Wehemir und Zerfahrenheit Teil 2

Text zum Thema Zweifel

von  franky

Der Weg führte sie in die Richtung des südlichen Sommers. Es war wie ein Erdteil voll blühender Phantasie. Zerfahrenheit hatte schon viele Nächte damit verbracht davon zu träumen.

Gleich nach dem Mähnenkopf saß Wehemir, er hatte ja noch immer den Wegweiser auf der Nase, um die Richtung des Weges zu weisen. Zerfahrenheit saß kurz vor dem Schwanz. Er zappelte mit seinen dünnen Beinen. Unbemerkt drehte er sich um und entdeckte in den zurückgelassenen Fußstapfen verlorenes Gedankengut. Es kann nur Wehemir aus seiner gedankengefaltenen Stirn gefallen sein. Es befanden sich darin unter anderem kleine Flüche, dann eine Überlegung, wie er zu seinem Schatz kommen könnte. Das meiste aber ungeordnetes Durcheinander, welches bis in die Vergangenheit zurück reichte. Plötzlich stieß er einen Schrei aus und klopfte Zerfahrenheit so heftig auf die Schulter, dass er fast vom Pferd kollerte. Er konnte sich aber mit beiden Händen am Schwanz festhalten und zog sich wieder hoch. Wehemir borgte ihm noch eine hilfreiche Hand, dann stotterte Zerfahrenheit: Du hast dein Vertrauen verloren. Ich? lachte Wehemir, das Vertrauen hat mir schon ein schwazer Kater aus der Wiege geklaut, das muß aus einem andern Geistessieb durchgefallen sein.

Zerfahrenheit knüpfte sich sein Taschentuch um den Hals, damit seine roten Flecken nicht sichtbar wurden, er hatte ja seinen Butterkegel verloren. Da war ihm nur mehr der rote Rand geblieben, der kroch ihm in der Aufregung zum Hals hinaus.
Ja! sagte Wehemir nach einer Gedankenpause, ein kleines Stück Vertrauen besitze ich noch, es reicht aber nur mehr von mir zu dir. Da war Zerfahrenheit wieder froh und lachte so herzerfrischend, dass ein Stück vom Abendrot vom Himmel fiel, genau in seinen Schoss. Als die Nacht über die Wiesen schlich, suchten sie einen dicht gekrönten Baum. Alle 3 legten sich zur Ruhe, jeder zu seiner eigenen; sie waren auch verschieden groß. Das Pferd hatte die größte, es schlief am tiefsten. Wehemir klemmte die Axt unter sein Haupt. Zerfahrenheit lag mit dem Blick nach oben. Er entdeckte einen Stern durch eine winzige Öffnung in der Krone blinzeln. Er legte sich die Abendröte auf den Bauch und schlief ein.

Der Baum ließ ganz unmerklich auf jeden einen Traum niederfallen und so war es still, bis zum frühen Morgen. So strich die Nacht vorbei, alle waren glücklich. Wehemir  hatte geträumt, dass er einen Schatz gehoben hätte. Der Traum war so echt, dass sogar noch eine Münze in der Hand zu sehen war.
Das Pferd kaute noch die letzten Bissen von dem vollen Hafersack hinunter und Zerfahrenheit hatte viele Butterkegel gesammelt. Einen davon durfte er behalten, die übrigen hatte der Nachtwind wieder mitgenommen. Der Morgentau wusch ihnen die Gesichter und Hände, die Sonne wärmte sie trocken.

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