Lied der Tausend liebenden Herzen.

Lyrischer Prosatext zum Thema Leidenschaft

von  franky

*

Ein wenig von Gestern übrig geblieben.

Es ist fast ein ganzer Kuchen. Ein kleines Stück fehlt davon.
Ich hab die 8 Eier doch selber verrührt. Der Kuchen ist
geduldig und für 4 Personen zugeschnitten. Es haben auch 6 daran genug.
Ja ein Glas ließ ich zu Boden fallen, weil ich mit beiden Händen beschäftigt war.
Du kannst nur zwei Dinge gleichzeitig festhalten,
das dritte fällt zu Boden, wenn du Glück hast geht es nicht kaputt.

Ich mache eine Hand frei und stelle das Glas ab.
Ich schenke ein. Es schmeckt nach flüssigem Leben.
Es ist etwas unbeschreiblich wunderbar Lebendiges.
Kaum habe ich es zu mir genommen, tut es mir  leid.
Das Glas ist leer und keine Möglichkeit zum Nachschenken.

Ich merke, wie mein Zeigefinger plötzlich zu blühen beginnt.
Ich betrachte die Blüte, es ist ein Orangenbaum. Immer mehr
Blätter und Blüten sprießen hervor. Ich beginne sie zu zählen.
Alles was ich zähle, wird zu Minuten zu Stunden.
Es entstehen unbeschreiblich glückliche Tage.

Wem bin ich Rechenschaft schuldig? Wer ist zuständig für dieses herrliche Gewächs?
Wenn ich den Finger genauer betrachte, diese Blüte besteht aus unzähligen Teilen.
Ich möchte mich aufrichten und einen Schritt weiter nach vorne tun.
Der Baum ist bereits so groß, er berührt die Decke. Ich stelle mich ans offene Fenster.
Eine Taube nähert sich, setzt sich auf einen Ast.
Sie verspricht mir, den Baum mitzunehmen,
wenn ich nicht versäume das Glas wieder zu füllen
und auf den Tisch zu stellen. Ich habe es versprochen.
Beginne zu brennen, ich glühe wie ein Scheiterhaufen.
Nur wenn ich bis zur Asche abbrenne kann die Taube den Baum mit sich nehmen.
Es ist ein Feuer, rot wie das Blut der Erde.
La Paloma nimmt den Baum und fliegt damit hoch in den Himmel.

Mein Herz beginnt zu kochen, es steigen Tränen aus meinen Augen.
Damit fülle ich das Glas, stelle es auf den Tisch. Es beginnt wunderbar zu leben. 

Ich stelle die Frage: Wer ist der Schuldige? Ist da eine Schuld?
Schuld setzt ja ein Vergehen voraus. Ich habe aus dem Glas getrunken, nun steht es wieder da
und kein Tropfen fehlt; Oder Doch?
Dann muss ich jemand suchen der mir das verzeiht. Es ist gut wenn einem auch verziehen wird und nicht stets selber verzeihen muss.

Ich spiele auf einer Harfe, die nur der Frühling bringen kann.
Ich spiele das Lied,
der tausend liebenden Herzen.

*
© by F. J. Puschnik

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (21.11.13)
Gelungen. LG
sasha (47)
(21.11.13)
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