Ausblick

Alltagsgedicht zum Thema Nachbarschaft

von  Didi.Costaire

Dieser Text ist Teil der Serie  Immer weiter
Der Tag ist hell, die Luft ist lau,
und Sonne gibt’s zuhauf.
Der Himmel leuchtet strahlend blau.
Ich mach das Fenster auf.

Frau Zimmermann von nebenan
hat Wäsche aufgehängt.
Ihr Ehe-, Buh- und Hintermann
blickt eher angestrengt.

Asthmatisch röhrt es vor dem Haus.
Dort steht wohl Oma Pumm.
Sie geht bloß selten weiter raus,
bewegt sich nur noch krumm.

Ganz oben haust Herr Oberlein,
vom Leben arg bedient,
pfeift sich ein frühes Bierchen rein,
plus Teer und Nikotin.

Der Pensionär im Erdgeschoss
guckt regelmäßig fern.
Er schnarcht wie ein Rhinozeros,
auch wenn mal Kinder plärrn.

Die eine putzt, der andre schaut,
was wieder andre tun.
Man holzt und hämmert, kocht und kaut,
und rupft so manches Huhn.

Der Kackreiz treibt den großen Hund,
ein Mensch folgt angeleint.
Man sieht den braunen Haufen und
des Frauchens blassen Teint.

Die Leute sind wie du und ich
und niemand ist ein Held.
Ein jedes Wesen wurstelt sich
durch seine kleine Welt.

Ich bin gedanklich abgeschweift.
Dann höre ich die Kuh,
vom Nachbarhaus, die ständig keift,
und mach das Fenster zu.

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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (30.08.12)
variante:

vom Nachbarhaus, die ständig keift,
und ruft: "mach´s Fenster zu.

die wollen täuschen!

ein Mensch folgt angeleint.

das ist nahe an heinz erhardt. (reinhard mey: ich wollt, ich wär mein hund.) lo
AronManfeld (43) meinte dazu am 30.08.12:
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 Didi.Costaire antwortete darauf am 30.08.12:
Tja, Lothar, mit gewissen Leuten sollte man auf keinen Fall per Du sein, sonst bekommt man das Fenster vorm Kopf zugeknallt.
Danke für deinen Kommentar und den Heinz!
Schöne Grüße, Dirk
@ Aron: Das sagt Helga auch immer.

 TassoTuwas (30.08.12)
Hallo Dirk, schön hammers. Bist zu beneiden. Sagte nicht der Makler, "Wohnen mit Ambiente". Liebe Grüße TT

 Didi.Costaire schrieb daraufhin am 30.08.12:
Da hätte der Makler sogar recht. Stell dir vor, wie schrecklich es wäre, nach dem Öffnen der Fenster ins Nichts zu schauen...
Liebe Grüße, Dirk

 Jorge (30.08.12)
Nichts geht über tolle Nachbarn.Fantasievolle "Beobachtungen"

 Didi.Costaire äußerte darauf am 30.08.12:
Ja, lieber Jorge, Beobachtungen und Fantasie vermischen sich gerne.
Danke für deinen Kommentar und schöne Grüße, Dirk

 AZU20 (30.08.12)
Sehr genau beobachtet. LG

 Didi.Costaire ergänzte dazu am 30.08.12:
Das freut mich! LG, Dirk
Regentrude (53)
(30.08.12)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 30.08.12:
Hallo Paradiso,
vom "Handbreit Augenzwinkern unterm Fensterbrett" lese ich gerne und es entspricht toll in Worte gefasst genau meinen Intentionen beim Schreiben.
Herzlichen Dank dafür und schöne Grüße, Dirk

 Emotionsbündel (30.08.12)
Deine Ausblicke sind lebensnah und lebendig beschrieben, mein liebster Dirk, ich kenne sie alle, hehe, sogar den Kackreiz, mit und ohne Dr. )
Besonders gut gefällt mir übrigens der Bogen, den du vom Fenster öffnen zum Fenster schließen ziehst - unsere Ausblicke, ich freue mich :-**

Liebliche Grüße,
Judith

P.S.: Ich würde gerne die alte Keife gegen deine Oma Pumm tauschen
(apropos Pumm: klasse, wie du die Namen eingeflochten hast)

 Didi.Costaire meinte dazu am 30.08.12:
Liebe Judith,
gemeinsame Ausblicke befriedigen und erweitern die eigene Gefühle und Bedürfnisse und ich finde es toll, wie wir sie erleben. :-*
Nachbarn und Kollegen hingegen kann man sich im Normalfall nicht aussuchen, aber wenn sie einen auch manchmal nerven, inspirieren sie wenigstens.
An den Namen "Pumm" konnte ich mich übrigens dunkel erinnern, weil weiland ein gleichnamiger Peter (den wir an dieser Stelle ja auch nicht völlig vergessen wollen) für Bayern München kickte, und so hatte ich etwas, was sich auf das Adjektiv "krumm" reimt.
Danke für deine Worte und herzliche Grüße, Dein Dirk

 Lluviagata (30.08.12)
Viele Menschen, viel zu sehen, wenig Ruhe. Paradiso hats auf den Punkt gebracht.
Gefällt! ♥

 Didi.Costaire meinte dazu am 30.08.12:
Im Gedicht habe ich natürlich komprimiert, sonst gäbe es zu viele Strophen über leere Straßen und dem Leser würde langweilig werden.
Danke für deinen Kommentar und schöne Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg (30.08.12)
Dirk, du bringst das Banale so humorvoll zum Schweben, dass man es lächelnd akzeptiert, so, wie es ist.
Liebe Grüße
Ekki

 Didi.Costaire meinte dazu am 30.08.12:
Ja, so soll es sein.
Danke für deine wohlformulierte Analyse und liebe Grüße, Dirk

 Isaban (30.08.12)
Wie wäre es denn in S5 mit

"Er schnarcht wie ein Rhinozeros,
wenn draußen Kinder plärrn." ?

Der Rest ist witzig und gut eingefangen, einzig dieser Vers entspricht nicht dem normalen (und hier ansonsten recht anschaulich verwendeten) Sprachgebrauch.

Liebe Grüße,

Sabine

 loslosch meinte dazu am 30.08.12:
natürlich geht "wenn". (wenn wie immer wenn.) "da" ist bezugslos, locker vom hocker. dem p. ists gleich, was passiert, er schnarcht halt ...

so, ich geh jetzt in die schn...position. ZZZZZzzzzzz.....

 Didi.Costaire meinte dazu am 30.08.12:
Hallo Sabine,
das optimale Wort an der Stelle habe ich bislang vergeblich gesucht. "Da" ist in der Tat nicht so umgangssprachlich wie der Rest des Textes; außerdem wird es häufiger im kausalen Sinne anstatt für Gleichzeitigkeit verwendet. "Wenn" gefällt mir aber auch nicht so recht, weil es in erster Linie konditional benutzt wird und das Schnarchen des Pensionärs völlig unabhängig davon ist, was um ihn herum geschieht. "Wo" hört sich an, als säßen die Kinder auf seinem Schoß, "als" geht nur in der Vergangenheit.
Am besten gefällt mir gegenwärtig das im gesprochenen Vortrag an der Metrik vorbeigemogelte "währ'nd", das allerdings in geschriebener Form gewöhnungsbedürfig aussieht.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk
@ Lothar: Was läuft denn in der Glotze?
(Antwort korrigiert am 30.08.2012)

 Didi.Costaire meinte dazu am 30.08.12:
P.S.: Nun habe ich noch einen besseren Vorschlag bekommen und ihn eingebaut.
Scrag (24)
(30.08.12)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 30.08.12:
Hallo Markus,
es freut mich, dass dir meine Zeilen gefallen.
Danke für die Rückmeldung und liebe Grüße, Dirk
ichbinelvis1951 (64)
(30.08.12)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 30.08.12:
Ach Klaus, wenn ich deine Zeilen lese, habe ich das Gefühl, ICH müsste mal Urlaub auf dem Dorf machen.
Danke und liebe Grüße, Dirk

 HerrSonnenschein (30.08.12)
Ein wahrhaft schöner Ausblick! Toll geschrieben. LG Jörg

 Didi.Costaire meinte dazu am 30.08.12:
Vom Sonnenschein steht was im Gedicht und Herr Sonnenschein steht mit seinem Kommentar darunter. Wenn das nicht passt!
Danke und liebe Grüße, Dirk
SigrunAl-Badri (52)
(30.08.12)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 30.08.12:
Hallo Sigrun,
die Strophe gefällt mir selbst auch am besten.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk
Käuzchenkuhle (57)
(30.08.12)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 30.08.12:
Hallo Käuzchenkuhle,
das ist sozusagen ein Mann für alle Fälle.
Fein, dass dir mein Gedicht gefällt. Danke für deinen Kommentar und schöne Grüße, Dirk
Steyk (61)
(31.08.12)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 31.08.12:
Hallo Stefan,
es freut mich, wenn das Gedicht den Leser an eigene Beobachtungen erinnert.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 plotzn (04.09.12)
Wer so einen Ausblick hat, braucht keine Glotze mehr
Die Sprache passt gut zum Beschriebenen, Dirk.

lg Stefan

 Didi.Costaire meinte dazu am 04.09.12:
Schön, dass dir diese Daily Soap gefällt, Stefan!
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 Bergmann (06.09.12)
Diesmal Schwachstellen, vor allem:

Kackreiz: minus
Stimme Isabans Vorschlag für Strophe 5 zu.
Teint: schwach

Immerherzlichst: Uli

 Didi.Costaire meinte dazu am 06.09.12:
Hallo Uli,
die Meinungen sind unterschiedlich, siehe Jacks Reaktion unten. Auch ich würde den deftigen Kackreiz und den optischen Reim hier nicht rausnehmen.
Vielen Dank aber für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk
Jack (33)
(06.09.12)
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Jack (33) meinte dazu am 06.09.12:
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 Didi.Costaire meinte dazu am 06.09.12:
Hallo Jack,
du bist auf die Passage, die auch ich als Autor am interessantesten finde, näher eingegangen und hast die Zusammenhänge profund und spitzfindig herausgefiltert.
Danke dafür und für die guten Wünsche!
Schöne Grüße, Dirk
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