Mutspruch oder Wutspruch

Satire zum Thema Verliebtheit

von  loslosch

Praecipue multivola est mulier (Catull, ~85 v. Chr. bis ~55 v. Chr.; Carmina). Besonders unersättlich ist das Weib.

Kurz und bündig von einem Endzwanziger aufgeschrieben. Klangvolle, vokalreiche Sentenz: 13 der 27 Buchstaben sind Vokale. Multivola, die vielerlei Begehrende, die Unersättliche. Wie konnte der im jugendlichen Alter von etwa 30 Jahren verstorbene Catull so kenntnisreich sein? Dazu brauchte der Verfasser dieser Zeilen weit mehr als ein Doppeltes an Lebensjahren und -erfahrung. Neulich stand er vor der Tür seiner Lieblingsmetzgerei. Dort prangte die knappe Mitteilung: "Wir bedauern ... Vorübergehend geschlossen."

In Windeseile verbreitete sich die Fama, der Chef der Ladenkette habe seine hausbackene Ehefrau durch eine junge Dame ersetzt. Nunmehr stehe sie (natürlich die Ladenkette), bedingt durch den aufwendigen Lebensstil der neuen Angetrauten, unter Zwangsverwaltung.

Da hatte man es! Somit dürfte sich der damals fast jugendliche Catull in dieser Thematik gut ausgekannt haben.

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Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (20.01.12)
Ich finde die Sprünge (von der Metzgerei/Ladenkette zu den Frauen zur Zwangsverwaltung - ? - zu Catull; war Catull Metzger oder Betreiber/Besitzer einer Ladenkette?) wenig nachvollziehbar, maestro di lotino.
d. d. U.

 Lluviagata meinte dazu am 20.01.12:
Doch ist es, Mister B. ;)
Sie, die Ehefrau, hat den ganzen Laden leergef....uttert. :)))
Wobei ich aber glaube (weiß- *kicher*), dass Weiber in/zu anderen Gelegenheiten unersättlicher sind.

 loslosch antwortete darauf am 20.01.12:
... Nunmehr stehe sie (natürlich die Ladenkette), bedingt durch den aufwendigen Lebensstil der Angetrauten, unter Zwangsverwaltung ...

der aufwendige lebensstil stellt den zusammenhang her. die multivola (multivora, die gefräßige, wäre ein lat. neologismus) hatte einen hohen in-vest-iven bedarf (klamotten, bes. pelzmäntel), und der verzückte göttergatte investierte somit zu viel in die neue flamme, uli. und den laden hat die neue natürlich nur metaphorisch leergef..., andrea. danke euch beiden.

weil es eine erlebte geschichte ist, habe ich eben die ladenkette gegoogelt. da steht immer noch der alte sums. danke at all. lothar

 tigujo schrieb daraufhin am 20.01.12:
;-)
Der Gedankensprung von Mulier zu Metzger ist geradezu offensichtlich, wenn man länger darüber nachdenkt. Ich grabe in meiner Catull-Schatulle und finde folgende Zeilen in seinen bis dato noch unentdeckten Werken, wenn ich sie richtig übersetzt habe:

Meine Frau ist keine Frau,
denn sie ist mir zu ersättlich:
Wird es fleischlich ehebettlich
ist sie - lese Mann genau -
ist sie schon mit Nichts zufrieden.
Auch nicht gut. Wir sind geschieden.

lg tigujo

 loslosch äußerte darauf am 20.01.12:
tja, so wirds gewesen sein. der metzgermeister ist ans brüllende schlachtvieh gewöhnt. lo

 FrankReich ergänzte dazu am 28.08.23 um 12:17:
Wenn der Begriff "Weib" als Platzhalter für "Ehefrau" oder auch nur "Frau" steht, müsste die Satire sich eigentlich gegen Catulls Denkweise, aber besonders gegen die des Metzgers richten, denn der eine verallgemeinert und der andere hat offenbar nicht begriffen, was er an seiner ersten Frau hatte. 🤔

Ciao, Frank

 EkkehartMittelberg (20.01.12)
Catulls Spruch wurde literarisch schön umgesetzt in dem Märchen "Vom Fischer und siner Fru".
Solange die Verwaltung des Geldes eine Domäne der Männer war, konnte/ musste der Mythos vom unersättlichen Weib entstehen.
Der Mythos von König Midas ist ein Beispiel für die unersättliche Gier von Männern.
Ekki

 loslosch meinte dazu am 20.01.12:
Manntje, Manntje, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
myne Fru de Ilsebill
will nich so, as ik wol will.

den spruch kann ich seit urzeiten auswendig, ekki. vermutlich aus der quinta. von der geschichte habe ich jedoch nicht den hauch einer erinnerung. wohl keine pädagogische glanzleistung damals.

der lit. hintergrund fehlte mir. gleichwohl ist in meiner satire auch etwas "männerfeindliches" drin. den metzgermeister lockte das ewig junge weib. danke für die flotte deutschstunde usw. lothar

 loslosch meinte dazu am 20.01.12:
gaaanz toll. jetzt weiß ich auch, nach dem trip in die antike (könig midas), woher das bonmot "binsenweisheit" stammt.
Graeculus (69)
(16.07.16)
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 loslosch meinte dazu am 16.07.16:
das somit ist ein unmöglicher, satirischer "vorgriff".
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