Schatten der Großstadt

Erzählung zum Thema Stadt

von  Fuchsiberlin

Unzählige Worte laufen über die Straßen.
Manche Sätze irren in der Stadt umher,
Zeilen suchen ein Ziel.

Ein Buchstabensalat schmeckt nicht immer
und nicht jedem.
Das ABC des Handelns nutzt gnadenlos das Alphabet aus.

Häuserfassaden verstecken die Antworten.
"Schöner Wohnen" oder "Besser schauspielern"?
Fenster klirren respektlos,
das Vorurteil klebt zäh am Dach.
Herunterfallende Ziegel trennen und beschädigen.

Das Bunte der zu tolerierende Farben
trotzt dem Neonlicht,
das Grau bleibt in der Einsamkeit blaß.

Auf zig Frequenzen wird
die neue schöne Welt propagiert.

Manch ein Mensch von Morgen
erlebt eine vorzeitige Geburt:

Im Kanal schwimmen Kosmetik, Gewichtsideal, Schönheitsrausch.
Das "So-bist-du-individuell-gut-Wässerchen"
wird von manch einem Dürstenden gierig getrunken.

Eine Flutkatastrophe der falschen Versprechungen
wird in Kauf genommen und billigend übersehen.

Am Ende der Einbahnstraßen warten die Psychologen.
Ein Berufsstand lebt vom Seelenmenue.

Knapp vier Millionen Einwohner,
eine vier mit sechs Nullen,
viele Seelen gehen in der Masse verloren.

Das Reptil Schlange züngelt gierig,
Kassenwärter verwalten den Gewinn,
Lange Schlangen werden versucht zu bändigen.

Kunterbunt gefüllte Regale in dem Konsumwahntempel
bedeuten für manch einen eine Leere,
Geld fließt nicht, es verflüchtigt sich.

Platzdiebe verjagen Andersausschauende
oder/und Andersdenkende.
Der Raubüberfall auf eine Seele kennt keine Moral,
das Gewissen sitzt nicht hinter Gittern.

Ärmel werden hochgekrämpelt,
vielen dagegen fehlt hierfür das letzte Hemd.

Der Gürtel wird immer enger geschnallt,
Erstickungsanfälle drohen,
und manch einer erhängt sich.

Es beginnt ein Wettlauf mit vielem
manchmal mit allem oder allen.

Das Rennen findet schon morgens statt,
es geht bis in die Nacht hinein.

Es wird gegen die Zeit angerannt,
anderorts beginnt das Rennen gegen
den vermeintlichen Konkurenten.
Im Mob rennt manch einer noch viel schneller,
ein anderer wird zum Mitläufer.

Ein Anrennen gegen geschlossene Türen,
die Kopflosigkeit lacht.

Irgendwo siehst du einen Run auf den Kreisel,
alles im gefühltem ABC dreht sich im Kreis.
Vierecke sind unerwünscht und vielleicht manchmal unerreichbar.

Manch einer rennt am Hilflosen vorbei,
am Boden besteht die Gefahr getreten zu werden.

Millionen Füße rennen,
doch wissen sie immer, wohin?

Ein Wort läuft an vielen Plätzen vorbei,
geht über diese und jene Straße:

Abschied.

Jörg S.

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Kommentare zu diesem Text

seelenliebe (52)
(01.02.11)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 01.02.11:
Liebe Anne,

wooow:) Ich danke Dir ganz lieb für Deinen in einem Gedicht verpackten Kommentar.

Das Leben besteht nicht nur aus Sonnenschein, aber auch nicht nur aus Schatten. Zur menschlichen Existenz gehören die Sonnenstrahlen als auch die Seite des Schattens.

Ich versuche, so gut es geht, in und mit meinen Texten, beide Seiten zu beschreiben.

Ganz liebe Grüße
Jörg
chichi† (80)
(01.02.11)
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 Fuchsiberlin antwortete darauf am 01.02.11:
Das freut mich sehr, liebe Gerda:)

Ganz liebe Dankesgrüße
Jörg
SigrunAl-Badri (52)
(01.02.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Fuchsiberlin schrieb daraufhin am 02.02.11:
Liebe Sigrun,

ja, diese Bilder ähneln durchaus einem Gefühlschaos und Gedankenmix.

Abschied bedeutet einen Anfang auf neuen Wegen.

Ganz liebe Dankesgrüße
Jörg
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