Ein Zug voller Menschen

Alltagsgedicht zum Thema Gesellschaft/ Soziales

von  Fuchsiberlin

Die Lok beginnt an Fahrt aufzunehmen.

Im Zug schottet sich die erste Klasse ab,
sie hört nichts und sieht nichts.
Abgrenzung.

Die Masse nimmt in der zweiten Klasse Platz.
Es wird viel geredet und viel geschwiegen.
Viele Umarmungen und manches Arme-Verschränken.
Einige Augenpaare kreuzen sich liebevoll,
und andere dagegen schauen ins Leere.

Im Bistro-und Speisewagen fliesst der Alkohol.
Party, Party bis zur Besinnungslosigkeit.
Bewußtseinsnebel.

Im Gepäckwagen befinden sich die Schattenspieler der Welt.
Sie spielen um das Lebens-Gepäck der Zuginsassen.
Seelen-Roulette, wen wird es treffen?

Auf den Gängen stehen diejenigen,
für die kein Platz mitten in diesem Zug vorgesehen ist.
Mitfahrend und doch nicht dabei seiend.
Tränen-Nebel breitet sich in den Gängen aus.

In jedem Waggon beginnt ein Kampf um die Sicht:
Fensterplatz zum Glück.
Stumme Schreie der Verlierer.
Hoffnung:
Die Fenstergucker wechseln stündlich.

Ein überfüllter Zug.
Das Ziel eines jeden ist unbekannt und ein anderes.

Beim nächsten Halt steigen einige aus,
manche werden vermisst, manche werden vergessen.

Neue Reisende steigen ein.

Auf den Dächern tanzen die Engel
und singen von der Freiheit.

Die Lok beginnt weiterzufahren.
Roter Dampf der Liebe verkündet Hoffnung.

Der Zug fährt immer weiter.
Bis zum nächsten Zielpunkt.

Wer weiss schon,
wer wann aussteigt und wann einsteigt.

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Kommentare zu diesem Text

merlin (51)
(28.09.09)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 28.09.09:
Hallo Merlin,

ja, auch dies passiert, dass einer einfach den Zug wechselt, ohne Begründung, manchmal sogar ohne ein Wort des Abschieds.

Ganz liebe Abend-Grüsse
Jörg
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