Im Schatten

Monolog zum Thema Abgrund

von  mondenkind

Psst! Hier bin ich. Nicht so laut! Ja, hier, hinter dem Vorhang..
Wenn dir dein Leben lieb ist, dann tu es mir nach. Vertrau mir. Sie werden gleich kommen. Hörst du sie nicht? Zuerst hämmern sie gegen die Tür. Das Holz splittert und schon stehen sie im Flur. Gnadenlos. Vernichtend.
Woher ich das weiss? Ich habe es schon erlebt.
Doch sie kommen immer und immer wieder.
Glaub mir, zum Glück sind die Vorhänge so dick. Da höre ich die Schreie nicht so laut. Doch mit der Zeit hat sich der Staub darauf gelegt und es fällt mir immer schwerer dahinter zu atmen.
Die anderen sagen, ich hätte Glück gehabt, dass ich mich hier verstecken konnte. Es hätte mir das Leben gerettet.
Dabei ist es längst noch nicht vorbei. Sie kommen doch. Hörst du?
Die Tür! Sie hämmern! Komm her!
Aber verrate mich nicht.
Sie sagen, dass sie die Vorhänge abnehmen, wenn ich nicht endlich vergesse..

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (30.05.12)
Erinnert mich ein wenig an die Schlussszene in Romeros "Die Nacht der lebenden Toten".

 mondenkind meinte dazu am 01.06.12:
uahh.. *schauder* :)

 Isaban (30.05.12)
Es liest sich, wie ein Besuch in der Nervenheilanstalt, wie die Ansprache eines der dort Behandelten an einen Außenstehenden, vielleicht auch nur wie das Gespräch des Verstörten mit einer Fantasiefigur, die einzig seinem verwirrten Hirn entspringt.
Die Grauen, die er erlebt, sind für ihn real, waren einst real und er wird sie einfach nichrt mehr los; er schafft es nicht, dieser Welt von damals zu entkommen und er versucht auf seine Weise, die anderen (Besucher/Außenstehenden) zu beschützen, sie mit in seinen Rettungswinkel zu nehmen, in diesen Winkel seiner Realität, aus dem er sich nicht mehr heraustraut. Er ist nur noch ein Geist, vielleicht noch körperlich vorhanden, aber mit dem Kopf in einer anderen Dimension, einer Dimension, die er genau so wenig verlassen kann, wie die anderen wirklich zu nihm vordringen können. Sehr eindringlich geschrieben.

Liebe Grüße,
Sabine

 mondenkind antwortete darauf am 01.06.12:
danke für deine feinen beobachtungen, sabine!

 AZU20 (30.05.12)
Sehr eindringlich, wenn ich auch ein wenig rätsele. LG

 mondenkind schrieb daraufhin am 01.06.12:
rätseln ist ja per se nichts schlimmes.. :)
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