine in Verse gefassten Gedankengänge zu meinem Gedicht. Ich freue mich, dass es dich ansprechen konnte.

Liebe Grüße,
Sabine

 AZU20 (16.01.08)
Und hängt das Alter wie ein Klotz
an mir, bleibt nur der Trotz.
Na ja, ich kämpfe lieber dagegen an oder ignoriere es einfach, wenn ich z.B. gegen wesentlich Jüngere Tennis spiele. Dein Gedicht gab mir sogar Auftrieb. LG

 Isaban antwortete darauf am 16.01.08:
Jeder sucht seine Herausforderungen woanders, lieber Armin. Ich freue mich, dass meine Zeilen dich motivieren konnten. Vielen Dank für deine Rückmeldung.
Herzliche Grüße,
Sabine
janna (60)
(16.01.08)
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 Isaban schrieb daraufhin am 16.01.08:
Das will ich doch schwer hoffen! Was wäre das Leben ohne selbst fabrizierte Kinderreien, liebe Janna? Vernünftig und öd. Wir würden auch nicht länger leben. Aber es würde uns bestimmt sehr viel länger vorkommen.
Vielen herzlichen Dank für deine Rückmeldung und tausend Grüße,
Sabine

 Erebus (16.01.08)
Hallo Sabine

Dein Text gefällt mir auf Anhieb. Ich selber meide Spiegel wann immer es geht, nicht aus Eitelkeit sondern aus reiner Angst, ich weiß aber dennoch, wie es um die Spiegelung gestellt ist.
Thematisch spannst Du den Bogen weiter als nur zu den Zeichen des alternden LI, in dem Bild des Fallens und Wiederaufstehens (klasse!) kommt die empfundene Diskrepanz zwischen LI und seiner Positionsbestimmung wunderbar zum Ausdruck.

Der "Zwang" zur Selbstbestimmung begleitet LI im Takt der großen Uhr, ebenfalls ein Bild, das mir gut gefällt, jedoch blieb LI innerlich Kind. Bei allem Verfall (be)findet es sich noch in trotzigem Wollen als kindlich. So gesehen ist das also eine belebende Eigenschaft.

Das gefällt mir alles sehr gut, Formal wüsste ich nichts Wesentliches einzuwenden. Beobachtungen vielleicht: die männlichen Kadenzen geben dem Text eine leichte Strenge, die Form ist durchgehend im vierhebigen Jambus, umarmend gereimt, wobei der letzte Vers -berechtigt- aus der Reihe tanzt. Sowohl durch einen zusätzlichen Zeilenumbruch als auch durch den phonetisch unsauberen Reim.

Der Trotz bekommt so eine eigene Note, darin wenigstens findet sich Befried(ig)ung.

Etwas verschmiert klingt das dreifache i in Strophe eins, zweiter Vers: "schmirgelt mir ihr Sand" vielleicht könnte da ein Imperfekt Abhilfe schaffen:"schmirgelte ihr Sand" - das nur am Rand.

Gefällt mir gut

LG
Ulrich

 Isaban äußerte darauf am 16.01.08:
Ich habe es noch einmal ein kleines bisschen umgeschrieben, Ulrich, schleife jetzt, anstatt zu schmirgeln und benutze feineren Sand. Laut gelesen klingt es für mich jetzt zwar etwas sanfter, schleichender, aber gerade dadurch insgesamt noch ein bisschen stimmiger. Herzlichen Dank für deine Beschäftigung mit meinem Text und die ausführliche und konstruktive Rückmeldung.

Liebe Grüße,
Sabine

 styraxx (16.01.08)
Ja die Zeit geht nicht spurlos an einem vorbei. Das Gedicht vermittelt mir die Botschaft der Vergänglichkeit. Die letzten zwei Zeilen, finde ich in dem Sinne aussagekräftig, dass gewisse Dinge endgültig der Vergangenheit angehören. Aber "wollen" und "trotzen" das ist noch möglich. Mir gefällt dein Gedicht.

Liebe Grüsse

 Isaban ergänzte dazu am 16.01.08:
Ich habe beschlossen, solange ich noch gelenkig genug bin, in meinen eigenen Zeh zu beißen bin ich nicht alt und festgestellt, dass alberne Bulldoggen durchaus ein Alterungsfaktor sein können. Man sollte einfach nicht alles ernst nehmen, was einem entgegenlacht, Spiegelbilder eingeschlossen.

Danke für deine Rückmeldung, Cornel. Freut mich, dass es dir gefällt.
Liebe Grüße,
Sabine
schneerosenkind (38)
(16.01.08)
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schneerosenkind (38) meinte dazu am 16.01.08:
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 Isaban meinte dazu am 16.01.08:
Ich habe es jetzt erst mal mit "feinem Sand" versucht, liebe Sandy.
Hab vielen Dank für deine Rückmeldung. Streichel den kleinen Grüßling mal von mir.
Herzliche Grüße,
Sabine
Herzwärmegefühl (53)
(16.01.08)
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 Isaban meinte dazu am 16.01.08:
Danke, Moni. Ja, manchmal sind diese Kinder echt ächzend.
Ich freue mich, dass mein Text dich ansprechen konnte.
Liebe Grüße,
Sabine

 Maya_Gähler (16.01.08)
Ein Trost, dass es doch allen gleich geht. Jeder wird älter.
Ein Widerspruch unserer Zeit, jeder will sehr alt werden, aber sehen darf man es nicht.

Schön, wenn man auch mal über sich selbst lächeln kann.
Liebe Grüsse,
Maya

 Isaban meinte dazu am 16.01.08:
Wie trist wäre das Leben, wenn nicht, hm?
Hab vielen lieben Dank für deine Rückmeldung, Maya.
Herzliche Grüße,
Sabine
LudwigJanssen (54)
(16.01.08)
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 Isaban meinte dazu am 16.01.08:
Danke, Ludwig, auch für den Tipp in deinem PK.
Herzliche Grüße,
Sabine
kyl (57)
(16.01.08)
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 Isaban meinte dazu am 16.01.08:
*g* Seltsam, mir passen die auch nicht, aber man wird sie irgendwie nicht so schnell los. Nee, ich bin auch nicht unbedingt für die James Dean-Lösung.
Danke, Kay, für deine Rückmeldung. Ich hab mich gefreut.
Liebe Grüße,
Sabine
Dolphilia (48)
(16.01.08)
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 Isaban meinte dazu am 16.01.08:
Na komm, hier ist noch ein Knautsch über, kannste haben, Dolphi.
Ach, hassen, ich weiß nicht. Stell dir mal vor, es gäbe keine. Wir wären unvorstellbar um eine Dimension beraubt, nicht wahr? Nee, lass uns lieber nutzen, was sie bringt, so viel Spaß und Gutes rausholen, wie möglich und so wenig Schaden anrichten, wie es eben geht. Und wenn sie uns mal so richtig nervt, die Zeit, dann können wir ihr hämisch grinsend beim Vergehen zusehen.

Danke, du. Und viele liebe Grüße in deinen Mittwochabend. Kraul das Rat Pack von mir


Sabine
Balu (57)
(16.01.08)
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 Isaban meinte dazu am 17.01.08:
Ürgz, erzähl mir nichts von Würmern, die Knaben haben mir vorhin etwas von rohen Känguruhoden und Kakerlakenfüßen mit Drumrum erzählt, das mich noch sehr viel mehr davon überzeugt hat, dass Insekten und tote Tiere nicht in die Nähe meines Gesichts gehören. *schauder* Nee. Und es gibt noch Verrückte, die bei sowas zusehen. Bähbääähgittigitt, nee. Mich graust es immer noch.

Danke, Knut, für deine Rückmeldung. Tut mir leid, dass du jetzt den teuflischen Wurm im Ohr hast. Freut mich, dass dir mein Text trotzdem gefällt.

Liebe Grüße,
Sabine

 BrigitteG (16.01.08)
Ich mag's - eine schöne Kombination von Realitätsbeobachtung, Wärme, Eigensinnigkeit und Verspieltheit. Eigentlich ne gute Mischung zum Altwerden... Bei der drittletzten Zeile bin ich ins Holpern gekommen - liegt das an einem Knoten in meiner Zunge oder in Deiner Zeile *g*? Es ist glaube ich die Stelle mit dem "nicht mehr einfach" - irgendwie schwingt es anderes als die anderen Zeilen und ist mir rein gefühlsmäßig zu lang. Liebe Grüße, Brigitte.

 Isaban meinte dazu am 17.01.08:
*g* Das muss am Zipperlein liegen. Der Vers hat 8 Silben, wie die anderen auch, metrisch sind weder Kniff noch Tücke eingebaut - aber er wirkt, ganz subjektiv, so, als bräuchte er etwas länger, sieht sogar so aus. So ist das eben, wenn man sich nicht mehr locker aus dem Sessel schwingen kann, sondern bedächtig hoch kommen muss.
Danke, Brigitte. Freu mich, dass du es magst. Ich glaub, ich kann das alte Biest auch leiden.
Liebe Grüße,
Sabine
E.Lucy_Dation (32)
(17.01.08)
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 Isaban meinte dazu am 20.01.08:
Jetzt sind die Schleifspuren so schön ausgebaut und du bist immer noch nicht zufrieden.

Nee, nee, all deine Gedankenanregungen waren sehr gut und hilfreich, siehst ja, ich habe die eine Hälfte sofort umgesetzt. Die andere Hälfte werd ich mir ganz schlicht für ein anderes Gedicht aufheben, bei dem ich mit den Textstücken arbeite, die ich hier gestrichen habe. Ich dank dir nochmal für deine Tipps.

Liebe Grüße,
Sabine

 Tintenklexe (20.01.08)
ein schönes Gedicht gefällt mir sehr, so fühl ich mich manchmal auch...
Dir auch noch alles Gute fürs Jahr 2008
liebe Grüße
Gabi

 Isaban meinte dazu am 20.01.08:
Oh, das muss ein Virus sein. Herzlichen Dank, Gabi, viele liebe Grüße und die besten Wünsche für 2008

Sabine
Gedankenstaub (35)
(13.04.08)
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 Isaban meinte dazu am 13.04.08:
Vielen Dank, liebe Clea.
Ich freue mich sehr, dass dir der Text gefällt und dass das Kind dir nicht vollkommen unbekannt zu sein scheint.

Liebe Grüße,
Sabine
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