Knöllchen-Horst.

Erzählung zum Thema Absurdes

von  Orion

Knöllchen-Horst.

Im Umkreis einer kleinen deutschen Provinzstadt, am Rande eines Mittelgebirges, lebte einst ein Mann, dem eine Erleuchtung zuteil wurde. Ihm offenbarte sich eines Tages das gesamte deutsche Straßenverkehrsrecht und ganz besonders dessen Gebote und Verbote.
Wie die meisten Erleuchteten vor ihm sah er es fortan als seine Pflicht an, die Menschen zur Rechtschaffenheit im Sinne seiner Offenbarung anzuhalten.
Den Menschen aber gefiel des Erleuchteten Eifer nicht. Sie wollten ihrer liebgewonnenen Gewohnheit folgen und weiterhin auf Bürgersteigen parken, mit abgefahrenen Reifen fahren, die TÜV-Termine überschreiten, in Halteverboten halten und solcherart Dinge tun.
Sie wollten jedoch nicht, dass einer der ihren –erleuchtet oder nicht- ihnen diese kleinen Missetaten  als unbedingt zu unterlassendes Fehlverhalten vorhielt.
Aufgrund dieser mangelnden Kooperationsbereitschaft seitens seiner Mitmenschen suchte der Erleuchtete Unterstützung bei der weisen örtlichen Obrigkeit.

Die örtliche Obrigkeit handelte umgehend so, wie sie meinte, in diesem Fall handeln zu müssen, nämlich eingedenk ihres staatlichen Auftrages, dass sich jedermann dem Recht und dem Gesetz zu unterwerfen habe. Hier zeigte sich die örtliche Obrigkeit von einer durchaus unbeugsamen, andererseits aber auch sehr fleißigen Seite.
Voller Vergnügen trieb sie von den Menschen, die einen der vielen möglichen Sündenfälle des Straßenverkehrsrechts begangen hatten und ihr vom Erleuchteten gemeldet wurden, einen ordentlichen Geldbetrag ein mit der Maßgabe, die Ertappten für ihre Sünde recht ordentlich büßen zu lassen.
So hatten alle mehr oder weniger ihren Spaß: Der Erleuchtete, von seiner Mission immer weiter vorangetrieben, die Obrigkeit, der das Sündengeld das Geldsäckel schwellen ließ und die Büßenden? Die hatten wahrscheinlich weniger Spaß.
 
Diese für den Erleuchteten und die Obrigkeit gedeihliche Zusammenarbeit wurde allerdings von den mit missionarischem Eifer verfolgten Verkehrsteilnehmern eher skeptisch gesehen und sehr oft waren von den zur Buße gezwungenen Personen ehrverletzende, bedrohliche und gegen die Menschenwürde verstoßende Formulierungen in Richtung des Erleuchteten zu vernehmen.
Dessen bizarrer Versuch schließlich, Rettungshubschrauber und mit hoher Wahrscheinlichkeit nun auch den gesamten Luftverkehr zur Einhaltung der Straßenverkehrsregeln zu zwingen, führte nicht unerwartet zum Kollabieren der gesamten Situation.
 
Ein altes, weises und mächtigesWesen auf einem Nachbarplaneten wurde Zeuge all dessen, sann darüber lange nach und sandte den Menschen diese Botschaft:

„Oh ihr Menschen, ihr habt wirklich nichts dazugelernt. Der Erleuchtete wollte euch auf den rechten Weg bringen und ihr habt es ihm nicht gedankt. Seht ihn jetzt nur an, wenn ihr wahres Elend sehen wollt.
Ich sage euch jetzt, was ich darum zu tun gedenke: Es werden von mir noch weitere Menschen so wie er erleuchtet, jeden Tag mehr. Das werde ich solange tun, bis keiner von Euch mehr einen Verstoß begeht!
Hunderte, Nein, tausende Erleuchtete … lückenlose Überwachung … in Massen entzogene Führerscheine … autofreie Städte … überquellende Punktekonten in Flensburg … überquellende Säckel … Schnaaauuuuf .!!“

Schweißgebadet und schwer atmend wachte ich auf.

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Kommentare zu diesem Text

Ria (26)
(24.07.09)
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 Lluviagata (25.08.14)
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt ... :D

Liebe Grüße
Llu ♥
Graeculus (69)
(27.09.14)
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 Orion meinte dazu am 01.10.14:
Moin Graeculus, der Landsmann ist immer noch aktiv. Ficht jede Satzung seiner Heimatkommune an, zeigt Nachbarn und Mitbürger an usw. Blöd ist dabei, dass die Anzeigen nie grundlos sind. Da ist der Herr N. sehr korrekt. Aber mal ehrlich: Von dieser Sorte reicht einer pro 100 KM im Umkreis. LG Achim
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