Die Begegnung vor der Tiefe...

Gedicht zum Thema Leben/Tod

von  Fuchsiberlin

Auf dem Hochausdach ist man dem Regen näher,
wirkt dieser dort kälter oder befreiender?

Über die vielen Häuser hinweg
streift der Blick über die Großstadt.

Busse deren Ziel bekannt,
Fahrgäste die manchmal ins Irgendwo fahren.

Autos, hupend und ehrgeizig im Parkplatzgedränge,
und Fahrer, welche die Stoßstange ausfahren,
um schnell(er) ans Ziel zu kommen.

Menschen überall Menschen,
durcheinanderlaufend, und manchmal
wissen sie nicht wohin mit ihren Gefühlen,
und manch einer ging inmitten einer Menge verloren.
Verlorenes Leben in der pulsierenden Großstadt.

Auf dem Dach steht die zweibeinige Verzweifelung,
der Schmerz schaut nach unten in die Tiefe,
18 Stockwerke hoher Betonbau,
und die Trauer nahm den Fahrstuhl.

Der Abgrund ruft und das Echo
liegt zerschmettert auf den Brettern
vor den verschlossenen Fenstern.

Sie will vom Leben hinfortfliegen,
denn das Leben unter ihr, es ist nicht das ihrige,
anders als anders fühlt sie sich,
inmitten eines Lebens,
in dem ihre Seele die Funktion aufzugeben droht.

Ein einzelner Schritt,
und die Tiefe würde sie aufnehmen.
Freiheit der letzten gefühlten Instanz,
als Ende in einem Leben, dass sie einsperrte.

Doch dann hört sie eine Stimme:

"Die Tiefe kennt keinen Weg,
das Leben dagegen
besteht aus lauter Wegweisern,

das Licht am Schild der Hoffnung
brennt auch für dich,

deine Tränen trocknet die Liebe,
wenn du dich vom Vergangenem verabschiedest,
und dir Zeit nimmst für einen neuen Start."

Er nahm sie an die Hand,
und ging mit ihr durch die Großsstadt.

Dort brachte er sie zu Menschen,
deren Einsamkeit aus stillen Mündern schrie,
deren Trauer sich in den Augen verewigte.
Und deren Verzweifelung nach einem Weg
außerhalb der schmerzhaften Glassplitterwege suchte.

Menschen, so wie sie...

Ihre Augen blickten ihn fragend an.

Er sagte nur:

"Du bist nicht allein,
denn du wirst Menschen begegnen,
die auf dich hier irgendwo warten,
die dein Herz, deine Liebe brauchen.

Menschen, die dich mit deinem ganzen Wesen
von Herzen lieben werden,
und denen du den Inhalt deines Herzen schenken wirst."

Sie wollte ihn, diesen Unbekannten,
der aus dem Nichts kam, und ihr eine Tür öffnete,
anschauen,
doch er war verschwunden.

Jörg S.

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Kommentare zu diesem Text

seelenliebe (52)
(23.01.10)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 23.01.10:
Liebe Anne,

ich danke Dir sehr!

Auch mir ist diese Verzweifelung vertraut, doch der wichtigste Wegweiser im Leben ist jener, welcher die Hoffnung und die Liebe in sich trägt.

Ich wünsche Dir auch ein herzenssonniges Wochenende.

Ganz liebe Grüße
Jörg
D_Epperlein (57)
(23.01.10)
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 Fuchsiberlin antwortete darauf am 24.01.10:
Lieber Detlef,

ja, es ist manchmal sehr wichtig, wenn ein Mensch den anderen an die Hand nimmt und ihm dann die Augen öffnet.

Ich danke Dir sehr für Deine Worte und Deine Empfelung.

Ganz lieben Sonntagsgruß
Jörg

 Ginkgoblatt (23.01.10)
Der Regen wirkt dort befreiender. Wunderschön deine Zeilen. Wie schön wäre es, wenn da wirklich Menschen warten würden, wenn da wirklich jeman kommt und einem die Hand schenkt. Das wäre schön, doch manche (wertlose) Menschen werden da alleine stehen und nur die Tiefe wird sie locken. KG Coline

 Fuchsiberlin schrieb daraufhin am 24.01.10:
Liebe Coline,

ich danke Dir sehr für Deine Worte und Deine Empfehlung.

Leider reicht nicht jeder einem anderen die helfende Hand, die dieser doch so dringend benötigt. Und dies kann bewirken, dass andere in die Tiefe fallen oder springen.

Ganz liebe Sonntagsgrüße
Jörg
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