Schutz

Text zum Thema Engel

von  kobra

Denn du bist
der Geringen Schutz
        gewesen.
Jesaja 25,4


Steht sie noch?

Ja.

Wie lange noch?

Noch zweieinhalb Monate.

Aber dann dauert es noch fünf Monate.

Ja.

Sie verabschiedeten sich, mit einem letzten Säuseln in den Blättern de Bäume, der Farne, sogar mit dem Rauschen des Baches, das machten sie selten.

Was meint ihr?

Sie schauten mich an, sagten aber nichts. Dann sagte die Rotbuche:

Du wirst mir fehlen.


Wieso, ich werde nicht weg sein. Nur noch woanders.

Die Bäume wogen sich im Wind, geschmeidig, sie boten keinen Widerstand, nicht mal der sanften Brise, denn sie waren gebrochen. Warum wusste ich nicht, denn schließlich hatten die Engel ihnen viele Geheimnisse offenbart, und ihnen war eigentlich klar, dass ich da sein würde.

Aber du bist nicht hier, du bist bei uns, nicht hier, nicht hier.


Da verstand ich – sie hatten nicht Angst vor Einsamkeit, sondern vor Verwahrlosung. Ich war schon immer die einzige gewesen, die sie besucht hatte, eigentlich bei ihnen gelebt hatte, und immer den Abfall der anderen Leute aufgelesen hatte, den sich die Menschen nur in die Natur zu werfen trauten, wenn ich nicht in der Nähe war, oder sie das glaubten. Das war mir unangenehm und ich konnte es nicht verstehn, denn ich hatte sie niemals bedroht oder war unfreundlich und aufbrausend ihnen gegenüber gewesen. Ich hatte sie eigentlich nie in ihrer Verhaltensweise korrigiert, zumindest nicht mit Worten – sondern mit Engeln. 
Denn die Engel waren der Schutz der Schwächeren und schützten sie durch vereinzelte Stärkere. Die Schwachen und die Starken unterschieden sich nur darin, dass die einen sich nicht mit Worten verständigten, wenn sie in ihren Elementen waren. Im Gegensatz zu den anderen.
Doch welcher war ich? Ich war kein Transmitter.

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