Neben der Welt namens "Leben"...

Gedicht zum Thema Lebensweg

von  Fuchsiberlin

Als Kind war ich doch viel zu jung,
um das Leben zu begreifen.

Auf dem Flughafen wartete ich,
doch sie flogen ohne mich ab
und entfernten sich von mir.

Am Bahnhof stand ich,
doch die Züge fuhren an mir vorbei,
und manch ein Reisender wollte mich
vor den nächsten Zug werfen.

Ich sah auf die Uhren der Großstadt,
doch die Zeiger drehten sich manchmal nicht.
Die Zeit tätowierte mir ein schmerzhaftes Tattoo
namens Trauma ein.

Ich schaute aufs Telefon,
doch der Staub des letzten Anrufs
blieb auf dem Hörer liegen.
Die Einsamkeit kappte die Leitung.

In der Menschenmenge versuchte ich etwas zu finden,
doch man schubste mich auf die Straße.
Straßenkampf einer Ellenbogengesellschaft.

Der TV-Apparat erzählte
hollywoodreife wortreiche Lügen.
Die Realität traute sich nicht mehr vor die Kamera.

Aus einer Kneipe drang in die Welt der harten Ashphaltkämpfer
laute Jubel-Trubel-Heiterkeit-Musik.
Stimmengewirr vereinigte sich zu einem steinern Block
namens Alkohol.

An die Fenster sprühte ich ein Herz,
doch sie wischten meine Sehnsucht mit einem kalten Lappen weg.
Stumme innere Schreie schmetterte ich
an ihre fest verschlossenen Türen.

Tränen blieben im Seelenhaus,
und überschwemmten als innere Flut
den Garten meiner Verzweifelung.

In den Träumen begann ich zu fliehen,
die Fantasie drehte am Rad der Zeit,
Zukunft erhellte den Horizont,
die Hoffnung wurde zum Sonnenaufgang,
bis ich aufwachte und der Tod mich lockend anlächelte.

Doch ich warf ihn aus meiner kleinen Lebenswelt heraus.
Zu früh, um dem Leben Goodbye zu sagen,
denn meine tägliche Dosis zum Überleben bestand
aus dem Wirkstoff "Hoffnung".

Ich war doch viel zu jung.

Jörg S.

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Kommentare zu diesem Text

D_Epperlein (57)
(19.01.10)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 20.01.10:
Ich danke Dir sehr, lieber Detlef.

Ja, Erinnerungen an eine harte Zeit...

Ganz liebe Grüße
Jörg
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