Fremdes auf der Zunge

Prosagedicht zum Thema Selbsterkenntnis

von  unangepasste

Ein Ast brach knackend in meine Hände,
als ich an einem glatten Wintertag
den Halt verlor.
Am nächsten Morgen schnitzte ich
aus dem toten Holz
einen Löffel.

Tagein, tagaus
fütterte er mich mit Buchstaben,
die in meinem Magen
heulende Gedichte formten.
Nachts spie ich sie leise aus.

Fahl violett blieb der Geschmack
im Morgengrauen auf der Zunge haften.

Doch Wind erfasste trübe Träume.
Über meinen Schatten sprang ich auf sie zu,
stand strauchelnd neben mir
und war mir selbst
zum Greifen nah.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (07.09.13)
Schreiben ist immer auch ein Weg aus der Umwelt zu sich selbst - und wieder zurück. Stürze, Unannehmlichkeiten, Verwirrungen, Unwohlsein und größte Glücksgefühle eingeschlossen.
Und: Ja, besonders die Nacht scheint all das anzuziehen.
Sollte uns das alles fremd sein? Vielleicht nicht, denn schon Newton sagte und meinte (völlig zurecht): "We are standing on the shoulders of giants!"
Und wenn es durch uns durch geht, dann sind wir diejenigen, die da auf dem Papier stehen, in allen nur möglichen Formen...

 unangepasste meinte dazu am 08.09.13:
Danke für diesen tollen Kommentar. Ich stimme deinen Gedanken zu dem Thema vollkommen zu. Das Zitat musste ich zugegeben erst mal recherchieren, finde es aber sehr passend in dem Kontext.

 HerrSonnenschein (18.09.13)
Deine Worte sind mir nicht fremd auf der Zunge.

 Dieter Wal (30.05.16)
Mag besonders den Buchstaben fütternden Löffel. Deine heulenden Gedichte entwickeln in meiner Fantasie rege Eigenleben.

 unangepasste antwortete darauf am 30.05.16:
Danke für deinen Kommentar zu diesem alten Gedicht. Manchmal überlege ich, die Texte von 2013 zu sperren oder zu löschen, aber letztlich finde ich auch da interessant, was den Lesern durch den Kopf geht.

 Dieter Wal schrieb daraufhin am 30.05.16:
Weshalb sollte nicht nach drei Jahren kommentiert werden?

 unangepasste äußerte darauf am 30.05.16:
Kommentiert schon, aber manchmal mag ich meine alten Texte selbst nicht mehr ...
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