Identität(-ssuche)

Text zum Thema Innenwelt

von  Fuchsiberlin

Als Kind und Jugendlicher lebte er in einem Traum,
und ihn umgaben hohe Mauern der Einsamkeit.
Er baute sich in seiner kindlichen Fantasie
seine eigene schöne Welt,
denn außerhalb dieser Mauern geschah so viel, zu viel...,
und doch lebte sein Herz nicht.

Die Liebe existierte damals für ihn nur in seinen Träumen,
und seine Verzweifelung wuchs innerhalb und außerhalb seiner geschützten Burg.

Tränen erforen, der See wurde zur glatten Fläche,
Ausrutschgefahr.
Traurige Augen blickten in eine Welt,
die so fremd und fern erschien.

Zusätzliche Erwartungen und Druck
drohten sein Seelenhaus zu zerstören.
Überforderung einer dem Leben
nicht gewachsenen jungen Seele.

Ein Überlebenskampf wurde im Eismeer geboren.

Er lief und lief,
die Seele bewegte sich im Modus des Funktionierens.
Die Gefühle blieben hinter
seinem Schutzwall verborgen.

Auf seinem Weg zu seinem Ich
lief er viele, viele Jahre durch diese Welt,
die als Leben bezeichnet wird.

Die Zeit verschwand im gefühltem Irgendwo.

Dabei wußte er anfangs nicht,
wohin er sich überhaupt bewegen sollte.
Gefühlte Orientierungslosigkeit.

Denn ihm war ja nicht einmal bewußt,
wer er überhaupt war,
als Mensch in seinem Wesen.
Viele Erlebnisse und viele Ereignisse in der Kindheit
ließen keinen Sonnenaufgang einer gefühlten Identität zu.

Der Tag ließ nur einen Stern funkeln:
Hoffnung.
Doch ein Stern erhellt den Tag nicht.
Wenn der Tag zur Nacht wird,
fühlst du dich wie ein Blinder unter Sehenden.

Zulange ergab er sich dem (funktionellen) Leben
und auch anderen Menschen,
um nicht endgültig in den Abrgund zu stürzen,
dabei rückte gerade dadurch die letzte Schlucht des Lebens immer näher.
Die drohende Gefahr des Absturzes kannte keine Wegweiser.

Seine Gefühle, seine Wünsche, seine Träume,
seine Gedanken,
sie blieben im Verborgenen einer sehr tief verletzten und verzweifelten jungen Seele.
Wer fragt auch einen Stummen "Wie gehts Dir"?

Hauptsache er funktionierte,
so wie es von ihm erwartet wurde.

"Ich bin ich und du bist du",
eine wundervolle Theorie damals,
denn  man wollte ihm nur eines rüberbringen:

Du hast so sein wie ich (es will),
und ich will nicht so wie du sein.

Wie eine Marionette hing er an unzähligen Fäden,
Ein Gefangener des Lebens,
seiner Seele und von anderen Menschen.

Auf dem Weg zu seinem Ich
durchtrennte er irgendwann diese Seelenketten.
Innere Freiheit, diese wollte er erleben
und vor allen Dingen spüren.

Eines Tages fand er das Ziel. sein Ich,
er war angekommen.
Er spürte sich als Mensch und fand seine Identität.

Dann schaute er in den Spiegel und sagte:
Das bin ich,
und er fühlte sich innerlich freier.

Er weiß, dass er auf seine Kindheit und seine Jugend
nie Häuser bauen konnte, und es auch nie mehr wird können,
denn es war ein Land der Ruinen.
Dunkler Rauch war einst der stumme Botschafter
innerer Schreie.

Als Erwachsener konnte er sich ein Haus bauen,
in dem seine Wünsche, Träume, Gefühle und Gedanken leben.
Und es ist oftmals ein Haus
der offenen Fenster und Türen.

Denn:
Er ist ein Mensch.
Und:
Gefühle bedeuten Leben und Mensch(lich)-Sein.

Jörg S.

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Kommentare zu diesem Text

D_Epperlein (57)
(11.12.09)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 15.12.09:
Hallo Detlef,

Dein Gedanke bezüglich der anderen, den teile ich. Du drückst damit eine traurige Wahrheit aus.

Ich danke Dir sehr.

Ganz liebe Grüsse
Jörg
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