Herzfick.

Kurzprosa zum Thema Freundschaft

von  Unbegabt

„Komm mal her, Süße“ Er deutet auf den Platz neben sich. „Sch-sch. Nicht weinen.“ Kraftlos sinke ich neben ihm in die Couch. „Guck mich bitte mal an.“ Gehorsam wende ich ihm mein Gesicht zu. „Ach herrje, wie du aussiehst.“ Er spitzt gekünstelt die Lippen und ich versuche unter Tränen zu lächeln. Seine Finger wischen die salzigen Spuren auf meinen Wangen fort. In seinem Mundwinkel wippt die Zigarette zum Takt seiner Stimme. Meine Arme sind um seinen Hals geschlungen und nach dem er mein Gesicht geordnet hat lehne ich erschöpft den Kopf an seine Schulter. Seine eine Hand, die unentwegt in Bewegung ist, hält mir die Schachtel hin, mit bebenden Finger fische ich eine Zigarette aus ihr, sofort ist das Feuerzeug an ihrem Ende. Sie glüht jedes mal zornig auf wenn ich einen tiefen Zug nehme. Er streicht sich in gewohnter Weise die Haare aus dem Gesicht, die Hand taucht in die Haare ein und wischt sie nach rechts. An seinem Hals duftete seine Haut nach Duschgel, eins von Axe warscheinlich. Ich will nicht wissen wie ich rieche, warscheinlich nach Tränen und Rauch. „I hate everything about you, why do I love you?“ fange ich an zu summen, der Griff um mich verstärkt sich, eine Weile summt er mit. Wir schweigen. „Ich liebe dich, Süße.“ sagt er irgendwann. Meine Lippen streifen seinen Hals. „Ich dich auch.“ Er weiß, dass es eine andere Liebe ist, die uns verbindet. Ich blicke auf seine Arme, er hat nicht viele Narben drauf, bei einigen war ich dabei, bei anderen Schuld. Ich lasse geräuschvoll Luft entweichen und wir stecken uns jeder eine neue Zigarette an. Unsere Rauchschwaden sammeln sich unter der Decke, von jedem Atemzug bewegt, lösen sie sich nach und nach auf. „Du rauchst zu viel.“ kommt es von über mir. Ich kneife ihn. „Gar nicht.“ Ich spüre wie er mit den Schultern zuckt. „Ich muss mal.“ Wir lösen uns aus der Umarmung und er verschwindet aus dem dunklen Zimmer. Es ist plötzlich leer und trostlos ohne ihn. Die Beine angezogen und die Arme um mich geschlungen fließen die Tränen wieder, ich beiße mir auf die Lippe und wische in meinem Gesicht rum. Die Stirn auf meine Knie gelegt, betrachte ich meine Socken. Sie sind bunt. Die Tür geht auf und wieder zu. „Ach, Süße...“ Vorsichtig werde ich wieder an seine Schulter gezogen. Einige Zeit schauen wir beide auf den flimmernden Fernseher, Zigarettenstummel auf den Wohnzimmertisch schnipsend. „Herzfick würd ich sagen.“ flüstere ich. Seine Brust bewegt sich gleichmäßig und ich schlafe ein.


Anmerkung von Unbegabt:

für meins

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Kommentare zu diesem Text

HedgeGarfield (27)
(01.07.08)
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 Unbegabt meinte dazu am 01.07.08:
Vielen Dank für das Lob...

Grüße, N.
Boeni (21)
(01.07.08)
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 Unbegabt antwortete darauf am 02.07.08:
danke, böni.
Canis (23)
(11.07.08)
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 Unbegabt schrieb daraufhin am 11.07.08:
Ich danke.
Schimmel (31)
(17.07.08)
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 Unbegabt äußerte darauf am 17.07.08:
Ich danke.
_3va (17) ergänzte dazu am 20.07.08:
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 Unbegabt meinte dazu am 20.07.08:
Danke schön. :)
Woelfin (40)
(30.07.08)
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 Unbegabt meinte dazu am 30.07.08:
Auweh, wie recht du hast...

und danke...
Thor (30)
(07.08.08)
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 Unbegabt meinte dazu am 07.08.08:
Mich regt es auch auf, aber er ist mit der einzige bei dem ich es dulde, weil er es auch nicht so sagt, wie du es vielleicht vermutest, sondern... anders.

lächelt: nele
Melancholic. (31) meinte dazu am 08.08.08:
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 Unbegabt meinte dazu am 08.08.08:
Mensch, da werd ich nun von Text zu Text mit Lob überhäuft. :)

dankeseeehr.

N.
Kai. (29)
(04.10.08)
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 Unbegabt meinte dazu am 04.10.08:
Hallo Kai. Erstmal: danke.

Nun, wenn du meine Rechtschreibuing bemängelst, würde ich diese gerne korrigieren... Dafür bäuchte ich Anhaltspunkte, denn ich habe schon öfters drüber gelesen und nichts mehr entdeckt...

Zu den Salzigen Spuren:
Wenn man geweint hat, und die Tränen trocknen.. keine Ahnung wie ich das beschreiben soll, aber es bleibt eine ... feine Kruste zurück. Das meine ich mit salzigen Spuren
Mit dem Takt der Stimme sind wohl eher die Lippenbewegungen gemeint...

Bei dem "Wir schweigen" ect., war es so gedacht, dass eine kleine Lesepause entsteht - dann bricht "er" das Schweigen...

dramatische texte, ah ich denke viele meiner texte SIND schon dramatisch... vielleicht schätze ich das auch nur falsch ein, bzw definiere es anders als du.


nele
Kai. (29) meinte dazu am 04.10.08:
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 Unbegabt meinte dazu am 05.10.08:
Also nach meinem Gefühl reicht sie...
Mariella (19)
(04.10.08)
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 Unbegabt meinte dazu am 04.10.08:
Mit dieser ganzen Anmerkung in der Klammer gewinnst du innerhalb voin Sekunden meine Smypathie. lach.
Nein, wirklich, schön, dass es mal jemand so sagt und nicht " ja ganz gut - für dein alter -.

Ah, ich verlange keinen doppelt und dreifahcen Respekt, einfacher würde mir vollkommen reichen. Dennoch, danke für die Worte und den Kommentar und überhaupt.

Alles Liebe,
Nele

 erdbeermund (15.10.08)
Ja. Das trifft es ziemlich.

 Unbegabt meinte dazu am 15.10.08:
danke...

dir auch. nele

 Janoschkus (17.10.08)
hat irgendwie was.
gruß Janosch
Sturmschatten (32)
(17.10.08)
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 Unbegabt meinte dazu am 18.10.08:
pseudo? es gibt auch menschewn dir wirklich an der krankheit leiden.


trotzdem, oder vielleicht genau deswegen: danke.

nele
Sturmschatten (32) meinte dazu am 18.10.08:
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 Unbegabt meinte dazu am 18.10.08:
Stimmt. "finde ich nicht toll" ist irgendwie nett umschrieben. ;)
ich würde sagen
"selbstmitleid ist zum kotzen."

Wie dem auch sei, mit diesem Text wollte ich das bestimmt nicht erreichen. und auch mit keinem anderen.

aber manchmal muss man das einfach aufschreiben.
das ist mein weg mit ... Geschehnissen umzugehen. ihnen vielleicht ein schönes Kleid zu verpassen, aber an erster stelle: verarbeiten.

Alles Liebe,
Nele
PerpetuumMobile (22)
(27.10.08)
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vvn (20)
(30.10.08)
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 Unbegabt meinte dazu am 30.10.08:
sehr richtig madame
vvn (20) meinte dazu am 03.11.08:
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 Unbegabt meinte dazu am 04.11.08:
nicht wahr? ;]
RolandBertz (19)
(27.11.08)
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 Unbegabt meinte dazu am 28.11.08:
danksehr..

 Ingmar (28.11.08)
der titel allein knallt rein wie eine faust.

ingmar

 Unbegabt meinte dazu am 28.11.08:
danke...

 SunnySchwanbeck (06.06.10)
Ach Beste.
Das ist einer der Texte mit denen ich dich quasi "kennen gelernt" habe. Ich war damals so begeistert von dir dass ich dich unbedingt kennen lernen wollte, dass ich die Schulter sein wollte an der du dich ausheulen kannst. Und jetzt? Jetzt ist es so. Und ich lese den Text und er ist so gut, so gut. Und ich erinnere mich wieder wieso mich dieses Mädchen, welches ich meine Beste nennen kann, damals so fasziniert hat. Weil sie's einfach drauf hat. Oh ja, und wie.

Kuesschen dafür und für noch viel Mehr.
Vincént (19) meinte dazu am 30.06.10:
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Vincént (19)
(30.06.10)
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 Unbegabt meinte dazu am 30.06.10:
.


... und mehr sollte es nicht sein. und trotzdem; danke.


.
Vincént (19) meinte dazu am 30.06.10:
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