Die Armut im reichen Land...

Gedicht zum Thema Menschen

von  Fuchsiberlin

Der Horizont wirkt müde,
die Wolken erstarren in ihrer Schwere,
Stillstand statt Fortbewegung.

Dabei beginnt ein neuer Tag im Land des Reichtums.
Doch der Himmel brennt schon,
denn in der Armut des Landes bedeutet
Tafel = Reichtum.

Und die Arche bitte Euroaner um Spenden,
und versorgt hungrige Kindermägen.

Der Reiche träumt am Tag
von Dividenden und Gewinnmaximierung,
und den Armen plagen erlebte Albträume,
die seine Seele mehr als "nur" zum Schwitzen bringen.

Was passiert, wenn immer weniger Menschen lachen,
und ein Kinderlächeln hinter traurigen Augen ertrinkt?

Was geschieht, wenn Tränen nicht mehr fließen,
weil die Resignation sich in die Mundwinkel einbrannte?

Wie wirkt es sich aus,
wenn Stunden an den Nerven reißen,
Stunden der Armut in einem reichen Land?

Was geschieht, wenn ein Mensch ein Kino baut,
und für viele Familien
der Besuch einer solchen Vergnügungsstätte
ein Luxus bedeutet?

Was passiert, wenn andere auf Safari gen Afrika urlauben,
und für manch ein Kind ein Zoobesuch
ein großer und lange unerfüllter Traum bleiben wird?

Grenzen werden gezogen,
doch alle laufen auf den gleichen Bürgersteigen.

Vielleicht ertönen irgendwann Schreie
von Nord nach Süd, von Ost nach West,
die letzte Verzweifelung, die sich ihren Weg sucht.

Und die Politik baut ihre eigene Welt,
Öffentliche Gedanken und Vorurteile wandern
durch mediale Wiederaufbereitungsanlagen.

Die gefühlten Tage
werden für manch einen kürzer,
und sind doch viel zu lang zum lebenswerten Existieren.

Kälte zieht durch die Häuserwände,
von innen nach außen, von außen nach innen.

Gemeinnützige Vereine, karitative Organisationen
versuchen zu retten, was zu retten ist,
was die Politik nicht (mehr) schafft:
Den Menschen und seine Würde.

Auch ein nettes Wort,
in der falschen Situation ausgesprochen,
kann zum Dolchstoß werden,
und die Zeit wird zum Kreisel der gefühlten Gedanken.

Der Schmerz zieht in Millionen Seelen ein,
ein Wegschauen wird immer unwahrscheinlicher,
denn diese Seelen siehst du tagtäglich.

Der Konsumwahn verdrängt im Schein die Sternenwelt:
Glitzernder, schöner, größer, prächtiger, moderner.

"Kauf mich",
hallt es stumm aus den kleineren und größeren Konsumpalästen.
Konsumprostitution breitet sich aus.
Die Armut bewegt sich still und leise daran vorbei.

Die Situation ist wie ein Kochtopf,
der überzulaufen droht,
doch diese Mahlzeit kann keinem schmecken.
Und den Köchen fehlt die Ausbildung,
um eine schmackhafte Seelen-Mahlzeit zuzubereiten.

Das Leid eines Landes kann nicht versteckt werden,
und Psychologen und Ärzte,
gemeinnützige Vereine und karitative Organisationen
werden zur letzten Hoffnung.
Wer kann und will es wahrhaben?

Wie soll es weitergehen?

Wirtschaft und Politik reichen sich friedvoll die Hand,
der Mensch fungiert immer mehr
als Handels- und Wertobjekt,
und wird als geringer und austauschbarer Wert betrachtet.

Die Armut steigt,
und die armen Kinder von heute
werden die Erwachsenen von morgen sein.
Wer denkt heute daran?

Was wäre oder würde geschehen,
wenn es keine gemeinnützigen Vereine und Organisationen gäbe,
die sich um die Schwächsten in dieser Gesellschaft kümmern?

Die Politik schweigt...oder polemisiert...
Klientel wollen bedient werden,
und Armut bedeutet für viele kein Klientel...

Jörg S.

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Kommentare zu diesem Text


 Ginkgoblatt (17.03.10)
Deine Zeilen machen traurig und gleichzeitig wütend. Denn leider ist es so und die meisten Menschen wollen diese Situation nicht sehen oder reden sich heraus "Ich kann es ja auch nicht ändern"... Ich habe eine Gänsehaut beim Lesen bekommen und bin beeindruckt, dass die die Gefühle bei diesem Thema so gut transportieren kannst. Wichtig ist, dass dieses Thema in den Vordergrund gerückt wird und jedem bewusst wird, dass er was tun kann. Es ist nicht nur ein Problem der Politik. Ein Spagat zwischen reich und arm, der für die einen Kampf um Reichtum bedeutet und für die anderen Kampf um Existenz. Vor allem die Seelen der Kinder sind es, die zerstört werden und sie werden zu Erwachsenen, die nicht an Gerechtigkeit glauben, weil der Lebenskampf ihnen die Resignation gelehrt hat. Menschen ohne Träume, ohne Kraft.
Starker Text! KG Coline

 Fuchsiberlin meinte dazu am 18.03.10:
Liebe Coline,

Tausende brachen in diesem Land in den letzten 20 Jahren aus dem Mittelstand weg, direkt in die Armut hinein. Die Schere zwischen Besserbegüterten und den Armen in diesem Land klafft immer weiter auseinander. Am meisten leiden Kinder in armen Familien. Ihre Chancen sind gegenüber anderen meistens schlechter.

Viele wollen leider manches nicht sehen oder können es aus verschiedensten Gründen nicht. Denn ein Mensch der tagtäglich um seine Existenz kämpft, der träumt auch nicht mehr viel, er wird mit einer harten Realität konfrontiert. Die Zahl der Tafeln in den Städten nahm in den letzten 20 Jahren stark zu. Auch dies ein Indiz für eine steigende Armut in einem reichen Land.

Ich danke Dir sehr, ich versuchte auf meine Art und Weise diese extremen Gegensätze in diesem Land darzustellen.

Ganz liebe Grüße
Jörg

 princess (18.03.10)
Geld, Reichtum, Wohlstand
und schwupps, schon sind alle sind ganz doll glücklich?

Und wer ohne ist,
ohne Geld, ohne Reichtum, ohne Wohlstand
ist dazu verpflichtet, sein Leben lang mit tränenumflorten Blick
in die Röhre zu gucken?

Ich weiß ja nicht...

 Fuchsiberlin antwortete darauf am 18.03.10:
Hallo princess,

ich schrieb nicht, dass Geld und Wohlstand glücklich macht und jeder arme Mensch ein Leben lang dazu verpflichtet wäre traurig zu sein.

Ich stellte die Gegensätze so dar, wie sie in Deutschland nunmal unbestritten sind. Und ein Mensch, der am Existenzminimum leben muß, dessen seelisches Wohlbefinden leidet auch meistens darunter, und Kinder aus armen Familien haben meist schlechtere Zukunftschancen.

Es geht mir um die immer größer werdende klaffende Schere zwischen Wohlstand und Armut in diesem Land. Und aus dem Mittelstand brachen Tausende weg, direkt an den Rand des Existenzminimums. Und um die Chancenungleichheit.

Da hast Du mein Gedicht leider anders interpretiert, als ich es in meiner Motivation beabsichtigte. Aber das ist menschlich, und nicht weiter schlimm, denn jeder Mensch nimmt einen Text in Gedanken und Gefühlen oftmals anders auf und wahr.

Ganz liebe Grüße
Jörg
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