14. vergangene Nacht. Kreuzung von Str.-Lampen (wie man sagen könnte, Mylady) [14]

Schundroman zum Thema Begegnung

von  DIE7

Das letzte Kind, das die rote Träne, die an seiner Backe klebte, nicht verstanden hatte – oder den Löffel in seinem Ohrloch - ,war nun Stunden her. Es war.
Vom Markt wehte langsam nur noch Gegröhl herüber, die Blasmusik war verstummt und die fernen Gespräche hatten sich verlaufen.
Leif Geerson nahm seinen McCafé-Becher vom Kopfsteinpflaster und leerte das Geld in die Seitentasche seines Violinkastens. Es war rot. What a wonderful day. To die. Fast hätte er geseufzt, so romantisch war das. Wie lange hatte er jetzt gestanden? Sicher über acht Stunden. Seine Füße hatte er verloren und die Finger. Er hoffte, dass die Schminke das Lila seiner Nase überdeckte. Die Straßenlampe in seinem Rücken flackerte.
„Deine Geige?“
Er sah auf. Die junge Frau, die vor ihm stand, schwankte fast, fast, und sie trug eine verspiegelte Sonnenbrille, whyever. Ihr Haar war hell. Rot... oder blond. Oder so. Zwischen den kalten Lippen steckte eine frische Zigarette und in ihren Händen dampfte ein Becher Glühwein.
„Ja, Mylady, doch heute ist hier nichts mehr, Mylady. Sie könnten morgen wiederkommen, Mylady, da geb ich den Stummen. Pantomime, Sie verstehen, Mylady? Und Geige wieder am Mittwoch, Mylady, vermutlich zumindest.“
Sie wippte auf den Fußspitzen und die Straßenlampe flackerte.
„Kann ich mal? Geld hab ich keins mehr, aber den Glühwein kannst du haben, der ist noch neu, ich kann nichts mehr davon, mir ist fast schon schlecht.“
Sie hielt ihm den Becher hin und der heiße Dampf wehte ihm ins Gesicht und streichelte verführerisch seine Lippen.
Die Geige war gut und die Frau war besoffen.
Trotzdem war ihm kalt. Er nahm den Glühwein und bekam gleich noch die Zigarette mit dazu. Die Straßenlampe flackerte noch einmal und starb. Die Fremde nahm seine Geige und den Bogen und strich über die Saiten. Sie wandte sich ab von ihm und begann zu spielen. Er nippte an seinem Wein und lehnte sich abwartend an die Wand. Sie war doch recht gut. Verstrich manchmal ein paar Noten. Das Stück gefiel ihm, er kannte es nicht. Sie wurde immer schneller, dann plötzlich langsam, sehnsüchtig, rannte wieder los und endete sehr abrupt.
Der Bogen sank.
„Ist das von Ihnen?“
„Emilie Autumn. Organ Grinder heißt das. Leider kein Solostück, nunya. Hast du auch eine elektrische?“
Er schüttelte den Kopf.
„Schade, die sind ziemlich geil. Bring den Becher bitte zurück, da ist ziemlich Pfand drauf.“
Sie pflückte die Zigarette aus seinen Fingern und flämmte sie ihm an, steckte die Hände tief in die Taschen und ging in Richtung Park davon.


Anmerkung von DIE7:

 Organ Grinder

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Kommentare zu diesem Text

LudwigJanssen (54)
(07.12.08)
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