II - induktiv - deduktiv

Text zum Thema Vergangenheit und Zukunft

von  Ephemere

Historische Betrachtung führt in die Irre: Einen Menschen, einen Ort aus dem Wissen über seine Vergangenheit verstehen zu wollen, setzt der Wahrnehmung einen Filter auf, der die Gegenwart – das einzig Präsente und den wirklichen Handlungsraum des Erlebens – vergröbert, abstrahiert und mitunter bis zur völligen Verkennung deformiert.

In der Wissenschaft des Lebens ist der mutige Weg – der zur Wahrheit –  der möglichst unvoreingenommene Blick für das, was sich tatsächlich ereignet. Eine solche induktive Herangehensweise birgt ihre eigenen Risiken – wer den Filter der Narration lockert, schließt seine Schlüsse langsamer und wird aus Schaden weniger „klug“. Sie wird jedoch dem dynamischen Leben gerecht, in dem nichts bleibt, wie es war und nichts und niemand je festgelegt ist.

Eine deduktive Herangehensweise hingegen, die in Allem die Summe der Vorerfahrungen, insbesondere das Produkt seiner früheren Umstände und Handlungsweisen erkennen will, droht Phantome in die Welt zu legen, die dem Werden unter dem Diktat des Seins keinen Raum mehr zubilligen können – und deshalb an der Realität zerschellen.

Man darf die Welt und zumal  Individuen nicht schlüssiger und konsequenter sehen wollen, als sie sind.

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