Wehemir, Zerfahrenheit und Raffinesska.

Erzählung zum Thema Liebe und Freundschaft

von  franky

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    Sie flüsterte Zerfahrenheit eine Blütenweiße Liebeserklärung in sein Ohr.
„Muss erst die Geburtstagstorte aus deinem Gesicht und Körper entfernen.  Werde dann sehen was noch übrig bleibt.“ „Ich heiße: Raffinesska.) Schillert sie zuckersüß aus ihren Honigaugen über dem Kuchenmund.
    Dem Teufel kosteten die Aufräumungsarbeiten ein Heiden Gelt. Davon besaß er ja eine Menge. Erschwerend kam hinzu, dass am Himmel schwarze Wolken einen dicken Bauch von Regen und Hagelkörner mit sich führten, die sie über der Unglücksstelle ablassen beabsichtigten. Ein beachtliches Krähengeschwader stieg auf und schnabelten den Wolken eine triftige Bedrohung in die Wolkenschiffs-Kommando-Station. Sie taten das nicht, um dem Teufel einen Gefallen zu tun, sondern zum Schutz ihrer brütenden Frauen. Für genügend Nachkommenschaft muss gesorgt werden. Daraufhin korrigierte der Wolkenberg seinen Kurs und bewässerte stattdessen einen Palmenhain und einen fast ausgetrockneten Burgteich.
    Wehemir und Zerfahrenheit wurden noch nicht bewusst, dass sie in Zukunft in zwei verschiedenen Jahrhunderten leben sollten. Der Schwarze Boss hat seine Drohung zum Teil wahr gemacht.
    In Wehemir tat es einen kleinen Urknall, als er in Teufels Windeseile durch die Jahre zurück verdonnert wurde. Zum Glück, hielt er Weheline grade fest in den Armen, so kam auch sie mit in die Vergangenheit. Über Serpentinen, Steilwänden, Sandwüsten und verschneiten Gletschern. Total erschöpft tauchten sie aus dem Teich im Burghof auf, der jedoch noch nicht so verlottert war, wie in hundert Jahren später. Aber Wehemir hat seine Axt in der Zukunft vergessen. In der auch jetzt schon alten Eiche brütete eine Krähe einen baumstarken Nachkommen aus. Er hatte die Male, über hundert Jahre alt werden zu können. Dann wird er sich erinnern können, was gewesen sein wird.   
  Wehemir und Weheline stand nun die Aufgabe ins Haus, eine lückenlose Erbfolge zu gründen, die bis in Hundert Jahre reichen soll. Die beiden zogen sich in eine gemütliche Kammer in die Burg zurück und begannen ihr Werk mit vollem Einsatz.
    Zerfahrenheit hatte mit sichtlicher Hingabe Raffinesska halbwegs aus der Kuchenmasse befreit. Versonnen fährt er über die sündhaft schönen Kurven und Weichen der fast schlafenden Schönheit. „Die könnte mir schon gefallen;“ Summte es in seinem Kopf. „Und warum tust du dann nichts?“ Zerfahrenheit ließ augenblicklich von ihr ab, „Die hat meine Gedanken gehört!“ Raffinesska streckte ihre Arme aus und setzte nach: „Lass mich nicht vor Sehnsucht sterben.“ „Na, na! So leicht stirbt es sich nicht!“ Er nahm ihre Arme und drückte einen flüchtigen Kuss auf die Handfläche.
  Oma Luzifinska kann von ihren Bodygards aus der misslichen Lage befreit werden. Nichts desto trotz wurde das Unterhaltungsprogramm in aller  Pracht in der Halle abgezogen. Grauenhafts Söhne schluchzten einen von Schleim triefenden Geburtstags-Hymnus. Eine musikalische Rohrtrommel steppte einen wilden Husarenritt aufs Parkett. Eine vor Selbstsicherheit strotzende Krähe intapretierte „Lalabay“ von Nico Back. Kolibakterien und Klärschlamm fochten einen erbarmungslosen Kampf aus. Als Klärschlamm verdient gewonnen hatte, schluckte er die Kolibakterien in grauen Mengen, verschickte sie zu Zahnpaste und Rasierschaum. Seit dem wird mir immer spei übel, wenn ich so was ins Gesicht bekomme. Das ich es nicht verheimliche: Den Wettbewerb gewann ein überdimensionierter altmodischer Wecker. Er klickte seine 9 Vorsignale in ein herzzerreißendes Gitarrensolo, um dann sich mit dem Hauptsignal wie ein Orgasmus in die aufs letzte angespannten Gehörgänge zu ergießen. Vor Begeisterung entzückte Zuhörerinnen warfen Büstenhalter und gebrauchte Slips auf die Bühne. Der kurz und breitbeinige Wecker strahlte mit seinen goldenen Zeigern über das ganze, schwarze Zifferblattgesicht. „Hundert  Jahre stand ich am Nachttisch von Oma Luzifinska, habe selten so gelacht wie heute.“ „Nun steht an seiner Stelle eine Mini-Atomuhr, die hat vielleicht noch weniger zu lachen, aber strahlen kann sie.   
    Die Neugierde wusste vor Angebote nicht, wo ihr der Zipfel stand. „Nun soll ich alles über hundert Jahre erkunden und in meinen Ranzen sammeln!“ „Wehemir und Weheline, die sich in der Rolle der Ur Ur Urgroßeltern betätigen, sind einer immensen Herausforderung ausgesetzt.“ „Das
können sie der Arschgeige von Luzifer verdanken.“ 
  Zerfahrenheit wurde bis aufs Letzte Haar von Raffinesska inhaliert. Sein erst zaghaftes Abwehrfeuer riss Raffinesska aus der nur schwachen Verankerung. Die beiden schwebten auf triefenden Wellen und ritten auf Rücken von Nüston zurück in die Burg. Triangeln betörten mit fantastischen Obertonreihen den Heimgang. Die Neugier: „ Wer hätte das je gedacht.“ 
  Luzifer dopte wie vom Blitz bezüngelt in seinem Bombenkrater. „Hoffentlich kann dieses miese Weibsstück von Raffinesska den einfältigen Schlendrian Zerfahrenheit unter meine Fittiche bringen. Wenn nicht, dann wird sie ein Schuppenherz verpasst bekommen.“ In Luzifers Transplantations-Klinikum laufen bereits sehr erfolgreich Versuche, ganze Menschnhälften zu transplantieren. In ihrem für diese zwecke spezialisiertem Kühlhaus hängen in Reihe und Glied säuberlich aufgespießte linke Menschenhälften. In den Rechten befindet sich im Hirn die Seele und die kann man nicht konservieren. Die Warteschlange von Anwärtern ist teuflisch lang! 
  In seiner Stadt: „Pompösia" werden die fortschrittlichsten Techniken eingesetzt. Vom Hauptbahnhof geht 24 stunden ein einziger Zug in alle Richtungen. System funktioniert wie an einem Riesigen Skilift. Ein bis 4 Personen bekommen eine mit höchsten, neuesten  Wissensstand ausgestattete Gondel. Niemand muss warten, es läuft wie am Schnürchen. 
  Von Montag bis Freitag fahren auf den voll automatisierten Autobahnen nur LKW. BKWs bleiben Samstag und Sonntag reserviert. Unfälle gibt es so gut wie keine. Der Teufel ist nur an den irdischen Autostraßen interessiert. Dieses unsinnige Schlachtfeld wird gnadenlos in sein Programm aufgenommen. Unsichtbare Räumkommandos sind ständig unterwegs, um aus und Hinfälliges Menschenmaterial einzusammeln. Nirgends sonst wird aus Dummheit und Sturheit so viel Leid geboren, was den Teufel teuflisch freut! 
  Raffinesska lud nach einem ausgeheitertem Nachmittag Zerfahrenheit ins Kino ein. „In Pompösia kommt ein historischer Streifen über „Ritterburgen vor hundert Jahren.“ Zerfahrenheit war einverstanden, so kuschelten die beiden in der hintersten Reihe. Als Zerfahrenheit Wehemir und Weheline in einer großen Kinderschar auf der Leinwand erblickte, gerieten seine Sensoren außer Kontrolle. „Das ist doch ein Teufelswerk!“ „Was
wird da gespielt!?“ Unentwegt fuhren Gedankenzüge in seinen Kopfbahnhof.
  Die Neugier: „Wenn Zerfahrenheit wüsste, dass er 100 Jahre in die Zukunft katapultiert wurde.“

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© F. Puschnik

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