Zäsur

Kurzprosa zum Thema Alles und Nichts...

von  mondenkind

Körperspannung, Konzentration, Lächeln! Sie schließt kurz die Augen, atmet ruhig.
Dann strafft sie die Schultern. Heute will sie alles geben. Will tanzen, bis die Scheinwerfer wie Lichtkreisel über ihr flimmern. Der Bühnenstaub kitzelt dabei so vertraut in ihrer Nase. Und sie zeigt alles, die perfekten Schrittfolgen, die Sprünge, Drehungen..
Auf dem alt gelebten Wohnvelour schafft sie es nicht mehr ins Plié. Die welke Hand greift schwer nach der Stuhllehne und ihre Lippen zittern angestrengt.
So verharrt sie einen Moment. Läßt ihren pochenden Knochen eine kleine Pause. Dann wischt sie eine Haarsträhne aus dem Gesicht, sammelt sich für eine letzte Drehung und die Endpose. Die Arabesque.
Stolz sieht sie sich um, verneigt sich vor ihrem Publikum, vor den unzähligen Gesichtern, die jeden Zentimeter ihrer Wände zieren und in zeitloser Geduld keinen ihrer Auftritte verpassen.
Beim Blick auf die Uhr erschrickt sie. Kurz vor mittag. Jetzt musste sie sich aber beeilen. Gleich läuft Britt.

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Kommentare zu diesem Text

Rechtschreibprüfung (30)
(26.10.11)
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 mondenkind meinte dazu am 26.10.11:
ich hab dann mal ein paar weggenommen, wo sie entbehrlich waren. vielen dank fürs strenge feedback. :)
ues (34)
(26.10.11)
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 mondenkind antwortete darauf am 26.10.11:
yay. vielen dank für die schlussequenz! so ists tatsächlich runder. :)
freut mich, dass du dich so hineingelesen hast. merci! nici
KoKa (43)
(26.10.11)
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 mondenkind schrieb daraufhin am 26.10.11:
Tá cuma mhaith ar sin. :)

 Songline (26.10.11)
Der Kontrast zwischen dem Zauber des Tanzes und Britt könnte nicht größer sein. Man wünschte sich, sie würde ihn fortsetzen. Aber dass sie es überhaupt noch tut ...
Ein schönes Bild, toll erzählt.

 mondenkind äußerte darauf am 26.10.11:
ja, da ist noch ein glimmen. :) vielen dank dir! lg, nici
managarm (57)
(26.10.11)
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 mondenkind ergänzte dazu am 26.10.11:
ja, ein richtiger blickwinkel, dein komm. danke. :)

 Isaban (26.10.11)
Gefällt mir sehr gut, Nici!
Ich habs grade noch mal gelesen. Die ganze erste Zeile klönnte man, glaube ich, ersatzlos streichen, dann ist der Leser sofort mittendrin, die Szene wird unmittelbarer und ohne den dämpfenden Balettklamottenchiffon, den die meisten Leser noch ergoogeln müssen noch spürbarer.

Liebe Grüße,

Sabine

 mondenkind meinte dazu am 26.10.11:
oki, hab ich gemacht. aller anfang ist schwer. :) danke dir!

 Elén meinte dazu am 26.10.11:
:) verzeihung. falscher Button.
(Antwort korrigiert am 26.10.2011)

 Elén (26.10.11)
Mit ausgekühlten Händen schiebt der Herbst die Nebelschwaden ins Land. Die Sicht ist getrübt. Aus den Bäumen fallen die Samen des Sommers ins Gras, durch die Gassen geht das Müdewerden, über die Dächer geht ein Seufzen. Hört, ihr Leute, die großen und die kleinen. Die Sprache lügt in fetten Lettern aus den Zeitungen, die Sprache hat ein Oben und ein Unten. Leise müssen wir sein, damit wir hören, hell müssen wir sein in den Augen, damit wir erkennen. Noch eine Zeit für Politik, sagt Hermann, während er auf Seite eins der Presse entnimmt, wie Frau Merkel und Herr Frankreich in einem Aufwaschen die Welt retten und dem Europäer d. Souverän aus dem Wertemodell schneiden, so wie das Kindergartenkind ein Loch aus einem Schernenschnitt schneidet. Und auf Seite zwei schon kann Herr Hermann darüber lesen, wie die NATO den Arabischen Frühling mit Bomben und Granaten und ein paar Tonnen abgereichertem Uran, am UN-Mandat vorbei, direkt aus dem rechtsfreien Raum heraus, dahin zu den Menschenkindern getragen. Das hat die Welt noch nicht gesehen. Das hat die Welt schon oft gesehen, aber in der Unverschämtheit noch nicht. Das ist wahr. Es ist eine Zeit, gegen die kein Kraut gewachsen ist. Möglicherweise ist es angemessener, anstatt der Verfassung das Buch Hiob zu lesen und die Werte umzuwerten. Wer hätte gedacht, dass der Zins so hoch ist, wer hätte gedacht, dass die Blindheit nicht mehr zu halten ist, wer hätte gedacht, dass einer eines Tages tatsächlich sich darüber gewiss wird, dass es es kommt, wie es kommen soll. Es ist nichts mehrt zu retten. Zuerst wurden wir zornig. Auch Herr Hermann. Dann waren wir entsetzt, dann versuchten wir zu verhandeln. Zuletzt rissen wir unser Herz auf und machten die Schultern breit für die große Last. - Es beginnt zu regnen. Mit langen nassen Schnüren wäscht der Regen die letzten Reste der Gestalt eines Sommers aus den Bäumen und wir schweigen. Weil, ich habe geträumt, dass, während die Kinder im Hagel der niedergehenden Granaten mit kleinen Scheren bunte Scherenschnitte aus dem Papier schneiden, dass alles gut wird. Weil es gut werden muss. So steht es geschrieben. Das Licht wird hell sein, das hat die Welt noch nicht gesehen.

Stimmungsmoment :) *

 

lg :)
(Kommentar korrigiert am 26.10.2011)

 mondenkind meinte dazu am 26.10.11:
du hast recht. das hat die welt noch nicht gesehen. grundgütiger ist das wahr!
*

 Lala (26.10.11)
Seltsam vertraut mit schalem Beigeschmack.

 mondenkind meinte dazu am 26.10.11:
magst du auf einen whiskey mit zu oggy's?
Müller (45)
(31.10.11)
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