Klattke beim Bewerbungstraining Teil III: Abschlussfrühstück

Text zum Thema Gesellschaft/ Soziales

von  Klattke

Der letzte Tag des Bewerbungstrainings brach nun an. Man hatte sich zum Abschlussfrühstück verabredet. Jeder Teilnehmer brachte etwas dazu mit. Klattke hatte zugesagt, zwanzig Schrippen zu besorgen. Diese erwarb er auf dem Hinweg in einem Backshop für 5 Cent das Stück und war wie immer 10 Minuten vor 8 Uhr im Seminarraum. Die anderen Teilnehmer trudelten auch alle ein und jeder hatte die von ihm versprochenen Sachen dabei. Man baute die Tische im Kreise auf und begann zu frühstücken.

Wie üblich kam nur schwer ein Gespräch zustande und mal wieder war es Nils Sturm, der es in Gang brachte. "Nun meine Lieben, wie schaut es aus, welche Pläne, Träume, Visionen habt ihr jetzt?" Er schaute in die Runde und schließlich fing Marianne an zu erzählen: "Ich hab es eigentlich ganz gut getroffen, habe jetzt für sechs Monate eine MAE-Stelle in einer Kindertagesstätte, Essen ausgeben und am Nachmittag putzen, kriege ja immerhin ein Euro die Stunde und von glücklichen Kindern bekommt man ja jede Menge zurück!" Cordula meinte: "Ich bewerbe mich nun intensiv um eine Stelle als Kassiererin im Supermarkt. Eine Freundin von mir macht das auch und verdient immerhin fünf Euro die Stunde. Aufstiegschancen zur Kassenaufsicht hat sie auch, dann gibt es fünf Euro fünfzig!" Helmut erzählte, dass er gerade eine Tätigkeit als freiberuflicher Verkäufer angenommen hat, er würde nun Fitnessprodukte vertreiben. Von seinen letzten Ersparnissen habe er sich einen Vorrat zugelegt und nun stehe sein ganzes Schlafzimmer damit voll. Eilens holte er einen Stapel Flyer hervor, gab jedem Anwesenden einen und nahm ihnen die Zusage ab, wenn man Fitnessprodukte benötigte, die bei ihm zu kaufen. Er versprach auch fünf Prozent Zusatzrabatt. Richard träumte von einer Ausbildung zur Sicherheitsfachkraft. Diese hatte er gerade beim Jobcenter beantragt und wartete nun sehnlichst auf die Bewilligung, er habe das Rumsitzen schließlich satt. Claudia erzählte, dass sie ihre vorzeitige Rente wegen Arbeitslosigkeit nun bewilligt habe und jetzt leider zu Hause bleiben müsse. Sie erhielte 435 Euro im Monat und wollte die nächsten Tage zum Amt für Grundsicherung gehen.

Schließlich war wieder Funkstille, die anderen Teilnehmer äußerten sich nicht und das Gespräch verebbte. Nils Sturm sprach nun, wie so oft in der Maßnahme, Klattke an. Dieser saß still da und kaute gerade an einem Hackepeterbrötchen. "Klaus, Sie haben noch gar nichts gesagt, was haben Sie vor zu unternehmen, was nehmen Sie mit aus dieser Maßnahme?" Noch mit halbvollen Mund setzte er schließlich an: "Jetz bin ick aba baff und staune Bauklötza, damit hab ick nich jerechnet, wat meenen Mitstreitern so allet infällt. Peinlich, des ick noch nich soweit jedacht habe und imma noch in Dimensionen von herkömmlicher Arbeet denke. Schließlich jibt et jenuch andere Möchlichkeiten sich in den Arbeetsmarkt zu intergrieren. Villeicht mach ick jetz irjendwo nen unbezahlten Praktikum oda Stundenlohn von drei Euro iss ja ebenfalls nich zu vaachten und steijerungsfähich. Ick kann mir ooch nen Vorrat an Heftpflaster zulejen und die denn jewinnbringend am Straßenrand vakoofn. Eben übaall Chancen, man muss se nur akennen und nutzen…

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Kommentare zu diesem Text

parkfüralteprofs (57)
(10.09.14)
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