Werdegang eines Mannes

Gedicht zum Thema Lebensweg

von  ManMan

schon in Urzeiten mied ich die Jagd
so dass mich die Horde verstieß
ich lebte von Beeren und Pilzen

sie bauten die Cheopspyramide
ohne meine Beteiligung
ich war zu schwach für schwere Steine

als Sklave war ich nicht gefragt

Nebukadnezar nahm mich als Koch
bis ich die Suppe versalzte
da sperrte man mich in den Turm

bei der griechischen Flotte war ich
blinder Passagier
sie kämpften und ichlag im Laderaum

lange Tage blieb ich im Dunkel

den dreisten Versuch die Chinesische Mauer
mit meinen Füßen zu begehen
gab ich mit wunden Zehen auf

die Römer warfen mich in die Arena
ich überlebte durch Korruption
indem ich die Löwen mit Zucker bestach

im Lauf der Zeit lernte ich mich behaupten

als die Pest kam wurde ich gegeißelt
von Erfurter Mönchen mit schwarzen Kapuzen
die Striemen vernarbten nur langsam

Raubritter drohten mit eisernen Lanzen
ich kroch unter den langen Rock
der dicken Marketenderin

wieder gelang es mir zu überleben

bei der Schlacht von Worringen blieb ich im Schilf
stellte mich tot als die Lebenden kämpften
später begrub ich sie dann

in Quedlinburg wurde ich gefoltert
bis ich die Hexerei gestand
so kam ich am Ende frei

Schmerzen kann ich nur schwer ertragen

König Heinrich wusch ich die Füße
vor den päpstlichen Toren Canossas
Schweißfüße hatte der arme Mann

Mohamed stieß mit dem Schwert nach mir
wollte mich zum Glauben bekehren
ich entfloh in die Wüstenei

den Mächtigen fehlte Geduld mit mir

die Eroberung von Jerusalem
verschlief ich in einem Brunnenschacht
die Sieger zeigten sich später

Fürstin Maria von Burgund
heiratete Maximilian
gewiss war er attraktiver als ich

es lag mir nicht ein Held zu werden

Söldnerheere stellten sie auf
mit gut bezahlten tapferen Männern
als sie heranrückten lief ich davon

Kolumbus erreichte Amerika
nach langer Fahrt übers Meer
entdeckte den Kontinent ohne mich

ich saß glangweilt in Europa

die Fugger liehen dem Kaiser Geld
sie waren die Reichsten im Lande
nicht einen Heller liehen sie mir

im Böhmischen Krieg desertierte ich
blieb in den Wäldern und wartete dort
auf Frieden und bessere Zeiten

zum Kriege fehlte mir die Begabung

sie kämpften die Schlacht um Budapest
ich hielt mich vom Kampfe fern
beschützt von türkischen Frauen

dann starb Maria Theresia
viele erbten doch ich ging leer aus
musste das Land verlassen

damals war ich traurig darüber

Friedrich den Großen habe ich
niemals verehrt er war mir zu kantig
deshalb mied ich ihn und sein Heer

als das Volk die Bastille stürmte
hatte ich Glück fand ein Versteck
in einem leeren Bäckerladen

das Volk nahm es mir nicht übel

Bismarcks kleindeutsche Lösung war
gut für Deutschland für mich war’s keine
er hatte an mich nicht gedacht

mein Name fehlte auch
im Kommunistischen Manifest
ich bedauerte es nicht

hielt mich von Revolutionen fern

ohne mein Zutun verlief dramatisch
die Teaparty auf den Schiffen in Boston
ich war nicht eingeladen

im Ersten Weltkrieg blieb ich neutral
abseits von allen Fronten
wurde ich nicht von ihnen zerrieben

wieder erging es anderen schlechter

als ich im Sowjet von Petrograd fehlte
nahm Lenin es gar nicht zur Kenntnis
machte seine Geschichte für sich

die Nazis wiederum störte mein Blut
minderwertig sollte es sein
nur durch Zufall bin ich entkommen

sonst hilft der Zufall den Starken

sie haben es auf mich abgesehen
ich brauche das Glück immer wieder
und vor allem die Frauen

mit Leidenschaft geb ich mich ihnen hin
und weiß dann um ihre Liebe
immer und immer wieder

das gibt mir Mut und Kraft

Helden vermochte ich nicht zu zeugen
und wenn sie zum Kampf rufen
bleib ich daheim

verbringe die Nacht mit der Geliebten
von Sinnen durch sie und ihre Nähe
fern von anderen Schlachten

die führen sie besser allein


Anmerkung von ManMan:

Ein schon etwas älterer Beitrag von mir zum Thema Lebenseinstellung/Lebensweg

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Kommentare zu diesem Text

Caterina (46)
(18.05.08)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 ManMan meinte dazu am 18.05.08:
Danke sehr, ich fühle mich geadelt.

lg. Manfred
bbx (68)
(15.07.17)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 ManMan antwortete darauf am 15.07.17:
Man kann sagen, dieser fiktive Mann ist jemand, der nie mit den Herrschenden zurechtkam, jedenfalls ein Anti-Held. Ich wollte mit dem Gedicht diesem Typus ein Denkmal setzen. Heldengedichte gibt es ja reichlich. Danke. LG ManMan
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