Sie war kein Hero

Er besetzt die Hauptrolle ihres Lebensstücks,
denn sie ist ihrem Ich-Killer-Dealer süchtig ausgeliefert.
Fix gefixt sticht sie die Nadel in ihre Vene.
Tattoos von Einstichen an vielen ihrer Körperstellen.

Als Junkie-Do-it-yourself-Tätowierer
erlebt sie keinen Heldenstatus.

Hero-sein fühlt sich anders an,
auch wenn das Heroin durch ihr Blut zischt.

Boulevardzeitungen bauen ihr ein Kopfkissen.
Auf dem Boulevard ist es kalt und hart.

Ausgefixt öffnet sich
die Schranke zum Weg nach oben.
"Goldener Schuss",
der goldene Wert namens Mensch erreicht einen Tiefpunkt.
Ausgecheckt aus dem Leben.
Die behördliche Statistik gewinnt an Armut.

Irgendjemand überlebt den Fix-Wahn.
In der Nähe des Bahnhofs geschwängert.
Das Geld für den nächsten Schuß fragt nicht nach dem Warum.

Körpertreffer,
und irgendjemand erzählt ihr im Vorbeigehen
in ihrem Rausch-Seelen-Kill
etwas von unterster Schublade.

Viele umgehen das Erbrochene auf der Straße,
ein Mensch bricht aus und zusammen.
Drogenkotze interessiert nur wenige, der Ekelfaktor überwiegt.

Die Straßenfeger treten in den Streik,
das Bestattungsunternehmen wittert eine Chance.

Das HIV-Virus frohlockt manchmal.
In Raten wird der Tod bezahlt.

Die Revoluzzer der Straße, die Sozialarbeiter,
greifen ein, in den Tag der (Fast-)Toten,
nach denen kaum einer fragt.
Doch gegen die Bordstein-Hero-Verticker haben sie kaum eine Chance.
An-gefixt: Stoff gegen harte Währung.
Leben oder Tod bleiben Fragezeichen,
irgendwann erscheint auf einer Seite ein Ausrufezeichen,
auf der anderen ein Delete.

Auf der Straße wird scharf geschossen,
ein weiterer Schuss geht durch die Venen.

Auf kaltem Asphalt wird ins Gras gebissen,
Eine glückliche Kuh weidet besser und woanders,
als die fixierte Tätowierierin auf dem Drogenstrich.

Sie verkaufte alles,
ihren Körper, ihr Ich und zuletzt ihr Leben.

Sie war auf ihrem letzten Hero-Trip,
doch Helden leben und sterben anders.

Doch für ihren Bruder war und ist sie
eine stille Heldin