Die frohe Botschaft

Historisches Drama zum Thema Religion

von  Lala

„Was stört Sie an Weihnachten?“
„Gefickt und im Stich gelassen? Wäre das ein Grund?“
„Naja, im Stich gelassen? Josef war da, die Hirten und die Heiligen drei Könige.“
„Na klar, Sigmund. Die waren da. Vor allem die Könige. Gleich neben Ochs und Esel. Best Western Bethlehem.“
„Was ist daran falsch?“
„Zählen Sie mal die Frauen in dieser Geschichte durch.“
„Das sind ..., das ist eine: Sie.“
„Und? Fällt ihnen bei einer unbefleckten Empfängnis noch was außer Steinigung ein?“
„Wie meinen Sie das?“
„Mein Bester, als ich mein Kind gebar, hatte sich euer „Josef“ längst verpisst und auch Gott sandte mir keine Hebamme oder Trost. Nichts davon. Als ich den Knaben gebar, war ich verfickt und alleine in der Wüste; im Niemandsland. Kein Stall, keine bekifften Könige, keine doofen Tiere und erst recht kein Mann. Vertrauen sie eher der Sure 19, als den Evangelisten. Das sind alles schwule, katholische Männerfantasien. Fantasien von Männern, die Penismützen tragen.
Ich hatte nur eine Palme, unter der ich Schutz suchen konnte. Ist doch auch viel passender, oder Doc? Da hatte sich Gott also einen von der Palme gewedelt und ließ mich an ebensolcher seinen Knecht gebären. Super Sache. Danke, Männer! Aber zum Glück sind die meisten von Eurer Brut, lieber Sigmund, so verblendet, dass sie ein blutiges Laken für einen unfehlbaren Beweis halten, dass sie der Erstbesitzer ihres Fickzeugs sind und zum Glück messt ihr einem Fickzeug nicht mehr Intelligenz als Fickzeug zu.“
„Das klingt sehr verbittert.“
„Das klingt sehr verbittert? Hahaha! Halleluja, Doktor Schwanz! Damit sind Sie ganz weit vorne. Sie haben ja anscheinend immer noch keine Ahnung, was geschehen ist?“
„Sagen Sie es mir?“
„Feige Formulierung, aber ich werde es Ihnen dennoch stecken: Ich habe mich wieder von einer Schwester, die im selben Haus arbeitete, als „Gott“ mich leider bewohnt und ich euren Heiland geboren hatte, wieder zunähen lassen.“
„Moment: Sie haben sich das Hymen gewissermaßen wiederherstellen lassen? Nach einer Geburt?“
„Was glaubst Du denn? Dass Gott mich unsichtbar gefickt hat? Dass die Muttergottes nur eine tropfende Pflaume in notgeilen Männerfantasien ist oder ob sie eine toughe Frau ist, die das Pech hatte vor der Zeit schwanger zu werden?“
„Vor der Zeit?“
„Man, Sigi! Bevor sie einen dummen Esel aber treuen Ochsen wie Josef gefunden hat? Oder einer Frau, die ihren Lebensunterhalt damit verdiente, dass sie wildfremden Männern gefällig war, ihnen einen von der Palme wedelte, aber nicht plante, das auf ewig zu machen? Oder einer selbstbewussten Frau, die sich ihre sexuelle Freiheit bewahrt hatte, aber schwanger wurde? Anders gesagt mein lieber Psycho Doc: Während Euresgleichen Gedichte und Hymnen auswendig lernten und tausende Verse mündlich tradierten, um uns zu beeindrucken, lernten wir, tradierten wir die Techniken, euch zu verarschen, falls wir auf einen Windbeutel oder Schuft hereinfallen sollten. Ihr singt wieder und wieder dieselben Hymnen auf unser Hymen? Und wir lernten, euer Sehnsuchtsziel wieder und wieder zu verschließen. Ist doch in Eurem Sinne?“
„Dann war alles ein Fake?“
„Bitte? Ein Fake? Dreitausendgramm, ganz allein, durch einen dünnen Flaschenhals zu pressen, ist alles andere als ein Fake! Und wenn sie diesen Fake ernähren wollen, dann brauchen sie eine echt gute Geschichte! Also habe ich mir die dümmsten Bauern gesucht, solche, die den Bauchnabel für die Vagina halten. Es wird Sie nicht wundern, dass neunzig Prozent aller Männer, denen ich nach der Geburt meines Jungen, Jesus, begegnete, so wie heute, dieses Profil erfüllten und noch weniger, wird Sie überraschen, dass für diese arroganten Deppen, der Beweis erbracht war, wenn ich – trotz eines strammen Jungen – ins Laken bluten würde, wenn sie – Halleluja! - zum ersten Mal in mich eindrangen. Zum Glück haben sie mich damals nicht für eine Hexe gehalten und Beweisführungen drauf gehabt, bei denen ich egal wie, drauf gegangen wäre. Sie hatten das Laken und sie hatten meinen Sohn. Da sie die Schlauen und ich nur das Fickzeug war, musste Jesus göttlicher Natur sein. Aber wissen Sie was, Doc?“
„Das muss ich jetzt bezweifeln.“
„OK. Ich sag’s ihnen: Zum Glück war es ein Junge. Hätte ich eine Magdalena geboren, statt eines Jesus, ich hätte sie in der Wüste zurücklassen müssen.“

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (24.12.11)
Mann o Mann.
Hier wird eine Lanze für die Frauen gebrochen. Brutal, schmerzhaft, erstaunlich. Wie die Geburt selbst.
Und das hat mich jetzt schon sprachlos gemacht!

(Kommentar korrigiert am 24.12.2011)

 Lala meinte dazu am 25.12.11:
Hallo Lluviagata,

einer spontanen Idee folgend, schrieb ich es auf. Wenn es einen anderen Blickwinkel gestattet, dann ist es aufgegangen. Seit gestern abend denke ich darüber nach ob man nicht eine neue Geschichte daraus entwickeln kann. Hoffentlich hast Du Deine Sprache wiedergefunden. Angenehme Feiertage wünscht

Lala
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