Märchen von Venus in Schwarz und Pino.

Märchen zum Thema Liebe und Sehnsucht

von  franky

*

Das Märchen von Venus und Pino.

Pino war ein ängstlicher, unsicherer Knabe. Venus hingegen eine Weltoffene weibliche Schönheit. Pino ein Junge, mit struppigem Haar und Sommersprossen am ganzen Körper. Am liebsten würde er sich selber in einen Käfig sperren, damit ihm niemand etwas anhaben konnte. Venus dagegen schlüpfte ihn alle schönen verführerischen Gewänder um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Pinos Maßstab ging nur bis 99, nie bis hundert. Es reichte nie für ganz oben,
da fehlte die letzte sprosse. Bei Venus machte das Glück immer einen Spagat, sie gewann alles doppelt und noch öfter. Pino zog um alles Bedrohliche einen weiten Bogen, dadurch war sein Lebensweg um vieles länger als der von Venus. Ein Paar so verschieden wie es größer nicht sein könnte. Für Pino galt seine Venus alles. Er nannte sie stets, „Venus in Schwarz“, wegen ihrer wunderschönen schwarzen Locken, sie war schön wie ein Engel. 

Ein herrliches Segelboot mit großen weißen Segel fuhr über das blaue Meer und sammelte bunte Fische ein. Der Mann am Steuer war stolz über sein prächtiges Boot und seinen reichen Fang von Fischen in den herrlichsten Farben.
Wem wird er sich wohl als nächste schöne Frau angeln? Ging durch seinen Kopf.
abends setzte er sich auf das Deck seines Schiffes und spielte mit einer Gitarre zum Anblick der untergehenden Sonne. Ein zauberhafter Sonnenuntergang, wie ihm der  Himmel jeden Abend der Erde schenkt. Herzen die ihre Sehnsucht ins Feuer des Abendrotes tauchen, stehen wie gebannt vor diesem Naturschauspiel.
Venus stand am Ufer und lauschte den betörenden Klängen der Gitarre und ließ sich
von den goldenen Sonnenstrahlen umarmen und über die Haut gleiten, als wären
sie Versprechungen einer aufkeimenden Sehnsucht. Das Lied vom unbekannten Mann auf dem Segelboot begann die Seele von Venus einzuspinnen. Ohne es zu wollen wurde sie plötzlich eine Gefangene des Mannes mit den bunten Fischen und den schwingenden Seiten. Wie von unsichtbaren Mächten geleitet, besteigt sie das weiße Segelboot und feiert mit dem Mann ein rauschendes Fest. Venus konnte anfangs überhaupt nichts gefährliches feststellen, es schien alles voll Glück und Fröhlichkeit. Es war gänzlich unvorstellbar, dass hier ein Seelenfischer sein gnadenloses Handwerk ausüben würde. Pino sah vom weitem zu und konnte nichts dagegen tun, den Venus rief nicht einmal: „Pino, hilf mir!“ So begann ein Weg über viele Stationen von Sehnsucht, Leid und Weh, ohne dass Pino sie retten konnte. 

Pino nahm einen außergewöhnlich mühsamen weg. Er lief über Zäune und Schranken.
Er wollte keine Strasse benützen, da könnte ihm was passieren. Pino stolperte auf seinem Weg und stürzte ab. Raff sich wieder auf! Setzte seinen Weg unverdrossen fort. Trip, trapp, tripp trapp. Jeder Zaun führt zu einem Tor, wo man ihm Einlass gewähren wird. Auf seinem Weg sah er keine bunten Fische, doch zierliche kleine Vögel, die sangen ihm einen lieben Gruß ins Ohr und gaben ihm den Weg frei.
Pino übernachtete unter den schützenden Ästen einer Trauerweide. Er fragte sie: „Was bedrückt dein Herz? Warum lässt du deinen Kopf so hängen?“ Die Trauerweide mit kläglicher Stimme: „Meine Wurzel wachsen aus einem gebrochenem Herzen, das seine unerfüllte Liebe begraben musste.“ Durch meine Äste und Blätter steigen immer noch die vergossenen Tränen auf; Ich werde erst erlöst sein, wenn zwei Menschen ihr verlorenes Glück unter meinem Dach wieder finden.“ Pino sammelte diese Tränen, die glitzerten wie Morgentau und verwahrte sie an seinem Herzen. Am nächsten morgen setzte sich ein Marienkäfer auf seine Hand. Dem fehlte ein Punkt. Pino fragte, wo er den seinen schwarzen Punkt verloren habe? Der Marienkäfer flüsterte Pino ins Ohr: „Du hast Glück! Male den fehlenden Punkt auf meinen Flügel und ich werde dir einen Wunsch erfüllen.“ Das tat Pino und dachte dabei sehnsüchtig an seine Venus in schwarz, er möchte sie wiedersehen. Pino setzte den Marienkäfer auf seinen Zeigefinger und wartete bis der kleine Glücksbringer mit dem Wind davonflog. Pino setzte seine Reise über die Gartenzäune und anderen Absperrungen fort. Tripp, Trapp, tripp trapp, so mancher Sturm wollte ihm den Weg versperren, doch die Liebe zu Venus in schwarz war viel stärker.       

Ein flinker Zaunkönig fragte Pino, wohin seine seltsame Reise Führe? Da klagte Pino über seine Ängste und stellte ihm zaghaft die Frage: „Wie weit ist es noch bis zum nächsten Tor?“ Der Zaunkönig drehte sein Köpfchen hin und her; „Das kommt darauf an, soll das Tor ins Paradies, oder in die Hölle führen?“ „Wie kann ich so was erkennen? Fragte Pino.“
Bevor der Zaunkönig eine Antwort geben konnte, setzte eine graue Katze zum Sprung
auf den Zaunkönig an. Der aber kann im letzten Moment die Flucht ergreifen. So
hatte Pino keine gültige Auskunft bekommen. Ein vorwitziger Spatz war der
nächste auf seinem mühsamen Weg über Pfähle und Balken, den Pino seine Frage stellen konnte. Der Spatz hüpfte von einem Bein auf das Andere und drehte seinen Kugelrunden Kopf nach allen Seiten, ob da keine Gefahr im Anzug sei und wo es etwas zu schnabulieren gäbe. Ein Tor kann ich mir nicht erinnern gesehen zu haben, dort wäre für mich bestimmt viel zu wenig Futter vorhanden.

Venus feierte fröhlich Hochzeit mit dem Mann. Bekam im laufe von Jahren, zwei
zauberhafte Kinder. Piero und Sandy waren zwei goldige Engel. Vorher zog Venus jedoch mit ihrem Mann in ein Haus, das war schön wie ein Paradies. Der Mann schüttete beim Verlass des Bootes heimlich die bunten Fische ins Wasser und packte seine Gitarre in einen Schrank. Dafür saß er immer öfter im Keller und ließ den Wein und andere berauschende Getränke durch seine Kehle fließen. Dann hatte er streit mit der Sonne und verriegelte alle Fenster, um ja keine Sonnenstrahlen zu Gesicht zu bekommen. Dies aber führte zu Streit mit Venus! Wo sie sich so gerne von den Sonnenstrahlen umarmen ließ. Der Mann hatte das wunderbare Paradies zu einem Gefängnis umgebaut. Venus versank in tiefe Wehmut und Traurigkeit. Der Spiegel zeigte eine junge Frau, Bei der jede Lebensfreude erloschen war. Die zwei Kinder
sind ihr als einziger Sonnenschein geblieben. Die Küsse ihres einmal geliebten
Mannes schmeckten nach Alkohol und Nikotin. Nichts war von der einstigen Zärtlichkeit geblieben. 

Pino setzte indessen seinen Weg auf den Zaunpfählen fort, tripp, trapp, tripp trapp,
legte jeden tag eine weite Strecke zurück, es kam jedoch kein Tor in Sicht.
Pino wollte schon verzweifeln, da endete der Zaun an einem wunderschönen Haus.
Er ruhte sich aus und lehnte sich an die schneeweiße Hausmauer. Ihm war, als hörte er eine traurige Stimme, die versuchte ihr Leid der Sonne zu klagen und dem Frühlingswind mit auf den Weg zu geben. Pino erkannte die Stimme seiner Venus in schwarz? Was ist meinem liebsten Menschen den zugestoßen? Fragte sich Pino. Er schickte eine treue Amsel hinauf auf das Hausdach um seiner Venus in Schwarz zum Trost ein herrliches Lied zu singen und näheres zu erfahren. Bald kamm die Amsel mit Nachrichten zurück, die gar nicht so gut in Pinos Ohren klangen. Es galt nun Venus aus dem Gefängnis zu befreien. Dazu müsste ihm schon ein schlauer Plan in den Sinn kommen. Nun stand da ein Haus mit einem Tor, das gleichzeitig ins Paradies und in die Hölle führen könnte.
In Gedanken versunken bastelte er aus einem Blatt Papier und ein paar Zweigen und einer Schnur einen Drachen, oder so was ähnliches. Als ein Windstoß ihm
diesen Drachen aus den Händen nehmen wollte, kam ihm die Idee! Da schreibe
ich eine Botschaft hinein und lasse ihn zu Venus hochfliegen. Das
gelang ihm prompt. Der frühlingswind war in dieser zeit auf dem Weg, alle grauen Wintergedanken aus den Seelen der Menschen zu blasen. Der Wind nam auch
den Drachen mit einer Botschaft zu Venus Fenster mit Hoch.
Venus stand am offenen Fenster und sah sehnsüchtig den
Wolkenschiffen nach, „die sind bestimmt unterwegs zum Meer mit den bunten
Fischen und den zauberhaften Sonnenuntergängen. Da flatterte plötzlich ein
Kleiner, frecher  Drache vor ihr Gesicht. Venus fing ihn geschickt aus der Luft
und las äußerst überrascht die Botschaft von Freund Pino. Sie trocknete ihre Tränen und schrieb ein bar Worte auf den Drachen und schickte ihn wieder
mit den Wind davon. Pino zog
an der Schnur und las die Botschaft von seiner  geliebten Venus in schwarz: „Pino , Pino, hilf mir! Ich sterbe vor Unglück und Seelenschmerz.“ Das machte Pino sehr
traurig und verwandelte ihn aber in kurzer zeit in einen starken Mann.
Abends als der tag seine Vorhänge zum Schutz der Finsternis zu zog, schlüpfte
eine zierliche, schmale Gestalt aus dem Tor und huschte zu Pino an den Gartenzaun. Sie umarmte ihren Freund und ließ ihr großes Leid auf seine Schultern und besorgte Seele fallen. Pino strich seiner Venus über das sonst so strahlende Gesicht, es war jetzt bleich und von Sorgen gezeichnet. Ihren Augen fehlte die leuchtende Fröhlichkeit. Venus bat Pino: „Hilf mir in den Turm mit den 100 Stufen zu gelangen, dort wäre ich für einige stunden sicher vor meinen so üblen Mann.“ Venus berichtete, dass ihr man
eine schlimme Krankheit befallen habe und deshalb ihr Leben noch viel schwerer geworden sei. Pino nahm sich das alles zu Herzen und versprach, alles in seiner Macht stehende zu tun, um seiner Venus zu helfen. aus den Tränen der Trauerweide knüpfte er eine Perlenkette, die würde die Fröhlichkeit in ihre Seele und Herz zurück bringen. Pino legte die Perlenkette um den Hals seiner Venus in schwarz. Als Venus nach diesem kurzen Besuch wieder unter dem Torbogen verschwand, trang plötzlich ein wildes Geschrei an sein Ohr. Das Haus war von wütenden Flüchen und zersplitternden Glas erfüllt. Vor Angst zusammen gezuckt, stand Venus unter diesem Unwetter eines unbeherrschten Menschen. „Wo warst Du“ Wem hast du schöne Augen gemacht!? Ich werde dir schon wieder die Flausen aus deinem dummen Schädel peitschen!“
Wie ein Wunder prallte diese Beschimpfung an Venus Seele ab. Pino besorgte den Schlüssel zum Turm mit den 100 Stufen. Dort hin konnte nun Venus flüchten, wenn ihr wütender Mann ihr das Leben zur Hölle machen wollte.
Dort oben gab es viele große Fenster. Abends schien die Sonne und Nachts
auch ein gütiger Mond mit seiner glitzernden Sternenschar. Im herbst, wenn die Schwalben ihre Reise nach dem Süden unter ihre Flügel nahmen, nam Venus ein Luftschiff und flog an das Meer mit den bunten Fischen und den strahlenden Sonnenuntergängen. Sie ließ ihren Körper vom Meer umspülen und den Sonnenstrahlen umarmen, ihre Sehnsucht mischte sie in den Farben des Abendrotes am tief blauen Himmel. Die momentane unbegrenzte Freiheit ließ die Liebe in Venus Herz und Seele wieder aufblühen. Sie will
diese Liebe für ihre zwei Kinder Piero und Sandy als Geschenk mit nach Hause nehmen. Es wird der große tag kommen, wo Venus ihre unendliche Geduld bezahlt bekommen wird; Es ist vielleicht nicht heute und nicht morgen, aber etwas
später; Wenn die Lebenswaage wieder ins Lot kommt, dann wird alles Böse mit
Glück aufgewogen, dann wird Venus in schwarz reich belohnt werden.
An so einem tag sass Pino am Gartenzaun und bastelte einen riesigen Drachen.
Er will ihn mit dem Herbststurm zum bösen Mann hoch fliegen lassen. Als Besonderheit behängt Pino den Drachen mit einem alten Fischernetz. Hui! Wie der steigt! Pino musste den Drachen mit beiden Händen festhalten. Als der Drache bei
dem Fenster des Mannes vorbeifliegen wollte, riß dieser Wut entbrannt das
Fenster auf und greift nach dem Drachen. Der Wind windet das Fischernetz über
den Kopf und Hände des Mannes und zieht ihn mit sich fort. Da half das ganze
wilde Geschrei und Gezappel nichts. Pino konnte den großen Drachen nicht mehr
halten. Die Schnur riss es ihm aus den Händen. So flog der böse Mann mit
einen großen Drachen in einem Fischernetz gefangen über den Himmel. Pino sah
wie der Drache mit dem Mann immer kleiner wurde und plötzlich seinen Augen entschwand. Als Venus aus dem Süden in ihr Haus zurückkehrte, war das Gefängnis leer. War zwar überrascht, aber gar nicht traurig. Für sie war dies eine wundervolle Befreiung, die Venus ihren Freund Pino verdanken konnte. sie durfte ihr Paradies wieder einrichten. Seit her lebt sie glücklich und zufrieden mit ihren zwei Kindern. Freund Pino war oft Gast bei seiner lieben
Venus in schwarz. Die strahlte wieder wie die Sonne und von nun an gab es nur noch Freudentränen. Im Wonnemonat Mai führte Pino seine Venus in schwarz vor den Traualtar. Der Weg führte von nun an in eine glückliche Zukunft.
Sie schrieben groß über das Eingangstor:
Freunde die wir lieben, sind uns geblieben.

*
© by F. J. Puschnik

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (22.04.13)
Gern gelesen. LG

 franky meinte dazu am 22.04.13:
Hi lieber Armin,

Danke dir für den Besuch und *chen.

Ganz viele liebe Grüße

von

Franky
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