Josua

Erzählung zum Thema Menschen

von  Secretgardener

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Josuas Talent war es, Lücken zu füllen und zu schließen; egal, um was es ging. Socken stopfen, Puzzles zu Ende bringen, Löcher in Wänden füllen und vieles mehr – auch, wenn er vorher keine Ahnung davon hatte. Und er konnte Geschichten füllen. Man musste ihm nur den Anfang der Geschichte erzählen und, wenn auch nur grob, wie sie endete. Dies tat er aber nur für seine Schwester Sophia.
Oft, oder eher meist, wenn es ihr nicht gut ging, kam er zu ihr ins Bett und konnte sie so aufmuntern. Er füllte die Nacht mit Drachen und Rittern, Weltraummonstern und Raumschiffen, Seeräubern und Riesenhaien, und allem Phantastischem, das man sich vorstellen kann.
Sie wohnten dicht an einer Stadt, die Menschen fraß. Jeden Tag verschwanden Leute. Es waren sogar 2 dabei, die Sophia kannte. Wenn Josua nach Hause kam, machte er Essen. Sie hatte ihm schon alles hingestellt und würde danach abwaschen, wenn sie nach Hause kam und ihr Essen warm gemacht hatte. Wenn Sie vor dem Fernseher einschlief, erzählte er ihr den Rest, selbst, wenn er ihn nicht gesehen hatte. Es stimmte immer.
Egal, um was es ging, egal, was es war, er vervollständigte und es stimmte. Ihm selbst fiel diese Fähigkeit nie auf. Als er klein war und selbst Geschichten vorgelesen bekam, fing er manchmal mittendrin an das Ende zu erzählen, von Geschichten, die er vorher nie gehört hatte. Seine Schwester stellte es auf die Probe und holte jedes, wirklich jedes Buch hervor, das Sie finden konnte. Danach Zeitungsartikel und dann Filme. Sie war verblüfft und dachte darüber nach, wie so etwas funktionieren konnte, und woher es kam. Sie dachte an sich selbst und Ihr fiel auf, dass sie nicht eine Geschichte vollständig kannte. Zumindest keine, die Sie vor Josua kannte. Sie versuchte sich seine zu merken und hatte immer diese großen, bunten Bilder dabei im Kopf. Dies half Ihr, wenn Sie arbeiten war und es zu schwer zu ertragen war. Sie versuchte sich genau an seine Märchen zu erinnern. An jedes einzelne Wort, wenn Sie frierend, mit Schmerzen, oder schlichtweg verzweifelnd am Straßenrand stand und an Ihren elfjährigen Bruder dachte, der zuhause das Essen machte und zuviel Farbe im Kopf hatte um sich Ihren grauen Alltag auszumalen. Josua war Ihr Rettungsanker in die Phantasie.
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Anmerkung von Secretgardener:

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Es fehlt was, ja.

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