28. Zeitmord [28]

Schundroman zum Thema Beobachtungen

von  DIE7

Hera schob den Kaffeebecher beiseite, schaltete ihr Diktiergerät ein und legte es zwischen sich und den Journalisten auf den Tisch.
„Das Verhör führt Hera Frodin, Kriminalkommissarin, am Montag, dem 8. Dezember 2009 um... 11.07 Uhr. Als Zeuge zu den Mordfällen an und um den Jesterfielder Weihnachtsmarkt dieses Jahr wird verhört der Journalist Thomas – Unglaub?“
„Ja, das ist mein Name.“
„Also, Sie haben die Leichen gefunden? Einfach so?“
„Nicht ich habe die Leichen gefunden, sondern ein Dr. Kaufmann.“
„Und warum haben Sie uns informiert und nicht Dr. Kaufmann?“
„Er hatte zu tun. Schwieriger Geselle.“
„Was zu tun?“
„Er wollte einen Mitarbeiter suchen.“
„Was für ein Mitarbeiter? Inwiefern schmierig?“
Schwierig. Unangenehme Art, mit Menschen zu sprechen. Sein Mitarbeiter ist Alkoholiker. Eigentlich zu nichts nütze. Bärwolf heißt er.“
„Kannten Sie Dr. Kaufmann schon vorher?“
„Ich lernte Kaufmann erst vor kurzem kennen, er bot sich als Informant an. Für meine Recherchen. Sie müssen wissen, ich bin Reporter.“
„Journalist, ja, ich weiß. Recherchen zu was?“
„Zu den Weihnachtsmorden natürlich.“
„Die Weihnachtsmorde. Aha. Was soll das sein?“
„Meinen Sie das ernst? Soweit ich mich erinnere, wurden zuletzt einige Leichen gefunden, beispielsweise von mir. Beziehungsweise Kaufmann.“
Unglaubs Augen flackerten unruhig zum Kaffeebecher, zur Tür, zum Diktiergerät, in ihr Gesicht. Hera runzelte die Stirn.
„Und das nennt sich dann Weihnachtsmorde, einfach so, weil es langsam Weihnachten wird.“
Er sah sie an.
„Nunya, vergessen wir das. Zurück zu den Hafenleichen.“
„Ich bin Journalist! Mein Berufszweig lebt von Schlagzeilen.“
Sie sah ihn an.
„Warum dachten Sie, Kaufmann sei ein guter Informant?“
„Was möchten Sie wissen?“
Die Antwort auf meine Frage. Sie hätte sich gerne eine Zigarette angesteckt. Der Kerl machte sie nervös. Er schien es nicht zu bemerken.
„Ich muss verwirrt gewesen sein, aber am Telefon machte er einen kompetenten Eindruck.“
„Ein schmieriger Typ mit alkoholkrankem Partner, klingt wirklich sauber.“
Er setzte zum Sprechen an.
„Ja, schwierig. Hat er Sie angerufen oder Sie ihn?“
„Er hat angerufen. Meinte, er hätte was für mich, das mich aus der Mittelm...das ich interessant finden könnte.“
Hera gähnte, auch wenn sie das eigentlich nicht demonstrativ hatte machen wollen.
„Und das hat Sie nicht misstrauisch gemacht?“
„Nein, er bezog sich auf einen meiner Kollegen.“
„Welchen?“
„Robert H. Drekmann. Es ist bekannt, dass ich nicht zufrieden bin.“
„Zufrieden mit was?“
„Mit meiner Arbeit. Es werden mir immer nur unwichtige Geschichten zugewiesen. Daher nahm ich meinen Jahresresturlaub, um zu recherchieren.“
„Aha.“
Gott. Für ’nen Artikel den Urlaub abschießen. Wie arm...
„Sehen Sie mich nicht so an!“
Sie warf einen Blick zur Tür. Marn könnte jetzt Retter spielen.
„Was wollen Sie noch wissen?“
„Haben Sie Kaufmanns Verbindung zu ihrem Kollegen überprüft?“
„Nein.“
„Nun gut...“
„Ich war Feuer und Flamme.“
Er beobachtete den Kaffeedampf einen Moment.
„Aber Kaufmann hat mit den Hafenleichen nichts zu tun. Wie könnte er auch?“
„Ja, schön. Waren Sie mit ihm zusammen, als er die Leichen entdeckte?“
„Er entdeckte sie ohne mich, aber sie waren mehrere Tage alt, und er kam erst vorvergangene Nacht in Jesterfield an.“
„Woher wollen Sie wissen, wie alt die Leichen waren? Und wenn Sie nicht bei ihm waren, wie kamen Sie dann dazu, von ihm informiert zu werden und uns anzurufen?“
„Die Leichen verwesten bereits. Ich schätzte ihr Alter auf zwei Tage, Kaufmann schätzte vier. Er ist mein Informant. Also lag es nahe, dass er mich informieren würde.“
„Sie betonen das sehr gerne. Ich dachte, die Quellen eines guten Journalisten wären geheim?“
„Ich bin kein gu... diese Quelle ist... ich verweigere die Aussage.“
Es klopfte. Hera schloss erleichtert die Augen.
„Herein!“
Marn trat in die Tür und sah zwischen ihr und Unglaub hin und her. Sie steckte das Diktiergerät ein und stand auf.
„Sie können gehen. Bleiben Sie in der Gegend.“
Er erhob sich und schien froh, schon gehen zu können. Hera wandte sich ab und trat mit Marn auf den Gang raus.

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Kommentare zu diesem Text

KeinB (29)
(18.12.08)
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kontext (32) meinte dazu am 18.12.08:
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 AndreasG (19.12.08)
Hallo DIE7.

Nett zu lesen, aber dann doch etwas belanglos. Könnte das nicht genutzt werden, um einen der Charaktere näher zu beleuchten oder einen Neuen einzuführen? Insgesamt passiert ja nichts und es wirkt wie eine Zusammenfassung des schon Bekannten (und dafür ist es etwas lang).
Ach ja: Herr Unglaub sollte sich schon einig sein, ob er sich Reporter oder Journalist nennt.
Einige der Ideen und Redewendungen sollten auf jeden Fall erhalten bleiben. Allerdings sollte der Reporter/Journalist nicht so offen zu seiner Mittelmäßigkeit stehen (die Andeutungen und Versprecher reichen), das wirkt unglaubwürdig.

Liebe Grüße,
Andreas
Mitternachtslöwe (27) antwortete darauf am 19.12.08:
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LudwigJanssen (54) schrieb daraufhin am 19.12.08:
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