Crucis

Sonett zum Thema Sehnsucht

von  mondenkind

.
Sacht streich ich Narben, die ich einst bekämpfte
und trage doch den Bluthund im Gesicht.
Den Spiegelschein - ich sah ihn einfach nicht -
als starres Sehnen meine Blicke dämpfte.

Im wirren Fingern nach dem Tief der Zeiten
zerbrach ich zweifelnd jeden stillen Arm.
Nichts, was ich fortan liebte, hielt mich warm
und hart zerschnitt ich ferne Wirklichkeiten.

Doch trüge mir ein Kind den Tag zu Ende -
sag, würd ich endlich Innenlichter sehen?
Bin ich gewahr genug für eine Wende?

Noch einmal nur in warmen Wiesen stehen
und scheuer Westwind reibt in meine Hände. -
Noch einmal nur. Dann kann ich lächelnd gehen.
.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 franky (27.05.11)
Hi liebe Nici,

Dein Sonett finde ich fein und säuberlich ausgezählt.
Eine perfekte Arbeit.

Herzliche Grüße

Franky

 Bergmann (27.05.11)
Ich wünsche dem lyrischen Ich gute Besserung, falls überhaupt noch möglich!

 AZU20 (27.05.11)
Das eine Mal wünsche ich dem LyrIch. LG

 poena (29.05.11)
hallo, frau mondenkindin,
dein gedicht beschreibt mir sehnsucht auf eine stille, nicht minder schmerzhafte weise- und erzeugt gleichermaßen sehnsucht nach solcher tiefe und nach beständigkeit.

mich berührt, dass ich mir selbst nicht klar erklären kann, wonach das lyrich sehnsucht hat- etwas für dieses gefühl typisches... auf jeden fall sehnt sich es sich nach vielem, was möglich wäre, wenn man es nur orten und ordnen könnte. und wupppps verschwimmen diese dinge wieder im nebel dieser offenen und diffusen inbrunst, die ihm durch ihr dasein zeigt, dass es noch lebt.

so gehts mir damit auch.

und abgesehen davon, ist der text formal sehr fein aufs papier geweht.

lieben gruß
s

 mondenkind meinte dazu am 03.06.11:
du kennst es. ja. danke fürs verstehen. lg, nici :)

 Irma (30.05.11)
Ein wundervolles Gedicht, das sicher einen sehr breiten Interpretationsspielraum lässt.

Für mich liest es ich wie ein Sehnen nach einem ruhigen Hafen, nach einem festen Halt. Der Blick auf das Selbst verlangt, auch die eigene Verletzlichkeit anzunehmen, sich die eigene Schuld einzugestehen.

Mit dem Wunsch nach Umkehr verbunden ist das Versprechen eines inneren Friedens. Durch die Überschrift und einige andere Elemente lässt sich der Text meiner Meinung nach auch als Suche nach einem Glaubensfundament deuten. Inwieweit das intendiert ist, weiß ich nicht.

In jedem Fall wunderschön und gerne empfohlen!
LG BirmchenIrmchen
(Kommentar korrigiert am 30.05.2011)

 mondenkind antwortete darauf am 03.06.11:
vielen dank fürs hineinlesen, irmchen. das trifft es schon ziemlich. :)
lg, nici
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram